Ryders Sicht
Als ich morgens aufwache, halte ich Paddy noch immer in meinen Armen. Sie sieht friedlich und irgendwie süß aus, wenn sie schläft. Es würde niemand ahnen, was sie für eine Kämpferin ist. Doch ich habe es selbst schon zu spüren bekommen, ihr Schläge und Tritte sind heftig. Ich bin irgendwie stolz auf meine Paddy. Da es bereits 10 Uhr durch ist und ich Hunger verspüre, löse ich die Umarmung und begebe mich nach einer Dusche in die Küche. Ich toaste gerade den Toast, als ich von oben einen Schlag vernehme. Schnell laufe ich nach oben. In meinem Zimmer ist niemand mehr, sodass ich weiter laufe. Ich reiße die Badezimmertür auf und mir stockt der Atem. Paddy liegt nackt und in einer komischen Position vor der Dusche. Sofort laufe ich zu ihr. Der Puls ist etwas hoch, aber nicht ungewöhnlich, Atmung ist auch vorhanden. Ich rufe nach Lara, während ich Paddy hochhole und in mein Zimmer trage. Zwar spüre ich meine Verletzungen, aber das ist mir im Moment egal.
Lara kommt verschlafen in mein Zimmer gelaufen und ist ebenfalls schockiert. „Was ist passiert?"
„Weiß ich nicht, habe sie so im Bad gefunden. Gib mir mal das Beatmungsgerät", bitte ich sie ruhig. Ich weiß, wenn ich jetzt hektisch würde, würde Lara durchdrehen.
Schnell reicht sie mir das Gerät, schnappt sich dann mein Handy und wählt den Notruf. Sie teilt dem Leitstellendisponent kurz die Situation mit, während ich Paddy die Maske aufsetze. Ich mache mir Vorwürfe, schließlich habe ich ihr erlaubt, sie diese Nacht wegzulassen. Anschließend decke ich sie zu, sie ist immer noch nackt. Dabei fällt mir auf, wie dünn sie ist. Ich bin mir sicher, dass sie wieder Gewicht verloren hat.
„Habt ihr gestern gegessen?", frage ich Lara.
„Gestern Morgen, Pancakes zum Frühstück", antwortet sie mir nach längerem überlegen.
„Dacht ich mir's doch", fluche ich leise. „Lara, du gehst jetzt in die Küche und holst dir irgendetwas zum Essen, ich bleib hier."
„Ich kann jetzt nichts essen", widerspricht sie mir.
„Du musst, sonst endest du auch noch so hier. Hol dir von mir aus die Müsliriegel und komm mit denen wieder hoch."
Ich konnte Lara überzeugen, sie geht nach unten und kommt eine Minute später mit der Riegelpackung in der Hand wieder. „Hier für dich." Lara hält mir zwei Riegel hin.
„Danke", murmele ich. Geistesabwesend esse ich die Beiden, während ich immer wieder Paddys Puls kontrolliere.
Nach einer gefühlten Ewigkeit – es waren wohl zwischen 5 und 10 Minuten – treffen die Rettungskräfte ein, wieder mit Notarzt. Ich schildere ihm die Auffindesituation und ihre Vorerkrankung. Die Sanitäter, einer der Beiden ist noch relativ jung, kleben EKG und kontrollieren die Sauerstoffsättigung an Paddys Finger. Ich sehe die Blicke des jungen Sanitäters und spanne mich sofort an. Paddy ist immer noch nackt, doch niemand außer mir hat das Recht, sie so zu betrachten.
„Sättigung 99%", teilt einer dem Arzt mit.
„Ok, entweder liegt es an der bereits vorhandenen Beatmung oder es liegt ein anderer Grund vor. Kann sie ausgerutscht sein?", fragt dieser mich nun.
Ich zucke mit den Schultern. „Der Boden war noch trocken."
„Wir werden sie jetzt umbetten und ins Krankenhaus bringen, sie muss untersucht werden."
„Kann sie zusammengebrochen sein, weil sie zu wenig isst?", frage ich ihn vorsichtig.
„Möglich, kommt darauf an, wie viel sie zu sich genommen hat", erklärt er mir.
„Gestern nur zum Frühstück Pancakes, eine Weile nur Mittagessen. Ich habe zwar darauf versucht zu achten, aber ich bin nicht immer bei ihr." Irgendwie fühle ich mich schuldig, ich habe nicht richtig auf meine Freundin aufgepasst. Dabei habe ich ihr doch genau das versprochen. „Wie schlimm steht es um sie?", frage ich nun leicht ängstlich.
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Paddy, ist Liebe berechenbar?
Teen FictionPatricia Grasecker, von ihren Freunden liebevoll Paddy genannt, tritt das letzte Schuljahr nach ereignisreichen Sommerferien an. Eigentlich möchte sie ihrem Erzfeind Ryder Grant, der ebenfalls an dieser Schule sein Abitur absolvieren möchte, aus dem...