Oneshot Sammlung | kürbistumor

Einsamer Prinz | Romanze/Drama

Genre: Romanze/Drama
Länge: 2077 Wörter
Kurzbeschreibung: Manuel war der einsame Prinz auf der Schule, der keinen an sich heran ließ. Ein Referat könnte das aber ändern.

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Manuel war der Sohn der hoch angesehensten Unternehmerin der Stadt und damit wohl der reichte Junge der Schule. Aber nicht alles konnte ihm Geld kaufen; Manuel hatte kaum Freunde. Immer mal wieder entstanden flüchtige Freundschaften, bis sich herauspuppte, dass sie wieder nur auf sein Geld auswaren.
Somit war Manuel der mysteriöse, stille Einzelgänger, den jeder in Ruhe ließ.

Im Geographieunterricht starrte der Langhaarige aus dem Fenster und achtete nicht wirklich auf den Unterrichtsstoff. Geographie war zwar seine mündliche Prüfung im Abitur, aber sein Abschluss kümmerte ihn nicht wirklich. Ob er wollte oder nicht, er würde in die Fußstapfen seiner Mutter treten. Dafür musste er studieren, aber sein Numerus Clausus war egal, weil er die besten privaten Hochschulen bezahlen konnte. Wahrscheinlich könnte er durchs Studium kommen ohne eine einzige Klausur geschrieben zu haben, so viel Macht hatte Geld und ein angesehner Familienname.

„Aufgelistet sehen Sie hier die Themen für die Referate. Ich weiß, viele von Ihnen sind schon im Abiturstress, aber das wird Ihre letzte wichtige Note für diesen Kurs sein, also nehmen Sie es bitte ernst. Es werden Zweier- bis Dreiergruppen gebildet", die Lehrerin fixierte ihren Blick auf den Langhaarigen. „Und nein, Manuel, Sie können diesmal nicht alleine vortragen. Also. Nennen Sie mir bitte Ihre Partnerinnen und Partner und Ihr gewähltes Thema."

Im Kurs schossen die Arme nach oben und durch die Reihen ging ein Murmeln. Manuel blickte umher; er konnte zu vielen Gesichtern nicht einmal Namen zuordnen, da es ihn nicht interessierte, seine Mitschüler kennenzulernen.

„Michael, Patrick und ich würden dann das Thema der Versauerung der Böden nehmen", sagte ein blonder Schüler und die Lehrerin schrieb es auf, blieb jedoch stocken.
„Das geht nicht", sie schnalzte kurz mit ihrer Zunge und blickte in Richtung Manuel, der auf seinem Block rumkritzelte. „Einer von Ihnen muss das letzte Thema: „Handelsabkommen zwischen den USA und der EU" nehmen und mit Manuel zusammenarbeiten."
„Dann mach ich das", sagte ein Schüler mit braunen Haaren nach einer Weile der Stille.

Manuel wusste immer noch nicht, ob der Brünette nun Michael oder Patrick war, aber ihm war es auch sichtlich egal. Wenn er eine gute Note haben wollte, müsste er sich alleine darum kümmern.

***

Eine Gruppe von Mitschülern standen im Kreis und riefen verschiedene Dinge durcheinander, kicherten und lästerten. Manuels Brust verengte sich, denn er wusste genau wer in der Mitte des Kreises stand. Er kämpfte sich durch die Massen und sah schließlich, wie sein Partner in Geographie sich lautstark für seine jüngere Schwester einsetzte.

„Ihr seid alle unglaublich widerlich, wisst ihr das? Wollt Abitur machen, groß und erwachsen werden und dann einer unschuldigen Mitschülerin das Leben zur Hölle machen. Haut ab, aber ganz schnell", schrie er, sodass seine Halsschlagadern stark puckerten. Er drehte sich zu Marie um und hielt ihr die Hand hin. „Komm, steh auf. Mach dir nichts draus, das sind alles Idioten."

Die Meute verflüchtigte sich, doch Manuel blieb wie angewurzelt stehen. Noch nie hatte sich jemand für seine Schwester eingesetzt, außer er. Er beobachtete weiterhin das Geschehen; sein Mitschüler, wie er ihr ein Taschentuch anbot und ihre Bücher aufsammelte, die auf dem ganzen Boden verteilt lagen.

„Denkst du wirklich, es macht dich beliebter, wenn du dich für Marie wehrst? Meine Fresse, wahrscheinlich würde ich lieber dieses Referat mit dir angehen, wenn du sie ignorieren würdest, wie die meisten anderen hier, anstatt so auf scheinheilig tust, nachdem ich dein Partner geworden bin für die Scheiße!", fluchte Manuel und drängte den Brünetten an einen Spint.
„Du bist doch vollkommen durchgedreht", antwortete er ruhig, jedoch mit einem zischenden Unterton. „Seitdem ich bemerkt habe, was die anderen mit Marie machen, achte ich auf sie. Wahrscheinlich sogar besser und öfter als du, weil ich nicht andauernd in der Schule fehle."