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╔═════ೋೋ═════╗

is it ever gonna change?
Sophie

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Ich hatte ja eigentlich an eine filmreife Szene gedacht, in der Tony, Peter und ich in unseren Anzügen die Shield-Zentrale stürmen würden, zu mega cooler Musik und in Slow-Motion gefilmt. Natürlich geht das nicht. Aber es wäre schon schön.

Das Telefonat mit Nick Fury ist auch keine Möglichkeit, der Mann scheint wirklich nicht gefunden werden zu wollen.

Also muss erst mal jemand anderes herhalten. Ich fühle mich trotzdem wie in einem Film, als ich in dem Schlabberpulli und der viel zu großen Jogginghose bei Nat klingle. Ich weiß, dass sie gerade hier ist und nicht mit Cap auf geheimer Mission. Tony weiß nichts davon, und ich habe auch nicht vor, ihm zu erzählen, dass ich sehr wohl noch Kontakt mit seinem 'Feind' habe. Es ist ein bisschen Romeo und Julia, nur ohne... Liebe. Gibt es eine Romeo und Julia- Version mit Freundschaft? Das wäre doch eine Idee! Falls es mit dem Avengers-Ding nichts wird, kann ich Drehbuchautorin werden. Oder ich mache ein Praktikum bei Federica und werde Designerin.

Halt! Ich muss mich konzentrieren! Die Ruhe von vorhin ist verschwunden. Jetzt bin ich verwirrt und enttäuscht und durcheinander und wütend.

Endlich hört man, wie sich jemand der Tür nähert. Man kann sie nicht wirklich hören, denn Nat ist im Anschleichen genauso gut wie in den ganzen anderen Agenten-Sachen. War Mum auch gut im Anschleichen?

Aber ich höre ganz kurz das Klicken einer Waffe, die ohne Zweifel auf die Tür gerichtet ist. Hatten wir Zuhause auch überall Waffen versteckt? In den Sofakissen, in geheimen Schubladen, in Schuhen?

"Nat, ich bin es. Sophie. Kannst du bitte aufmachen?"

Natürlich macht sie das nicht. Wäre ja blöd. Stattdessen stellt sie mir die üblichen Fragen, die anscheinend nur die echte Sophie wissen könnte. Dass es mittlerweile Methoden gibt, um solche Sachen herauszufinden, scheint an ihnen allen vorbei gegangen zu sein.

Endlich macht sie auf und bittet mich herein. Peter hat angeboten mitzukommen, aber ich habe ihn nach Hause geschickt. May soll nicht denken, er verbringt nur mehr Zeit mit mir und nicht mit ihr. Man muss die Zeit nutzen, die man hat, sie ist sowieso zu kurz.

Nats Wohnung ist genau das Gegenteil von dem, was man erwartet. Ich habe auch immer gedacht, sie hat hat keine eigene Wohnung, sondern in einem kleinen Zimmer in der Shield-Zentrale. Aber sie hat eine große, altmodische Wohnung, mit dunklem, knarzendem Holzboden, Backsteinwänden und großen Industrie-Fenstern. Ihre Kaffeemaschine funktioniert schon seit Jahren nicht mehr, die Heizung hat einen eigenen Willen und verabschiedet sich gern mal mitten am Tag und vom Balkongeländer fange ich lieber gar nicht erst an. Ich war erst wenige Male hier, wenn Tony und Pepper weg waren und Nat auf mich aufgepasst hat. Ich mag die Wohnung, trotz der etwas gewöhnungsbedürftigen Macken.

Sie stellt mir ein Glas Wasser hin und setzt sich dann mir gegenüber an den wackligen Tisch. Noch hat keiner was gesagt, und ich werde das erst mal nicht ändern. Sie soll ruhig merken, dass ich wütend bin.

Unser Verhältnis ist komisch. Ich sehe sie als eine Art ältere Schwester, die mir ein bisschen zeigt, wie das Leben so läuft. Aber im Moment könnte sie mir nicht fremder sein.

"Ist was passiert?" fragt sie schließlich, nachdem wir minutenlang schweigend da gesessen sind.

"Weiß nicht. Sag du es mir."

Ich sehe sie direkt an, und normalerweise wäre das Gegenüber jetzt ziemlich eingeschüchtert. Mein Gegenüber heißt aber Natasha Romanoff und ist ein verdammt harter Brocken.

"Was willst du denn wissen? Vielleicht kann ich weiter helfen."

