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╔═════ೋೋ═════╗

you're a hero, act like one!
Sophie

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Der lange Flur ist grau, wie Wolken an einem regnerischen Tag. Meine Schritte werden von dem Teppich geschluckt, man hört nur mein schweres Atmen. In regelmäßigen Abständen befindet sich eine Neonröhre an der Decke und taucht den Korridor in kaltes, weißes Licht. Es fröstelt mich, und ich laufe schneller. Ich war hier schon mal, hämmert es in meinem Kopf. Gleich da vorne, um die Ecke, müsste eine Tür sein. Ich beschleunige noch mehr und schlittere gehetzt um die Ecke. Doch da ist keine Tür. Nur ein weiterer, nicht enden wollender Korridor, mit flackernden, weißen Lichter. Dann eben noch eine Runde, motiviere ich mich selbst und laufe weiter.

Am Ende des Korridors wird ein schwarzer Fleck sichtbar. Er wird immer größer, breitet sich aus wie ein näher kommender Schatten. Und dann wird mir langsam klar, dass es eine Tür ist. Freude pumpt durch meine Blutbahnen und ich erlaube mir, langsamer zu laufen. Die Tür steht einen Spalt breit offen und ich kann sanftes Plätschern und Vogelgezwitscher hören. Als ich durch die Tür trete, blendet mich gleißendes Sonnenlicht, dass meine verschwitzte, kühle Haut aufwärmt. Ich befinde mich auf einer Lichtung, mit einem kleinen Teich in der Mitte, dessen Wasser so klar ist, dass man die kleinen Steinchen auf dem Grund erkennen kann. Kleine Fische, deren Schuppen in allen Farben schimmerten, schwammen fröhlich zwischen grünem Seegras herum. Ich kenne diesen Ort, denke ich und setze mich auf einen flachen stein am Rande des Teichs. Warum kenne ich diesen Ort?

Schmetterlinge flattern um meinen Kopf herum und tanzen wild durch die Luft. Eine sanfte Melodie erfüllt die Luft und ich fühle, wie sich mein Kopf langsam leert. Ich will die Augen schließen und mich kurz ausruhen, da ich plötzlich die Erschöpfung spüre. Doch aus den Augenwinkeln sehe ich zwei schwarze gestalten, die sich durch die Bäume schleichen. Sofort springe ich auf und hebe die Fäuste. Doch nach einem weiteren Blick zu den Bäumen ist dort nichts ungewöhnliches. Ich will mich wieder hinsetzen, als ein Schrei ertönt. Er geht durch Mark und Bein und Gänsehaut breitet sich auf meinem Körper aus. Nochmal schaue ich zu den Bäumen, und diesmal kann ich drei gestalten sehen. Zwei davon ziehen eine andere, kleinere hinter sich her. Und diese Person schreit, nach Hilfe und nach Gnade.

Ich will hinterher laufen und helfen, doch ich kann meine Beine nicht einen Millimeter anheben. Entsetzt schaue ich nach unten und sehe dreckigen, braunen Schlamm, der mir fast bis zu den Knien reicht. Mein Herz explodiert fast in meiner Brust, ich ziehe und zerre, aber meine Beine stecken fest! Ein langes Piepsen erklingt in meinen Ohren und meine Sicht verschwimmt. Ich kenne das Gefühl, erinnere mich genau an meine erste Panik-Attacke. Alles ist gut, Ruhe bewahren, alles ist gut! Normalerweise hat das immer geholfen, sodass ich mich hinsetzen konnte, doch jetzt kann ich mich nicht hinsetzen, sondern raste noch mehr aus.

Lauf, lauf, lauf! Singen meine Muskeln im Chor, aber meine Kopf will einfach nicht nachgeben. es fühlt sich an, als würde mein Gehirn immer größer werden, bald wird es in meinem Kopf nicht mehr Platz haben, gleich werde ich explodieren-

"Sophie! Sophie, alles gut, ich bin da! Kein Grund zur Panik!" Jemand hält meine Arme fest und ich fuchtle wild herum, um mich davon zu befreien. "Lass mich los! Loslassen!" Tränen ziehen nasse Spuren über mein Gesicht, mein Mund zu einem stummen Schrei geöffnet.

"Sophie! Verdammt, ich will dir doch nur helfen!" Ich kenne diese Stimme. Ich mag diese Stimme. Ruckartig öffne ich die Augen und richte mich auf. Ich liege in meinem Bett im Hauptquartier und Jamie beugt sich über mich. "Ah, endlich." Er lässt sich zurückfallen und streicht sich grob übers Gesicht. "Du hast geschrien. Um Hilfe."

𝐅𝐞𝐚𝐫𝐬 | 𝐩.𝐩.Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt