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╔═════ೋೋ═════╗

Feels like nothing's changed
Sophie

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Eine ganze Woche lang war alles wieder normal. Solange es normal ist, dass ich und MJ und manchmal auch Peter den Hintereingang der Schule benutzen, um den Horden von Paparazzis und Reportern und sonstigen Schaulustigen zu entgehen. Der Vorfall mit Tony ist irgendwie an die Öffentlichkeit gelangt, und jetzt wollen sie mehr wissen, aber wir sollen alle sagen: Ich werde mich dazu nicht äußern.

Wie oft ich diesen Satz allein heute schon benutzt habe, ist erstaunlich. Oder ihn irgendwo von mir selbst oder den anderen im Fernsehen gehört habe.

Gerade sitze ich in einem Restaurant, gegenüber von Jamie. Wir haben nach langem mal wieder etwas unternommen, irgendwie hatten wir nie am gleichen Tag Zeit. Und jetzt essen wir Bürger mit Pommes, aber ich muss andauernd auf den Bildschirm links ober seinem Kopf blicken. Irgendwelche Männer in Anzügen und zwei Frauen in schönen Kleidern sitzen auf einem Sofa und diskutieren die verschiedenen Gerüchte über den Vorfall letzte Woche. Gerade erörtern sie, ob Steve, ja Steve, Captain America soll Iron Man niedergeschlagen haben. So ein Schwachsinn!

Ja, okay, sie sind verstritten und haben sich noch nicht wieder vertragen. Aber Steve würde ihn nie, nie, niemals, von hinten angreifen. Oder überhaupt angreifen. Aber wenn, dann von vorne. Damit es auch fair ist. So ist er halt.

Plötzlich steht Jamie auf, geht zur Bar am anderen Ende des Raumes, wechselt ein paar Worte mit dem Barkeeper und kommt dann wieder zurück. Gleichzeitig wechselt jemand den Kanal des Fernsehers. Dankbar sehe ich zu Jamie, der mich schwach an grinst.

"So einen Blödsinn brauchen wir nicht zu sehen." Dann beißt er so fest in seinen Bürger, dass die Mayonnaise nur so rum spritzt.

"He! Pass doch auf!" Und als Rache beißen ich auch fest zu, aber mein Ketchup erreicht ihn nicht mal. So ist es immer; er Mayo, ich Ketchup. Er salzig, ich süß. Er Cornflakes vor der Milch, ich danach. 

"Und, wie läuft so mit seinem Spinnenfreund?" Ich habe Mühe, ihn zu verstehen, wie immer spricht er mit vollem Mund. Und dann senke ich den Blick. Will er ernsthaft darüber reden?

"Hey, Kleine, was ist passiert?  Ihr seid doch noch ein Paar?"

"Ja, es... Es ist nur... Seit ich weiß, dass er Spiderman ist, ist alles so... Anders. Und ich mag anders nicht. Ich will, dass er wieder bloß der süße, liebe und schüchterne Nerd ist. Aber eigentlich will ich ihn auch als den großen, mutigen Helden. Aber beides in einer Person... Das überfordert mich manchmal. Ich weiß gar nicht, wie ich mich verhalten soll. Normal, oder auch wie eine Heldin? Oder doch nochmal anders? Ich... Ich weiß einfach nicht mehr weiter."

Puh, das tat gut. Schon lange habe ich diese Gedanken, diese Ängste. Ist er jetzt Peter oder Spiderman? Mein Freund oder mein Held? Ein Schüler oder ein Avenger?

"Sophie, ich werde dir jetzt mal was sagen: anfangs habe ich eure Beziehung nicht gut gefunden. Ich kannte Parker ja schon aus der Mittelstufe und fand ihn... Naja, seltsam. Er hat mit niemandem geredet und war voll der Streber... Aber dann, habe ich gesehen, wie du bei ihm Auge blüht bist. Selbstbewusst, stark, eigenständig, fröhlich. Nur durch seine Anwesenheit. Und auch er hat sich geändert. Und das wichtigste: ihr ward beide ihr selbst. Habt euch nicht verstellt. Und das solltet ihr auch jetzt nicht. Denk doch mal nach; er ist in derselben Situation. Du bist einerseits seine Freundin, andererseits Iron Mans Tochter und selbst eine Heldin. Ich denke, ihm geht es genauso wie dir."

