•♠•♣•5•♥•♦•

14 4 0
                                    

Die Quidditchtrainings waren hart und ich glücklich, dass ich endlich mitfliegen durfte. Aurora jubelte unserem Team jedes Mal zu, wenn wir mal wieder trainierten. Außer wenn es schneite oder regnete, dann  versuchte sie stattdessen Gwen eine Extrastunde Verwandlung zu geben, die dann immer ganz plötzlich eine Verabredung hatte. Einmal hatte ihre Ausrede sprichwörtlich "Ich brauche gerade Sex, keine Verwandlung" gelautet und Aurora war so verdattert gewesen, dass sie es ihr sogar hatte durchgehen lassen.

John Johnson war mittlerweile endgültig überzeugt, dass es kein Fehler gewesen war, Mädchen im Team zu haben und war so überzeugt von Ruby und ihrer rücksichtslosen Spielart ihren Gegnern gegenüber, dass er sie jedes Mal auf die Stirn küsste, wenn er ihr im Flur begegnete.

Wenn ich jemand besonderem im Flur begegnete – er, dessen Namen mittlerweile nicht mehr genannt werden durfte, weil Aurora ansonsten davon zu brabbeln begann, was für ein hinreißendes altes Ehepaar wir abgeben würden – lächelten wir uns mehr oder weniger schüchtern zu.

Ich gebe es zu, ich war der schüchterne Part.

Da, jetzt war es raus.

Ich, eine tapfere Gryffindor, schüchtern.

Skandal!

Wie auch immer, ich genoss diese kleinen Momente, wenn wir uns zwischen den Stunden zufällig auf dem Korridor begegneten oder auf den sich bewegenden Treppen beinahe ineinander liefen und er mir zuzwinkerte oder spielerisch an meinen Haaren zog, um meine Aufmerksamkeit zu erregen. Die er sowieso sofort hatte, es gab für ihn also gar keinen Grund, weiter mit meinen Haaren zu spielen.

Er tat es trotzdem.

Er, ein ernster Slytherin, verspielt.

Skandal!

Gäbe es eine Klatschzeitung, ich war mir ziemlich sicher, dass irgendwer einen Beitrag dazu hätte, dass wir, eine Gryffindor und ein Slytherin, uns auffällig oft zwischen den Stunden begegneten und uns dabei zulächelten oder sogar einige Worte sprachen, was total gegen die Norm sprach. Wir sollten uns doch hassen.

Ja, genau.

Weil alle Slytherins schlecht waren und so.

Wie hatte ich das nur vergessen können?

Anfangs hatte ich tatsächlich so gedacht, dass wir Gryffindors quasi die Besten seien und alle anderen nur Nebendarsteller, die Slytherins waren natürlich die Antagonisten. Aber dann war in meinem dritten Jahr mein Bruder Tullio nach Slytherin geschickt worden und deshalb hatte ich ihn ja nicht automatisch gehasst – auch wenn er das traurigerweise von mir erwartet hatte. Ich hatte begonnen, mir meine eigene Meinung zu bilden, Meinungen, die nicht immer mit denen meiner Eltern übereinstimmten. Aber war es nicht auch mutig, eine eigene Meinung zu haben?

So, wie ich jetzt der Meinung war, dass mein Zaubertrankbuch kompletter Müll war. Da war nämlich ein Rechtschreibfehler drin und wir alle wussten, dass man solchen Büchern, in denen Wörter falsch geschrieben waren, die aber Wissen vermitteln sollten, besser nicht vertrauen sollte.

Und was tat man mit Büchern, wenn sie einen betrügen wollten, nachdem sie einen mit seitenlanger Richtigkeit in Sicherheit gewiegt hatten?

Richtig! Man vernichtete sie. Endlich kam mein Talent für Feuer und Explosionen einmal Nutzen zu.

Gwen schien meine Gedanken zu erkennen, denn sie fuhr von dem Kessel, an dem wir beide arbeiteten, zurück, um möglichst viel Abstand zwischen uns zu bringen. "Modesta, wenn du das tust, was ich meine, dass du-!"

Sie kam leider nicht dazu, ihren Satz zu vollenden, weil ich in der Zwischenzeit schon mein Schulbuch in die Luft gejagt hatte – den Zaubertrank natürlich gleich mit. Vielleicht hätte ich besser bis nach den Unterricht warten sollen.

Games of Grief and Glory || MulciberWo Geschichten leben. Entdecke jetzt