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Samstag: Heute habe ich zum ersten Mal in meiner neuen Wohnung geschlafen, da die meisten Sachen noch nicht angekommen sind, fühlte sich die Wohnung noch leerer an als sie wirklich ist. Aus diesem Grund war ich froh, am morgen arbeiten zu gehen, ich würde es sonst nicht in dieser traurigen Wohnung aushalten. Ja, vielleicht ist es etwas extrem am ersten Tag in einer neuen Stadt direkt arbeiten zu gehen, aber für mich war es perfekt, da ich so auf dem Weg die Gegend erkunden konnte. Der Weg zum Cafe ist zwar nicht lang, aber es ist trotzdem sehr interessant sich die neuen Straßen anzugucken und darüber nach zu denken, dass man jetzt fast jeden Tag hier lang gehen wird. 

Das Cafe in dem ich arbeiten werde ist ziemlich klein und hat nicht wirklich viele Kunden, dafür ist die Atmosphäre hier echt super, man fühlt sich wie bei seiner Oma Zuhause, so geborgen und entspannt. Mich begrüßte ein ziemlich alter Man, mit einem breiten Lächeln. Er sah aus wie ein Smiley, nur in alt und grau. Er strahlte eine sehr nette und Willkommen heißende Aura aus, was mir sehr gefiel und ich fühlte mich direkt sehr wohl hier. 

"Hallo, kann ich etwas für Sie tun junge Dame?" Fragte er mich sehr höfflich, immer noch grinsend.

"Ähm... Ja,... Hallo! Ich bin.. Annabeth, ...die die sich hier bewerben wollte!" Irgend wieso war ich sehr überrascht und überfordert von seiner Frage, weshalb ich anfing zu stottern und sich unsicher umherzuschauen. Mir war das sehr peinlich, da Menschen eigentlich erwarten, dass die Person die es wagt, sich bei ihnen für eine Stelle zu bewerben, sehr mutig und selbstbewusst sein muss. Ich hingegen kam stotternd und sehr verloren in den Laden. Mir ging in diesem Moment nur eins durch den Kopf: 'Bitte schicken sie mich nicht zurück! Bitte schicken sie mich nicht zurück! Bitte schicken sie mich nicht zurück!'. Zu meiner Überraschung lächelte er nur weich und sagte:

"Ach, du bist es also Annabeth, das Mädchen das mir hier helfen wollte! Kann ich dich auch einfach Beth nennen, Annabeth hört sich für mich ein bisschen zu formal an?"

Ich war wirklich sehr geschockt. Er war so gar nicht wie meine alten Chefs, diese waren immer sehr streng und haben nur darauf gewartet, dass du einen Fehler machst, um es aus deinem Gehalt heraus zu rechnen.

"Ach, ... ja klar, gerne! Mich nennen alle Beth, darum würde ich es Ihnen sowieso nach einer Zeit vorschlagen!"

" Na dann, ist ja super! Also Beth soll ich dir unser Cafe noch zeigen oder willst du direkt anfangen zu arbeiten und alles selbst herausfinden?"

Warte, Was? Ich kann einfach so anfangen zu arbeiten? Ich verstehe zwar, dass wir den ganzen Papierkram schon so gut wie erledigt haben per Email und anderes, aber trotzdem! Es ist doch nicht normal oder? Okay, ich muss mich jetzt einfach nur darauf konzentrieren, um nichts falsches zu sagen oder zu machen.

"Nein, danke. Ich werde direkt anfangen und falls ich etwas nicht versteh komme ich zu Ihnen. Ist das so okay?"

"Ja, super danke. Ich bin ansonsten immer hier irgendwo und unterhalte mich mit den Kunden.Du musst nur die Bestellungen aufnehmen und es dann bringen. Leider bist du alleine und hast keinen Partner, da dieser momentan..... etwas zu tun hat und nicht im Cafe helfen kann, aber ich bin mir sicher, dass du es auch alleine hin bekommst!"


Etwas später: Ich hab den Dreh schon raus und fühle mich nicht mehr wie eine Fremde hier, dieses Gefühl, welches dich eigentlich noch Tage lang auf einer neuen Arbeit verfolgt, ist hier wirklich sehr schnell verschwunden, da man sich hier wie Zuhause fühlt. Alle Kunden (welche nur alte Omis und Opis sind, denen langweilig wurde und die etwas Gesellschaft wollten) sind wirklich sehr nett und hetzen dich nicht. Sie wollen nur etwas plaudern und würden wahrscheinlich eine halbe Stunde auf deren Kaffee warten, weshalb man sich auch nicht beeilen muss. Ich fühle mich so wohl hier, dass ich am Ende des Tages gar nicht gehen wollte, da es bei mir Zuhause so einsam und traurig ist.

Nur 6 Monate mit dirWo Geschichten leben. Entdecke jetzt