Träume

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Kurz vor halb acht komme ich an der Schule an. Müde reibe ich mir den Schlaf aus den Augen und überquere die Straße. Heute kam ich schlechter aus dem Bett als sonst, das ganze Spekulieren über Daniels Verhalten hat mich bis in meine Träume verfolgt. Und nicht nur das, zu meinem Bedauern hat Mr. Styles auch noch die Nacht über in meinem Kopf herumgespukt. Hannah wird mir nicht glauben, wenn ich ihr davon erzähle. Kopfschüttelnd laufe ich am Lehrerparkplatz vorbei auf den Haupteingang zu, als mich eine tiefe Stimme ruft und zum Stoppen bringt. Mit verschlafenem Blick schaue ich hinter mich.

Warum habe ich angehalten? Ich hätte einfach weiterlaufen können und so tun sollen, als wenn ich Musik hören würde. Aber Nein, ich musste ja so neugierig sein und nachschauen, wer da nach mir verlangt.

"Morgen.", meint Mr. Styles und kommt mit einem Rucksack auf mich zugejoggt. Ein Stöhnen unterdrückend laufe ich weiter. Nur Sekunden später kommt er neben mir an meine Seite geschritten. "Und, wie geht's dir so?", fragt er bestgelaunt und ich rolle leicht mit den Augen. Bis grade eben noch gut, aber dann habe ich ihr Gesicht gesehen.

"Super.", antworte ich ihm knapp und halte meinen Blick starr auf den Gehsteig vor mir gerichtet. Kann er mich nicht einfach in Ruhe lassen? "Das ist schön zu hören.", lächelt er mich an. "Aber scheinst heute ein wenig einsilbig zu sein." Wir kommen an der Treppe an, die hoch zum Eingang führt, und ich bleibe stehen. "Müde.", sage ich lediglich und lehne mich gegen die Steinmauer. "Kommst du nicht mit rein?", fragt er verwundert, aber ich schüttele meinen Kopf. "Ich warte noch auf Hannah, sie wird heute mal gefahren.", erkläre ich und er nickt verständnisvoll.
"Ach so, dann bis später. Ich sehe dich spätestens in Bio oder Deutsch, habe jetzt keine Ahnung was ich als nächstes in deiner Klasse unterrichten werde."

"Ich auch nicht." Gleichgültig zucke ich mit den Schultern. Soll ich umbedingt jetzt daran denken, wie schnell die nächste Stunde bei ihm kommen wird? Solange es geht will ich ihn aus meinen Gedanken verbannen. "Tschau." Mit einer lässigen Handbewegung verabschiedet er sich und geht weg. Den bin ich dann schon mal los.

Erschöpft schließe ich meine Augen. Wie sehr sehne ich mich jetzt nach meinem kuscheligen Bett... Eine Stimme reißt mich aus meinen Gedanken. Schon wieder? Verwirrt blicke ich hoch und schaue gradewegs in Daniels Augen. Aufgrund der unerwarteten Nähe zucke ich zusammen. "Keine Angst, ich bin es nur.", lacht er und fährt sich durch seine Haare. Mein Herz schlägt einige Frequenzen höher. "Hey.", meine ich leicht verlegen, als mir einfällt, worüber Hannah und ich gestern diskutiert haben. Augenblicklich lege ich einen kühlen Blick auf. "Was willst du?"

"Darf ich dir nicht mal Hallo sagen?", meint er amüsiert und betrachtet mich eindringlich. Nein, er soll mich so nicht anschauen, das macht mich ganz nervös. "Doch, klar.", sage ich nicht sehr intelligent und suche nach Worten. Vergebens. Um mein plötzliches Schweigen zu überspielen, nehme ich mein Handy heraus und öffne Flappy Bird, halte das Gerät jedoch so, dass Daniel das Display nicht sehen kann. "Auf wen wartest du?", fragt er mich neugierig und betrachtet, wie ich mit meinem Daumen auf dem Display herumtippe. "Auf Hannah, mit der ich gerade eben auch zufällig schreibe.", antworte ich höchstkonzentriert und schaue dabei nicht auf. Einen Augenblick später fliege ich mit dem Vogel in eine Röhre rein. "Ach so, dann stör ich dich mal nicht weiter. Oder soll ich mit dir warten?"

Höchst überrascht blicke ich ihn an. Er will mit mir zusammen warten? Da fängt es in meinem Hirn an zu arbeiten. Er beachtet mich seit einem Tag, und schon will er wie ein jahrealter Freund mit mir warten? Er ist an einer Wette beteiligt, es kann gar nicht anders sein. Mist... Ich muss in der nächsten Russischstunde Diana mal fragen, sie ist nicht nur eine Fashionista, sondern auch eine wandelne Auskunft wenn es um irgendwelche Gerüchte und Wetten geht. Zwar wird mir diese Möglichkeit immer wahrscheinlicher, aber ich hoffe dennoch, dass es alles nur ein großer Zufall ist. "Nein, geht schon.", stottere ich schließlich und blicke wieder hinunter auf das Spiel. "Okay. Man sieht sich!" Mit diesen Worten verabschiedet er sich und geht.

Meine große Liebe - Nur mein Lehrer?Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt