Genre: Romanze
Länge: 1646 Wörter
Kurzbeschreibung: Patrick ist ein verbitterter Klavierspieler in einer Studentenbar. Er mag es nicht, wo ihn sein Studium hingeführt hat, scheint seine Meinung jedoch durch eine bestimmte Begegnung zu ändern.******************************
Gedankenverloren glitten meine Finger über die Tasten des Klaviers. Ich sah mich in der Bar um; es tummelte vor Studenten, so wie jeden Abend. Sie waren laut, eingebildet und naiv. Natürlich, ich war einmal einer von ihnen, aber auch da war meine Meinung nicht anders. Ich hatte nicht einen Kommilitonen, den ich interessant genug fand, um mit ihm befreundet zu sein.
Man konnte in ihren Gesichtern lesen, wie toll sie sich doch alle fanden; wie ihr Studiengang der beste war, wie sie doch alle die Welt verändern werden mit ihrem beschwipsten Gelaber.
Als ich Musik studiert hatte, wäre ich nie auf die Idee gekommen, in einer verrauchten Studentenbar zu arbeiten. Ich wollte große Hallen mit meinen Kompositionen füllen, ich wollte Menschen berühren mit meinem Klavierspiel. Aber das Glück war nicht auf meiner Seite und nachdem ich einige Male gescheitert war, hatte ich keine Kraft mehr. Ich brauchte einen Job, der mich über Wasser halten konnte, zumindest vorerst. Also klimperte ich fünf Mal die Woche auf dem alten, verstimmten Klavier für Studenten, die es eigentlich gar nicht verdient hatten, mir zuzuhören.An dem Tisch vor mir saß, wie jeden Abend, die gleiche Gruppe. Ein schüchterner, großer Blonder, eine kichernde Brünette und ein schlaksiger, langhaariger Kerl, der immer laut war. Sie setzten sich direkt gegenüber von mir. Der Langhaarige stand immer im Mittelpunkt der Bar; Frauen gaben ihm Wein aus, setzten sich zu ihm, lachten über seine Witze, bis er sie abblitzen ließ. Es war jeden Abend das Gleiche. Und er fühlte sich so toll deswegen. Wahrscheinlich sogar überlegen! Und der blonde Junge und das brünette Mädchen waren seine Dackel. Ich konnte nicht verstehen, weshalb man mit so einem Spinner befreundet sein wollte. Ich mochte ihn nicht, seitdem ich das ersten Mal seine viel zu laute Stimme gehört hatte.
Ich legte eine Pause ein, um mir eine Zigarette anzustecken und einen Whiskey zu holen. Das war das einzig Gute an dem Job; kostenloser, guter Whiskey und ein billiges Schlafgemach auf dem Campus.
Als ich zurück zum Klavier schlurfte, lächelte mich der Langhaarige an. Verwirrt setzte ich mich zurück auf den Klavierhocker, verbannte ein Gefühl des Ekels aus meinem Körper und drehte mich in eine andere Richtung, um ihn nicht erneut ansehen zu müssen. Ich zog genüsslich an der Zigarette, ließ ihren Rauch meine Lungen füllen und wartete einen Moment, bis ich ihn wieder ausblies. Ich wollte nicht an den Langhaarigen denken, doch sein Lächeln schien mir im Kopf eingebrannt zu sein. Er beobachtete mich oft beim Klavierspielen, doch ich dachte mir nicht viel dabei, weil er währenddessen lauthals von seinem Leben prahlte. Es schien so, als würde er einfach irgendwann müde werden von den Gesichtern seiner Freunde, sodass er sich auf etwas anderes fokussieren musste.Kopfschüttelnd drückte ich die Zigarette in einem Aschenbecher aus, der oben auf dem Klavier stand. Meinen Whiskey trank ich in einem Schluck aus und widmete mich erneut den Tasten. Ich spielte verschiedene Lieder, verschiedene Kompositionen, einiges, welches mir persönlich gefiel, einiges, was ich spielten sollte. „Hör auf, nur den sentimentalen Kram zu spielen, Patrick", raunte mich eines Tages der Barbesitzer an. „Die Studenten sind hier um Spaß zu haben, wenn du nur diese Heulscheiße spielst, wollen sie nichts trinken. Das ist auch zu deinem Vorteil, weißt du? Wenn du mir die Gäste vergrauslt, kann ich dich nicht mehr bezahlen."
Der Abend wurde später und ich war mit meiner heutigen Arbeit fast durch. Die Bar wurde leerer und leerer, Studenten torkelten lachend durch die Gegend, nicht achtend auf was ich ihnen mitzuteilen hatte durch mein Klavierspiel. Doch einer, von dem ich es am wenigsten erwartet hätte, hörte mir mit jeder verstrichenen Minute bewusster zu; der Langhaarige. Er drehte sich von seinen Freunden weg in meine Richtung, interessierte sich nicht, was sie zu sagen hatten. Er gab mir seine ganze Aufmerksamkeit und ich erwischte mich immer wieder, wie ich in seinen Augen versank. Grün waren sie, richtig? Ein dunkles, sattes Grün musste es sein, doch das Licht war zu gedimmt und die Bar zu verraucht, als dass ich es hundertprozentig sagen konnte.
DU LIEST GERADE
Oneshot Sammlung | kürbistumor
أدب الهواةVerschiedene Oneshots, verschiedene Genres, ein Pairing: Kürbistumor angefangen: 13.05.2020 beendet: /