4 _ Verlorene Zuflucht

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4 _ Verlorene Zuflucht

Als ich wieder zur Besinnung kam vernahm ich ein Geräusch, ein rieseln. Ich blinzel. Ich setze mich auf. Bin ich jetzt doch aus meinem Traum aufgewacht? Nee, dass kann nicht sein, ich bin weder in meinem Zimmer noch in meinem eigenem Bett. Es ist fluffig. Es ist ein schönes Gefühl in einem weichem Bett aufzuwachen, auch wenn es ein fremdes ist. Ich geh einfach davon aus, dass es dem Mädchen gehört. Moment! Wo ist es hin? Das rieselnde ist nicht mehr zu hören. Komisch. Auf einmal geht eine Tür rechts von mir auf. Ich erstarre. Hervor tritt das Mädchen. Puh, Glück gehabt. Sie trägt nicht mehr als ein Handtuch, was sie sich umgelegt hat.

>>Ah, endlich bist du wach, ich hab mir schon Sorgen gemacht.<< entgegnet sie mir mit einem Lächeln. >>Willst du auch duschen? Deine Klamotten scheinen sehr schmutzig zu sein, ich kann dir auch was leihen.<< 

>>Wäre nett.<< Sie fährt mit ihrer Hand durch ihr nasses Haar. >>Sehr gut!<< sagt sie strahlend. Mit ihrer Hand deutet sie auf die Tür, aus der sie gerade heraus kam. >>Lass dir ruhig Zeit, wenn du etwas brauchst, dann sag einfach Bescheid.<<

Ich kenn sie nicht, sie kennt mich nicht und dennoch ist sie so liebevoll zu mir. Unbeabsichtigt fange ich an zu weinen, zu schlurzen. Sie setzt sich an die Bettkante und legt mir ihre Hand 

an meine Wange. Ich geniesse die Wärme, die sie austrahlt. Kurz schau ich ihr in die Augen, sie guckt besorgt. Ich wende meinen Blick von ihrem ab und umschliesse sie mit meinen Armen, sie erwidert meine Umarmung. Sie hält mich und ich, ich weine. Ich kann nicht anders, es passiert einfach. >>Danke.<< flüstere ich. 

>>Kein Problem, komm, geh erst einmal duschen und denke nicht weiterhin darüber nach. Okey?<< entgegnet sie mir mit einem Lächeln. >>Ja, du hast Recht.<< Ich löse mich aus der Umarmung und stehe auf. Ihr Blick ist auf mich gerichtet, während ich zur Tür gehe. >>Übrigens, ich heisse Sizz und du?<< fragt sie lieblich. Ich atme aus, danach drehe ich meinen Kopf in ihre Richtung und sage mit einem leichten Lächeln auf den Lippen >>Annabelle.<< Kurz funkeln ihre Augen auf. >>Annabelle, wie edel, klingt schön.<< Somit verschwand ich in der Tür. Ihr gefällt mein Name. Sizz ist aber auch schön. In der Dusche angekommen ziehe ich meine Sachen aus und werfe sie auf den Toilettensitz. Ich drehe die Dusche auf und warmes Wasser prasselt auf meinen Körper. Angenehm. Ich frag mich, was es mit Sizz auf sich hat, ich meine, sie ist nett und auch niemand der mir anscheinend was Böses will, aber mich wollten Leute verbrennen und sie hat mich, indem sie mich in den Boden gezogen hat gerettet, ich meine in den Boden. Ich verstehe das alles nicht. Bin ich schuld? Unmöglich. >>Sizz?<< rufe ich aus der Dusche >>Sind wir in der Erde oder auf der Erde?<< Ich warte, dann höre ich sie sagen >> Wir sind auf der Erde, in meinem Apartment, vorher waren wir in einer Art Zuflucht, für uns und die befindet sich blöd gesagt in der Erde.<< Eine Zuflucht für uns? Was meint sie mit uns? Ich frag lieber später. >>Gut zu wissen.<<

Ich stehe noch eine Weile unter der Dusche. Ich steige aus und trete auf den Badteppich. Fix trockne ich mich ab, die Dusche ist immer noch an. Ich strecke meine Hand aus, um sie zu zudrehen, auf einmal klingelt es. Ich schrecke zusammen. Verdammte Klingel! Anscheinend hat Sizz die Tür geöffnet, denn es klingelte kein zweites Mal und ich höre Schritte, aber nicht ihre leichten, sondern eher schwere. Wer da wohl reingekommen ist? Ich versteck mich lieber fürs erste hier. Die Dusche brasselt weiter.

>>Hey, Vincent! Ich habe dir zwar gesagt du sollt vorbei kommen, aber dass du so schnell bist. Damit hatte ich nicht gerechnet.<< höre ich Sizz Stimme reden. Wer zur Hölle ist Vincent? Ein Kerl, das ist klar, aber... 

>>Und,warum hast du mich herbestellt, Sizz?<<  

Ach du Kacke, ich sehe ihn nicht, aber allein die Stimme jagt einem ja Angst ein. >>Ich habe jemanden gefunden, eine von uns, sie heisst Annabelle.<< Uns? Schon wieder, was meint sie damit? >>Und wo ist deine sogenannte Annabelle?<< fragt er in einem eher genervten Ton. >>Sei nicht so, sie ist mit ihren Nerven momentan am Ende, abgesehen davon duscht sie gerade. Du kannst sie jetzt nicht sehen.<< entgegnet sie ihm mit aufgebrachter Stimme. Zum Glück ist die Dusche noch an, so lange ich die Dusche laufen lasse, so lange bin ich noch in "Sicherheit". >>Toll, warum stehe ich dann vor dir? Da kann ich auch wieder gehen.<< Ja, bitte geh. Sizz lass ihn gehen. >>Jetzt warte doch, sie ist bestimmt gleich fertig.<<  

Kacke! Jetzt bin ich gezwungen raus zu kommen.

Ich stell die Dusche ab, das Wasser hört auf zu prasseln. Ich lege mir das Handtuch um und halte inne. Der erste Eindruck ist der wichtigste, da werde ich wohl kein guten hinlegen, mit nur einem Handtuch als Kleidungsstück, das wird beschissen. Ich öffne die Tür und schau kurz zu Sizz rüber, anschliessend wandert mein Blick durch den Raum und bleibt an ihm hängen. Verständlcher weise ist er grösser als Sizz oder ich, seine Haare sind genau wie meine, schwarz. Er sieht auch echt gut aus, doch seine Augen, genau wie die von Sizz. Rot. 

Leuchtend rot. Einfach nur unnatürlich und auch beängstigend.  

Ich versuche meine Nervosität und meine Verlegenheit zu verbergen. 

>>Hallo...<< Shit! >>...ähm ...<< Ich habe den Namen zwar gehört, aber gleich wieder vergessen! >>...du da...<<

In meinem Kopf höre ich nur das Jubeln, dieser wunderbaren Komödie. Na toll. Ein gelungener Auftritt, meinerseits.

4 _ Verlorene Zuflucht 

Ende

Gefangen. In meinen eigenen Ketten.Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt