Oneshot Sammlung | kürbistumor

Anyone Who Had A Heart | Romanze

Genre: Romanze
Länge: 2066 Wörter
Kurzbeschreibung: Die Idee, dass Manuel mit seiner Musik groß rauskommen sollte, hatten er und sein Freund zusammen. Doch Patrick verschwand plötzlich, als die Karriere anfing zu blühen. Was wird passieren, wenn der Sänger ihn Jahre später anruft und um ein erneutes Treffen bittet?

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Kreischende Fans, Geld, mit welchem man sich alles kaufen konnte, Lieder, in denen so viel Ehrlichkeit steckte. Das Leben eines Rockstars schien für viele ein Traum zu sein. Ein wenig an Songs schreiben, abends auf eine Bühne hüpfen, angehimmelt werden und wieder zurück in den Tourbus, um weiterzureisen.

Um ehrlich zu sein, fielen Manuel diese Dinge in die Hände. Er hatte immer neue Ideen für neue Alben, auf der Bühne fühlte er sich jedes Mal wie neugeboren und er liebte das Leben im Tourbus. Aber dann war da auch die andere Hälfte, die ihm nicht gefiel; die Maske, die ihn schwitzen ließ, die ihm aber genügend Anonymität lieferte, die fehlende Zeit für seine Familie und das Auftreten in Shows und Interviews. Er hasste Interviews. Immer wieder wollten sie private Dinge aus ihm herauskitzeln, aber Manuel würde nie etwas preisgeben. Was wäre denn auch zu erzählen? Oh ja, also wenn eine Tour zu ende ist, fliege ich nach Hause in meine riesige Villa, in der ich alleine wohne. Ob der Reichtum und die Stille nicht angenehm ist, nachdem man so lange unterwegs war? Oh, auf gar keinen Fall. Ich versinke in ein dunkles Loch und bemitleide mich täglich mehrmals, dass ich diesen Lebenspfad gewählt habe. Manuel lachte laut auf, verstummte jedoch wieder sofort. Lustig war das Ganze nämlich eigentlich gar nicht.

Manchmal überlegte er sich, irgendwelche Schlagzeilen zu kreieren, einfach damit er etwas hatte, was ihn amüsierte während den Tourpausen. Aber was sollte er da machen? Ohne Maske will er sich nicht sehen lassen und mit Maske irgendwo auftauchen und eine Szene machen war lächerlich, also fiel das auch weg.
Seine Mutter und Geschwister besuchten ihn ab und an, waren aber von der Größe und Manuels Lebensstil überfordert, weswegen sie oftmals nach wenigen Tagen wieder abreisten. Somit blieb ihm keiner mehr. Er hatte weder Freunde noch Geliebte. Es war viel zu schwierig jemanden zu treffen, der es nicht auf Profit ausgesehen hat.

»Manuel?«, seine Sekretärin klopfte an die Zimmertür und lugte vorsichtig ihren Kopf herein. »Dein Frühstück steht bereit, schon seit - ehm - ein paar Stunden. Du weißt, es wichtig ist, dass du regelmäßig isst.«
»Ist schon gut, Melina, danke«, der Sänger lächelte trocken und befreite sich von seiner Satindecke, um vom Bett aufzustehen. »Sag mal, du weißt wo meine ganzen persönlichen Sachen von meiner Schulzeit sind, richtig? Könntest du mir die bringen? Am besten ins Esszimmer.«
»Natürlich«, lächelte Melina.

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Am Frühstückstisch waren die einzigen Geräusche das klappernde Geschirr und die Seiten, die Manuel umblätterte. Eigentlich suchte er nach nichts bestimmtem und durchforstete sein Abiturbuch, in welchem er ein Bild von ihm und seinem damaligen Freund entdeckte. Er verschluckte sich fast an seinem Essen, als er es sich anschaute. Ihn anschaute. Wie süß Patrick damals mit achtzehn aussah - wie er jetzt wohl aussah.
Damals hatten sie die Sache zusammen angefangen. Patrick war so überzeugt von Manuels Stimme, dass er ihn bei verschiedenen kleinen Festen anmeldete, bis er dort entdeckt wurde und von jetzt auf gleich einen Plattenvertrag angeboten bekam. Dort entstand die Maske. Er wollte den Weg gehen, er wollte wissen wie es sich anfühlte Konzerthallen auszufüllen, aber es machte ihm Angst, irgendwann erkannt zu werden. Er wollte anonym bleiben - so gut es ging. Also entwarfen sie eine simple, weiße Maske, die sein Gesicht bedeckte.
Patrick verließ nie seine Seite, bis die erste Deutschlandtour komplett ausverkauft war. Plötzlich war er weg und Manuel kurz davor, die Tour abzublasen. Seine größte Stütze, seine größte Muse hatte sich verabschiedet und er wusste gar nicht, wie er weitermachen konnte. Zu dem Zeitpunkt trat Melina in sein Leben, die ihn zum Glück auffing, bevor er ganz tief fiel. Trotzdem war seitdem nichts mehr wie bisher; Patrick fehlte. Es war ihre gemeinsame Sache gewesen, auch wenn sein Exfreund immer im Hintergrund stand und nicht an die Öffentlichkeit wollte.