Während seiner kleinen Rede habe ich immer mehr verstanden, wie blöd ich mich eigentlich benommen habe. Ich meine, hallo? Er ist mein Freund. Er liebt mich und ich liebe ihn und ich kann mit ihm über alles reden. Er hört mir zu, versteht mich, hilft mir. Seit über drei Monaten verbringen wir eigentlich jeden Tag Zeit zusammen, wissen alles von einander. Okay, es gab Geheimnisse, aber jetzt ist alles gut. Ich vertraue ihm, warum rede ich nicht einfach mit ihm?

"Du hast Recht. Ich war...egoistisch und habe nicht daran gedacht, wie es ihm geht. Ich werde mit ihm reden." Ich kaue auf dem letzten Stück meines Burgers herum und meine Gedanken drehen sich nur noch um diese Sache. Wie soll ich anfangen? Was soll ich sagen? Mit einer Entschuldigung anfangen? Oder erst mal meine Gedanken erklären? Und wie wird er reagieren? Wird er wütend, weil ich so was Dummes echt geglaubt habe? Wird er-

Halt. Stop. Wir reden hier von Peter. Peter, der liebste, netteste, aufmerksamste Mensch auf diesem Planeten. Und außerdem, was bringt es, alles im Voraus zu planen? Es wird sich schon so ergeben, wie es sich ergeben soll.

Ja. Okay. Ich lasse es auf mich zu kommen. Spontan entscheiden, was ich sagen werde. Einfach das, was ich in dem Moment denke. Aber wenn es das Falsche ist? Und ich ihn verärgere? Oder-

"Sophie." Jamie piekst mich mit dem Finger in die Seite und ich zucke erschrocken zusammen. Das kitzelt!

"Sophie, mach dich nicht verrückt. Du kannst sowas nicht im Voraus planen, denn du weißt nicht, was er machen wird. Und jetzt müssen wir los, sonst kommen wir gar nicht mehr zum Trainieren. Und dabei habe ich heute endlich seit Langem mal wieder Zeit dafür."

"Eigentlich wollten wir mindestens einmal die Woche zusammen trainieren... Wir sind nicht gerade konsequent, was?" Ich lache, weil ich es natürlich nicht anklagend oder so meine. Er hat sein Leben und ich meines. Er ging in die vorletzte Klasse, er musste sich so langsam um seine Zukunft sorgen. Ich dagegen kann mich zurücklehnen und entspannen. Okay, könnte ich, wenn meine Familie nicht so komische Superhelden wären. 

Aber wäre das nicht langweilig? Wenn sie keine wären, würde ich sie nicht mal kennen. Dann hätte Tony mich nie gerettet. Ich wäre nie zu ihm und Pepper gekommen, hätte nie in Nat eine "Tante a.k.a beste Freundin und Verrückte" gefunden. Clints Witze nie gehört. Nie mit Steve gefrühstückt. Aber vor allem: Ich hätte meine Freunde nie kennen gelernt. Jamie nicht, MJ nicht, Ned nicht, und vor allem Peter nicht. Und dafür nehme ich das bisschen Ärger, die Entführungen, Streits, Feinde, Verfolgungen, und all das gerne auf mich. Für die Familie. 

"Ja, und das tut mir leid. Aber irgendwie fühlt es sich trotzdem noch so an wie vor 5 Jahren." Wir bezahlen und treten auf die Straße. Happy wartet schon mit der Limousine, die natürlich von Kamera-bewaffneten belagert wird. Und schon geht das Blitzlichtgewitter los, irgendwer schreit meinen Namen, aber ich blende es aus. Man gewöhnt sich wirklich daran, zum Glück, das hätte ich nie gedacht. Ich schlage den Kragen meines Mantels hoch und senke den Kopf, während ich von Jamie, der sich ebenfalls so vermummt hat, zum Auto gezogen werde. Drinnen können wir die Kapuzen und Sonnenbrillen wieder abnehmen.

"Stimmt, als wäre gar nichts passiert. Es heißt immer noch: Du und ich gegen den Rest der Welt!"

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Vielen Dank fürs Lesen!

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Hinterlasst gern ein Kommentar {📝} oder ein Sternchen {⭐}, würde mich sehr freuen!

Bis zum nächsten Mal! ❤

𝐅𝐞𝐚𝐫𝐬 | 𝐩.𝐩.Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt