Gedanken in der Nacht

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Traurig und nachdenklich stand sie auf dem Balkon und schaute in den Sternenhimmel. Es war ihr ziemlich egal, dass es kalt war und, dass ihre Decke, die sie um sich gewickelt hatte auch nicht viel dagegen half. Sie konnte einfach nicht weiter wach im Bett liegen. Sie machte sich zu viele Gedanken. Zwar machte sie sich auch hier Gedanken, aber hier war es einfacher sie zu ordnen. Sie hatte keine Angst hier komplett durchzudrehen. Aber in ihrem Bett hatte sie das Gefühl verrückt zu werden. Keine Sekunde länger hätte sie es dort ausgehalten mit ihren Gedanken. Sie seufzte leise in die Dunkelheit. Warum musste sie nur immer so viel über alles mögliche nachdenken? Es kostete sie jedes Mal so viel Schlaf... Sie schaute nach oben zu den Sternen. Manchmal wünschte sie sich, sie könnte auch dort hoch. Dort oben sein und frei sein. Ohne jegliche Pflichten oder Verantwortung. Ohne Angst oder Zweifel. Was genau das für ein Ort dort oben, bei den Sternen, sein sollte, wusste sie selbst nicht. Sie wusste nicht genau, was sie sich dort erhoffte oder vorstellte. Wusste nicht genau, wie sie sich diesen Ort vorstellte. Und trotzdem träumte sie sich manchmal zu diesem Ort. Weg von allem, ganz weit weg. Fern von dieser Welt und allen Menschen. Einfach nur sein. Nichts tun, keine Gedanken, gar nichts.
Wieder seufzte sie. Trotz, dass es Sommer war, war es ziemlich kalt. Sie fror schon ziemlich. Okay, sie fror eh fast immer..., aber trotzdem.
Kurz dachte sie an gar nichts, doch dann kamen ihr wieder Gedanken und so versank sie, ohne es zu wollen, noch einige Zeit in ihren Gedanken. Sie wusste nicht genau, wie lange sie dort stand, in der Nacht, auf dem Balkon. Ihr Zeitgefühl war gerade wie ausgeschaltet. Nur ihre Gedanken irgendwie nicht. Sonst half es eigentlich immer hier zu stehen und in den Nachthimmel zu sehen, warum dieses Mal nicht? War sie zu ungeduldig? Wahrscheinlich. Sie war müde. Sie wollte eigentlich nur ins Bett und schlafen, doch ihre Gedanken hielten sie, wie so oft, davon ab.
Nach einiger weiteren Zeit hörte sie ein Geräusch und zuckte kurz zusammen. Da sie so in ihrer Gedankenwelt war, brauchte sie einige Zeit, um zu merken, dass es die Balkontür war, doch noch bevor sie weiter darüber nachdenken konnte, merkte sie, wie jemand sie von hinten umarmte. Sie drehte sich zu ihrem Freund um und kuschelte sich an ihn.
"Was machst du denn hier draußen?", nuschelte er in ihre Haare.
Sie zuckte mit den Schultern und antwortete nach kurzem Zögern: "Ich denke nur wieder zu viel nach..."
Er seufzte und strich ihr kurz über den Rücken.
"Ach Kleines, worüber zerbrichst du dir denn nur wieder den Kopf?", fragte er leise.
Sie antwortete ihm: "Ich weiß nicht... Irgendwie über alles... Ich weiß doch auch nicht, warum..."
"Hmm...", machte er und streichelte ihr über den Rücken.
Er zog sie noch enger zu sich und sie legte ihren Kopf auf seiner Brust ab. Er gab ihr einen Kuss auf die Stirn, was sie zum Lächeln brachte. Dadurch musste auch er lächeln. Die beiden standen noch einige Zeit aneinander gekuschelt auf dem Balkon und schauten in die Nacht.
Stefanie wurde langsam müde, dies merkte Thomas, da sie ein paar Mal bereits gegähnt hatte und inzwischen ihre Augen geschlossen hatte.
Er strich ihr noch einmal über den Rücken und fragte dann: "Sollen wir mal langsam wieder rein gehen und ein wenig schlafen?"
Sie nickte nur und so gingen sie rein. Sie legten sich ins Bett und Steff kuschelte sich seufzend an ihn. Wie froh sie war ihn zu haben. Er verurteilte sie nicht. So manch andere würden sie wahrscheinlich für bekloppt erklären, dass sie wegen ihren Gedanken nicht schlafen konnte und sich deswegen auf den Balkon stellte, für mehrere Stunden. Aber er nicht. Er akzeptierte es, verstand sie und verbrachte diese Zeit auch gerne mit ihr. Mit diesen letzten Gedanken schlief sie an ihn angekuschelt ein.

Silbermond OneshotsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt