Geständnis

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Am nächsten Morgen wachte Toni alleine auf. Sie und Cheryl mussten gestern wohl eingeschlafen sein, da sie immer noch die Sachen von gestern anhatte.
Sie dachte gerade über den gestrigen Tag nach. Warum hatte Cheryl nur einen Dessous an? Und was hat ihre Mutter schon wieder damit zu tun?
Die kleine Serpent war so gedankenverloren, dass sie garnicht merkte, wie Cheryl im Badezimmer vor sich her flucht.
Erst als die rothaarige mit der Hoffnung, das Toni noch schläft, nur in Unterwäsche ihr Zimmer betritt, richtete sich Tonis Aufmerksamkeit auf sie.
Sie sah von der Seite aus makellos aus. Perfekte Kurven, ein flacher Bauch.
"Morgen", kam es von Toni, dich sich auf die Unterlippe biss, als sich Cheryl erschrocken umdrehte. Erst betrachtete Toni nur ihre Brüste, doch dann viel ihr Blick weiter runter. Zu den Hüften, um genau zu sein.
Denn was sie dort sah, schockierte sie.
An ihrer Hüfte waren viele kleine...'Kratzer'.
"Was hast du da?", fragte sie deshalb besorgt.
"Was...eh-nichts", versuchte sie sich auszureden und zog sich schnell was über.
Warum waren Toni die Kratzer nicht gestern schon aufgefallen?
"Cheryl, lüg mich nicht an"

Diese bekam sofort Tränen in den Augen.
"Es ist schon länger her...manchmal halte ich es einfach nicht aus und...ich weiß es ist total blöd, aber...", schluchzte sie.
Toni stand ruckartig auf und hielt ihre Arme auf. Cheryl verstand diese Geste sofort und ließ sich in ihren Armen nieder.
"Versprichst du mir bitte was?"
"Was denn?"
"Immer wenn du denkst, dass du...alleine bist, rufst du mich an oder schreibst mir okay?"
Cheryl nickte nur und vergrub ihr Gesicht in Tonis Halsbeuge. Cheryl roch ihr Vanilleshampoo sofort und genoss diesen Geruch.
Nach einigen Minuten hatte sie sich wieder beruhigt, doch Toni brannte diese eine Frage schon seit gestern auf der Zunge.
"Cheryl? Kann ich dich was fragen?"
"Was denn?"
"Als ich dich gestern gefunden habe...Warst du nur in einem Dessous. Warum?"
Cheryl antwortete einige Minuten nicht. Sie musste sich eine plausible Lüge einfallen lassen, denn die Wahrheit würde Toni wahrscheinlich vertreiben.
"War Reggie hier?", fragte diese danach.
Cheryl nickte und bekam Tränen in den Augen.
"Es tut mir leid Toni, aber..."
"Er ist nun mal dein Freund...", beendete Toni ihre Entschuldigung.

"Wo ist eigentlich deine Mutter hin?", fragte Toni nach ein paar Minuten Stille.
"Arbeiten", sagte Cheryl abwertend.
"Um halb eins nachts?"
"Sie verkauft ihren Körper für Geld. Und da die meisten Kunden verheiratete Männer sind, geht das nur abends oder nachts"
Toni sagte darauf gar nichts und verzog nur das Gesicht.
"Deshalb wollte ich den einen Abend bei dir bleiben. Manche Kunden bringt sie nach Hause und das war so ein Tag", erklärte Cheryl beschämt.
"Hey, alles gut, ich verstehe das"

Alles was Toni zu dem Zeitpunkt fühlte war Mitleid. Mitleid dafür, dass Cheryl von ihrer Mutter geschlagen wird, die dazu noch eine Hure ist.
Dass sie niemanden zeigen kann, wer sie wirklich ist.
Dass sie alles negative die letzten Jahre in sich hinein verdrängen musste.
Dass sie bis jetzt niemanden davon erzählen konnte.
Dass sie vor Tonis Auftauchen keinen Grund zum Leben hatte.
Und genau das wollte Cheryl nicht. Mitleid.
Sie wollte nicht als schwach abgestempelt werden.
Sie wollte stark sein.
Jedoch wollte sie auch eine Person, die sie aufrichtig liebt, selbst wenn sie schwach ist.
Die ihr zuhört, wenn es ihr schlecht geht.
Die ihr ein Lächeln auf den Mund zaubert, wenn sie nur an sie dachte.
Und es sollte nicht irgendeiner sein. Es sollte eine sie sein.
Denn schon seit Jahren weiß Cheryl, dass sie sich nur zu Mädchen hingezogen fühlt.
Und genau so ein Mädchen hält sie gerade in ihren Armen.
Dieses Mädchen hört ihr zu.
Dieses Mädchen kommt sofort, wenn sie Hilfe braucht.
Dieses Mädchen ist nicht vor ihrer Geschichte zurückgeschreckt.
Dieses Mädchen heißt Antoinette Topaz.
Woher Cheryl ihren vollen Namen kennt?
Der Schulleiter hatte sie so an ihrem ersten Tag auf der Riverdale High genannt.

"Wieso machst du das?", fragte Cheryl nach einiger Zeit der Stille.
"Was mache ich denn?", fragte Toni daraufhin verwundert.
"Wieso interessiert du dich für mich? Mein Leben ist ein absolutes Chaos. Jeder andere wäre spätestens ab den Teil mit der Hure als Mutter abgehauen. Nur du nicht. Wieso?"
"Weil ich glaube, dass du ein besseres Leben verdient hast. Du bist nicht die Cheryl Blossom, die du vorgibst zu sein.
Du bist nicht die arrogante HBIC, vor der alle zurückschrecken.
Du bist eine liebevolle Person, die alles für seine Lieben machen würde.
Du brauchst nur den richtigen Partner dafür. Und das ist nicht Reggie", antwortete Toni ehrlich.
Cheryl wollte die Pinkhaarige gerade wegen dieser Worte küssen, doch diese wich zurück.
"Cheryl...Ich kann das nicht. Ich kann nichts mit dir anfangen, wenn ich weiß, dass du Reggie vögelst. Das wäre ihm ebenfalls unfair gegenüber", erklärte sie bedrückt.
"Dennoch bin ich für dich als Freundin immer da"
Cheryl starrte wieder auf ihre Hände und rang in ihren Gedanken damit, Toni die Wahrheit zu sagen.

"Toni...Versprich mir bitte nicht wegzulaufen, wenn ich dir jetzt etwas erzähle", fing sie schließlich an.
"Nach allem was du mir schon erzählt hast, kann es doch nicht so schlimm sein, oder?", grinste Toni, doch Cheryl guckte weiterhin nur beschämt auf ihre Hände und Toni bemerkte, dass sie etwas falsches gesagt hatte.
"Hey, ich verspreche dir, ich werde dich nicht verlassen", sprach sie schnell danach und legte ihre Hand auf Cheryls. Diese holte tief Luft und fing an zu erzählen.
"Ich habe mit Reggie schon vor 2 Tagen Schluss gemacht. Ich war gestern so knapp bekleidet, weil...", sie fing an zu schluchzen.
"Was ist passiert Cheryl?"
"Meine Mutter zwingt mich im 'Familienbusiness' mitzumachen", sagte sie sehr leise. Doch Toni hatte es verstanden.
"Ich bin eine verdammte Nutte"

Choni - UnzertrennlichWo Geschichten leben. Entdecke jetzt