Weggelaufen

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Weglaufen

Warmes umgibt dich. Du öffnest deine Augen und schaust in Izzis schlafendes Gesicht. du beobachtest jede seiner Züge. Du spürst, wie sich sein Brustkorb regelmäßig hebt und senkt. Ein Kribbeln macht sich in deinem Bauch bemerkbar. Was ist das? Du fährst mit deinem Finger über Izzis Wange. Du bemerkst, wie weich seine Haut ist. Plötzlich schlägt Izzi die Augen auf und lächelt dich an. „Morgen Lizzy. Gut geschlafen?“, fragt er mit der geilsten Morgenstimme ever. Peinlich berührt nickst du. Du schaust weg. Izzi grinst, löst die Umarmung auf, steht auf und geht ins Badezimmer. Wenige Sekunden später hörst  du ein Rauschen. Izzi duscht wohl. Du stehst auf und gehst in die Küche. Du suchst nach etwas Essbarem. Du öffnest den Kühlschrank und schaust hinein. Du findest  Käse, Wurst, Pudding, Joghurt und anderes. Nichts für dich. Du schließt den Kühlschrank wieder und schaust dich um. Auf einem Tisch siehst du einen Obstkorb. Du steuerst drauf zu und nimmst dir einen roten Apfel. Genüsslich beißt du hinein. Es schmeckt dir. Du schaust dich wieder um. Du findest ein komisches Gerät. Du gehst auf das Gerät zu und beäugst es neugierig. Du drückst auf einen Knopf und hörst ein Piepen. Du betätigst einen weiteren Knopf und bekommst Panik. Es läuft etwas Flüssiges heraus. Es dampft. Du lässt den Apfel fallen und suchst etwas, wo du es rein fließen lassen kannst. Du findest ein tiefes rundes Ding und hältst es da runter. „Lizzy“, ruft jemand empört. Du fährst erschrocken rum und siehst Izzi in der Tür stehen, der dich böse anschaut. Betroffen senkst du den Blick. „Tut mir leid. Ich wollte nur wissen, was das Ding macht“, sagst du kleinlaut. Izzi schüttelt den Kopf. „Und da kannst du nicht fragen?“, fragt er wütend. Du schweigst. Izzi seufzt. „Und wer macht das jetzt wieder sauber? Ich nicht. Das kannst schön du machen“, sagt er und verschwindet. Hilflos schaust du dich um. Womit kannst du es sauber machen? Verzweifelt, weil du nichts findest, ziehst du kurzerhand dein T-Shirt aus und wischt damit das flüssige Zeug weg. Wenige Minuten kommt Izzi wieder. Er lässt den Eimer mit Wasser, den er in der Hand hat, fallen und schaut dich entsetzt und ungläubig an. „Spinnst du Lizzy? Du kannst doch nicht dein weißes T-Shirt nehmen! Das geht doch nie wieder raus!“, schimpft er. Du senkst den Kopf. Du machst auch alles falsch. „Kannst du nicht einmal was richtig machen? Man hat nur mehr Arbeit mit dir. Geh ins Wohnzimmer, setzt dich auf die Couch und reg dich nicht“, sagt er bestimmend. Du nickst, stehst auf und gehst bedrückt und mit hängenden Kopf ins Wohnzimmer. Du setzt dich auf die Couch, winkelst die Beine an und starrst an die Wand. 'Hast du ja mal wieder super hinbekommen Lizzy', schimpfst du dich selbst aus. Jetzt ist Izzi sauer auf dich. Tränen sammeln sich in deinen Augen. Nein. Du weinst jetzt nicht. Du bist groß. Große Mädchen weinen nicht. Du verdrängst sie. Du starrst weiter die Wand an. Bist du einschläfst.

Als du wach wirst, hörst du Izzi telefonieren. Leise schleichst du dich zu ihm. Vor der Tür bleibst du stehen. Izzi spricht leise. „Sie nervt mich! Sie kann nichts alleine machen. Immer macht sie alles falsch. Ich wünschte, ich hätte sie nicht aufgenommen“, hörst du ihn sagen. Er meint dich. Tränen laufen über deine Wangen. Er hasst dich. Er will dich los haben, so wie deine Familie. So wie alle. Du stolperst ein paar Schritte zurück und stößt etwas um. Es geht zu Boden und geht klirrend kaputt. Izzi hat es gehört und kommt in den Flur. Er schaut dich geschockt an. „Lizzy. Was machst du hier. Ich dachte du schläfst“, sagt er erschrocken. Du schüttelst den Kopf. „Du hast es gehört?“, fragt er betroffen. Du nickst. Er kommt auf dich zu, doch du weichst zurück. Du drehst dich um, rennst zur Tür, reißt sie auf und rennst raus. Izzi schreit hinter dir her. Du beachtest ihn nicht. Du bist verletzt. Du rennst weiße verlassene Straßen entlang.  Du rennst an Läden vorbei, an dem Brunnen, an großen Wiesen, über Straßen. Du rennst und rennst, ohne Pause. Du stolperst. Deine Sicht wird von Tränen verdeckt. Du fängst an zu heulen. Du hast keine Kraft mehr und sinkst auf den Boden. Du weinst. Du weinst heftig. Du bekommst keine Luft mehr. Du bist zu lange, zu schnell gerannt. Und durch das weinen bleibt dir die Luft ganz weg. Es dauert nicht lange, bis du dein Bewusstsein verlierst und alles schwarz wird.

Love IzziWo Geschichten leben. Entdecke jetzt