Vergangenheit - 1

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März 2016

3. Märzwoche

Ich richtete meine Lesebrille, während mein Blick auf den Bildschirm meines Laptops fiel. Frustriert atmete ich aus, bevor ich nach meiner zweiten Tasse Kaffee griff. Während ich mir die Einleitungssätze meiner verfluchten Hausarbeit durchlas, hielt ich mir die Tasse an die Lippen. Schlussendlich trank ich nichts. Ich setzte die Tasse einfach wieder ab. Jetzt konnte ich vor lauter Frust nicht einmal meinen Kaffee genießen. Ich hasste die Uni. Ich hasste die regelmäßigen Abgaben und noch mehr hasste ich Hausarbeiten. Wenn ich aber bestehen wollte, musste ich allmählich voran kommen. Um etwas hinauszuzögern, dafür hatte ich keine Zeit mehr. Das durfte ich mir gar nicht mehr erlauben, noch durfte ich an sowas denken. Was fürn Scheiß... Erneuter Versuch... Ich setzte mich auf, bereit, mir meine Einleitungssätze nochmals durchzulesen. Doch, dann... Vibrierte mein Handy. Das war definitiv ein Zeichen. Ein geschicktes Zeichen von Gott! Ich sollte aufgeben. Ich sollte die Versuche mit der Hausarbeit auf morgen verschieben! Voreilig nach meinem Handy gegriffen, wusste ich wer es war, ohne auf mein Handybildschirm gesehen haben zu müssen. Ich nahm den Anruf entgegen.

„Bitte, sag mir... Du rufst an, weil du mich brauchst.", schoss es aus mir.

Dennoch war meine Stimme ruhig gewesen. Ich saß nämlich in einem Café und ich wollte ungern die Aufmerksamkeit auf mich ziehen.

„Ich habe dich noch nie so sehr gebraucht, wie ich dich jetzt brauche!", kam es am Ende der Leitung von Hyunjin.

Hyunjin, meinem besten Freund. Mein bester Freund, seit der High School. Der loyalste, witzigste und reinste Mensch in meinem Umfeld. Ich liebte ihn. Ihn und seine Familie. Ich liebte sie mit jede Faser meines Körpers. Dabei wusste ich, die Liebe beruhte auf Gegenseitigkeit.

„Danke!", sagte ich erleichtert.

„Du wirst bereuen das gesagt zu haben.", lachte er auf.

Ich stützte meinen Ellenbogen auf den runden Tisch ab. Ich würde es bereuen? Das sagte er so einfach. Ich kannte ihn doch. Die Hilfe, die er von mir verlangte, die würde 50% meiner körperlichen Aktivität beanspruchen, wenn überhaupt. Denn, die Wahrheit war... Er übertrieb es gerne mal, wenn er behauptete, dass er Hilfe benötigte. Mein bester Freund war nun mal eine Drama Queen. Daran gewöhnte ich mich früh.

„Werde ich wirklich? Ich meine... Was kann schlimmer sein als die blöde Hausarbeit, die wir bei Professor Gross abgeben müssen?", fragte ich gespannt.

Plötzlich hörte ich, wie er lief. Daraufhin atmete er schwer ins Handy. Ich zog dir Augenbrauen zusammen. Was war bei ihm denn los?

„Du willst wissen, was schlimmer ist?! Es ist die Furie, die sich meine Schwester nennt! Y/N, Hilfe!", klang Hyunjin gestresst. „Sie jagt mich von einem Shop in den anderen, weil sie ein Kleid braucht und sie ist kurz davor mich zu schlagen. Ich will nicht geschlagen werden! Hörst du?"

Ich rollte die Augen. Auf der Stelle hielt ich mir meine Stirn mit meiner freien Hand. Seine Schwester, Yeji... Von ihr war die Rede. Auch eine Drama Queen. Weshalb einigten wir uns nicht darauf, dass der dramatische Arsch im Blut der Hwang Familie lag...

„Niemand wird dich schlagen, Jinnie", versuchte ich ihn zu beruhigen. „Geht es hierbei um die Firmenfeier eurer Eltern?"

„Ja, worum denn sonst!"

Am Wochenende feierten Misses und Mister Hwang das zehnjähriges Firmen-Jubiläum. Beide, Hyunjin und Yeji hielten eine Rede. Yeji war dabei seit Wochen total aufgeregt. Nun hatte sie noch einige Tage vor sich... Sicherlich verlor sie gerade den Verstand.

You made me - FF, Lee Felix (Yongbok)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt