Oneshot Sammlung | kürbistumor

Nachsitzen | Romanze

Genre: Romanze
Länge: 1495 Wörter
Kurzbeschreibung: Manuel und Patrick müssen nachsitzen und kommen sich dadurch näher.

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Kaugummikauend saß Patrick auf einem Stuhl, seine Füße hatte er auf dem bekritzelten Tisch vor sich abgelegt. Seine Augen waren geschlossen, die Hände in den Nacken gelegt. Er kannte dieses Spiel in und auswendig; ein paar Stunden absitzen, dann wurde er nach Hause entlassen. Es passierte jede Woche mindestens ein Mal.

„Wären Sie so frei und nehmen Ihre Füße vom Tisch herunter, Herr Mayer", erklang die strenge Stimme von Frau Stahlberg.

Er stellte seine Füße seufzend auf dem Boden ab, öffnete sein eines Auge leicht und erkannte, dass die Lehrerin nicht alleine kam. Ein langhaariger, schlanker Junge mit Brille folgte ihr wie ein Dackel. Er sah unbeholfen aus. Patrick war der Meinung, ihn noch nie gesehen zu haben. Was gut möglich war, denn er erschien sehr selten zum Unterricht und wenn, dann interessierte ihn weder die anderen Schüler, noch das Gelehrte.

„Herr Büttinger wird Ihnen heute beim Nachsitzen Gesellschaft leisten. Machen Sie keinen Unsinn, das gilt für Sie beide", sie schaute die Schüler streng an und verließ daraufhin den Kursraum.
„Setz dich", grinste Patrick schelmisch und zeigte auf einen Stuhl neben sich. „Büttinger also. Und wie heißt du mit Vornamen?"
„Manuel", sagte der Langhaarige leise und rückte seine Brille gerade.
„Warum bist du hier, Manuel?"

Patrick interessierte sich absolut nicht, warum Manuel hier war. Er dachte nur an sein eigenes Wohl; mit einem Gesprächspartner würde die Zeit deutlich schneller vergehen, deswegen vergraulte er den Jungen mit seiner üblichen Art nicht.

„Ich bin zu oft zu spät gekommen", murmelte der Langhaarige, setzte sich auf den Stuhl neben Patrick, starrte jedoch stur nach vorne an die Tafel.
„Das ist ja süß", der Kleinere lachte herablassend. „Zu spät gekommen. Wahrscheinlich nicht einmal mit Absicht. Du gehst sicherlich gerne zur Schule, Manuel, nicht wahr? Ein richtiger Einserschüler."
„J-Ja, eigentlich schon", Manuel räusperte sich und blickte kurz zu Patrick herüber. „Weswegen bist du denn hier?"
„Mal sehen", lachte er und legte seine Füße erneut auf den Tisch vor ihm. „Vandalismus, rauchen auf dem Schulgelände, solche Sachen halt."

Manuel schluckte laut, während der Kleinere erneut lachen musste. Sie waren zwei verschiedene Welten, trotzdem empfand er seine Anwesenheit als sehr angenehm. Irgendwas war an ihm dran, was Patrick sehr gefiel.
Der Brünette kramte in seinem Rücksack und zog sein Drehzeug heraus. Ganz schnell drehte er sich die perfekte Zigarette und zündete sie sich daraufhin auch an.

„Du kannst doch hier drin nicht rauchen!", sagte Manuel aufgeregt und sprintete zu einem Fenster, um dieses zu öffnen. „Deswegen sitzt du doch. Mach es doch nicht noch schlimmer."

Grinsend kam Patrick auf den Langhaarigen zu und blies ihm den Zigarettenrauch ins Gesicht, woraufhin er anfing zu husten.

„Sei doch mal ein bisschen entspannter, mh?", sagte Patrick und stupste ihn mit seinen Ellbogen in die Seite. „Willst du auch mal einen Zug?"
„Nein danke, ich habe Asthma", antwortete Manuel streng. „Deswegen wäre ich dir auch verbunden, wenn du das Zeug nicht in meine Richtung pusten würdest."
„Natürlich, entschuldige."

Es tat Patrick wirklich leid. Normalerweise tat er sich schwer damit, sich zu entschuldigen, es war auch nie ernst gemeint, aber bei Manuel war das komischerweise etwas anderes. Ihm blitzten die Möglichkeiten vor seinem Kopf, was er hätte anrichten können; einen heftigen Asthmaanfall. Was, wenn er sein Medikament nicht bei hätte?
Er schüttelte seinen Kopf, damit die Gedanken verflogen und stellte sich an ein anderen Fenster, damit er den Raum nicht vollqualmte.