Völlig unbeeindruckt trinkt sie ihr Glas Saft aus und öffnet dann ihre Jacke. Mir fällt auf, dass sie wohl gerade erst nach Hause gekommen ist. Sie trägt noch hochhackige Stiefel, schwarze Jeans und eine weiße Lederjacke. Ich glaube, ich habe sie noch nie in weiß gesehen. Sieht gut aus, mit den hellen Haaren.

"Kanntest du eine gewisse Anne Evergreen?"

Für irgendwelche Spielchen bin ich zu müde, zu erschöpft. Ich will einfach nur mehr die Wahrheit wissen.

"Ja."

Sie sagt es so beiläufig, als hätte ich gefragt, ob sie auch ein Stück Pizza will. Dabei weiß sie sehr genau, wie viel mir dieses eine Wort bedeutet. Ich würde gern schreien, weinen, irgendwas tun. Vielleicht auch aufstehen und gehen.

Aber ich kann nicht. Meine Fuße sind Blei, mein Zunge ist gelähmt und meine Augen staubtrocken. Ich kann nichts tun. Nichts. Außer zuhören. Denn Nat steht auf und beginnt zu erzählen.

"Deine Mutter war Agent bei Shield. Ziemlich lange. Noch bevor sie deinen Dad kennen gelernt hat. Er war normal, ich glaube nicht, dass er am Anfang überhaupt wusste, wer sie war. Jedenfalls, hatte sie bei Shield eine beste Freundin. Cara Forbes. Ich weiß nicht, ob sie sie mal erwähnt hat. Die beiden waren ein Dream Team. So ähnlich wie Clint und ich. Sie hatten eine wichtige Mission zu erledigen, aber etwas ist schief gelaufen. Sie haben irgend einen Fehler gemacht und Cara wurde gefangen genommen. Eine Woche später wart ihr in einem Wald, wo sie deine Mutter auch noch gekriegt haben. Man hat euch falsche Erinnerungen gegeben, damit Shield keine Probleme bekommt."

Während der Rede geht sie auf und ab, ihr Ton sachlich. Aber sie spricht schnell, was verrät, dass es ihr näher geht, als sie zugibt. Es klingt gar nicht so, als würde sie von meiner Mum, von mir reden.

Ich kann mich immer noch nicht rühren.

Meine Mum war bei Shield.
Nat kannte Mum.
Kannte ich meine Mum?

"Es tut mir leid, Sophie."

"Was soll das bringen?" Endlich hat sich meine Zunge gelöst, trotzdem klingt meine Stimme ganz anders, weit weg. Wie durch Wasser.

"Bist du sauer, weil ich nichts gesagt habe?"

Sie sieht mich an, als wäre ihr das vollkommen egal, und wahrscheinlich ist es das auch. Bin ich sauer? Ich fühle eine eigenartige Hitze in meinem Bauch, meine Knie fühlen sich komisch an und mein Hals ist trocken und kratzig.

"Ja. Ich glaube schon."

Als ich nach Hause komme, finde ich Tony und Peter in einer hitzigen Diskussion über die beste Pringles Sorte. Es sollte mich freuen, dass mein Freund mittlerweile schon fast zur Familie gehört und sich alle untereinander so gut verstehen, aber dafür habe ich gerade nicht übrig. Ich bitte sie ohne Begrüßung, sich zu setzen und mir zu zuhören. Dann erzähle ich alles und ihre Reaktionen waren ziemlich absehbar. Schockiertes Hand-vor-den-Mund-schlagen, Mitleid und unendlich viele Fragen.

Dann beginnt eine neue Diskussion, die ich vollkommen ignoriere, bis Tony plötzlich etwas wirklich überraschendes sagt.

"Was, wenn die Totenkopffrau diese Cara Forbes ist? Und sie nur irgendwie manipuliert wurde, so wie... So wie Barnes."

"Aber warum sollte sie Sophie umbringen wollen? Das hat doch keinen Sinn", hält Peter dagegen, aber ich habe das Gefühl, dass Tony etwas wichtiges entdeckt hat.

"Es klingt nicht unmöglich. Aber was soll das bedeuten?"

Darauf hat keiner eine Antwort. Mal wieder tappen wir im Dunkeln. Wird sich das je ändern?

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Vielen Dank fürs Lesen!

Was haltet ihr vom Kapitel?

Hinterlasst gern ein Kommentar {📝} oder ein Sternchen {⭐}, würde mich sehr freuen!

Bis zum nächsten Mal! ❤

𝐅𝐞𝐚𝐫𝐬 | 𝐩.𝐩.Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt