Kapitel 9

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Das Gelächter von Talia und ihrer Hühnerbande höre ich, auch wenn ich auf der anderen Seite der Bahn wie ein Pfannkuchen liege.

Auch anderes Gelächter kommt mir in die Ohren und ich wünsche mir wirklich gerade einfach nur im Erdboden zu verschlucken.

Für einen kurzen Moment ist es so als ob die Welt stehen geblieben ist.

Ich liege da einfach auf dem Boden und hab absolut keinen Bock mehr.
Genau wie vor 4 Jahren.

„Sophia komm schon." höre ich plötzlich die Stimme von Ella neben mir und sie versucht mich hoch zu Stämmen.
„Danke." flüstere ich und stehe das restliche Stück von allein auf.

„Alles ok?"
„Ja, es geht schon. Ich bin wieder nur über meine eigenen Füße gestolpert." sage ich und ignoriere den Schmerz an meinem Knie.

Ich hab immer noch das Gefühl das mich alle anstarren und als ich mich vergewissern will das es nicht so ist, werde ich natürlich wieder enttäuscht.

Alle glotzen mich an.

„Alles in Ordnung Sophia?" ruft Mrs. Morgan mir zu.

Ich strecke meinen Daumen hoch und blicke dann nochmal in Jonathans Richtung.

Er ist genau wie die anderen schon wieder dabei weiter um das Spielfeld zu joggen.
„Glaubst du du kannst weiter machen?" fragt Ella und ich nicke worauf wir beide nebeneinander weiter joggen.

Ich bin so unendlich froh, als Sport vorbei ist und ich mich hungrig auf mein Sandwich stürzen kann.

„Das war so lustig hahahahaha ich kann nicht mehr." lacht Ella mich aus und erzählt mir zum 3ten mal wie ich aussah als ich hingeflogen bin.

Gespielt wütend stupse ich sie in die Schulter muss dann aber in ihr Lachen mit ein stimmen.

„Was machst du so am Wochenende?" fragt Ella mich, grinst und stützt ihren Kopf in ihrer Hand ab.

„Samstag geh ich mit Carla zum Footballspiel wegen Cem und sonst keinen Plan." sage ich und zucke mit den Schultern.

Ella grinst mich an.

„Lass das!" sage ich und haue ihr leicht auf die Schulter.

„Wegen Cem, wie gesagt." wiederhole ich und muss mir wieder ihr dümmliches Grinsen ansehen.

„Ich kenne ihn doch nicht mal, außerdem bin ich keine Stalkerin die ihn auf Schritt und Tritt verfolgt." versuche ich mich irgendwie zu rechtfertigen.

„Er hat dich aber sichtlich aus dem Schritt und Tritt gebracht, als du ihm beim Laufen angegafft hast."

Ich seufze laut und haue mir eine Hand gegen die Stirn.

Na schön ich gebe zu, das meine Gedanken im Moment ziemlich oft um ihn kreisen, aber das heißt ja nichts.
Ich schreibe halt ziemlich viel mit ihm.
Man verliebt sich ja nicht vom Schreiben oder so.

„Wenn du mich entschuldigst ich muss nochmal zu meinem Spind." sage ich und stehe von meinem Platz auf.

Ich hab echt keine Lust mehr, auf diese blöden Andeutungen das ich verknallt bin oder irgendwas für einen wildfremden Typen mache.

Ok er ist mir nicht mehr wildfremd. Aber trotzdem!

Bei meinem Spind hole ich noch schnell mein Biologiebuch raus und mache mich dann auf den Weg zum Bioraum, wo wir als nächstes Unterricht haben.

Die nächsten Schulstunden vergehen so quälend langsam, dass ich irgendwann dran zweifle ob ich jemals da raus komme, aber als es dann endlich um 14 Uhr klingelt, verlasse ich glücklich die Schule.

„Hello." rufe ich ins Haus als ich reinkomme.
„Hey Schätzchen." begrüßt mich meine Mutter und drückt mir einen Kuss auf die Stirn.

„Wie war die Schule?" fragt sie und streicht mir über den Kopf.
„Ganz gut."
Das mit dem Hinfallen lass ich einfach mal außen vor...

„Hast du schon gegessen oder soll ich dir noch schnell was zaubern?" fragt sie und lächelt mich ein wenig besorgt an.

Meine Mutter ist seit 4 Jahren so darauf fokussiert das ich genug esse.
Es war damals eine extrem harte Zeit für sie, da sie sich oft die Schuld gegeben hat.
Sie hatte damals mit 13/14 auch eine Essstörung hat es aber von allein wieder raus geschafft.
Ich weiß noch genau wie oft ich damals in meinem Zimmer saß und mich mit Süßigkeiten voll gestopft hab um entlassen zu werden.
Ich musste damals mind. auf 52kg kommen um entlassen zu werden.

„Ich hatte noch nichts zum Mittag, aber du musst nichts machen, ich kann mir auch eben selbst was machen." erkläre ich und lächle sie an.

„Na schön. Aber iss bloß genug, du siehst schon ganz blass aus, nicht das du mir noch umkippst. Ich fahr dann wieder zur Arbeit."

Ich nicke und gebe ihr einen Kuss auf die Wange zur Verabschiedung.

In meinem Zimmer drehe ich als erstes mal meine Musikanlage auf und spiele das Lied Complicated von Avril Lavigne in Dauerschleife.
Dann ziehe ich mein Handy aus meiner Hosentasche und checke meine Nachrichten ab.

Ok wenn ich ehrlich bin gucke ich nur ob Jonathan mir geschrieben hat.

Aber nichts.

Ein kleiner Teil in mir ist enttäuscht.
Warum auch immer.

Only three wordsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt