Kapitel 6

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>>Über mehrere Jahre hat er sich seine Mittel und Wege zurecht gelegt. Ihm ist bewusst, was er ihnen erzählen muss, damit sie Gehorsam lernen. Er weiß, was er ihnen sagen muss, um sie aus ihrem Verstand zu bringen. Damit sie einsehen, wie sehr sie ihn lieben.<<

Liebe. Unendliche, hingebende Liebe, welche ich ihm hinterlassen sollte. Ich wollte die gefährliche, todbringende Leere nicht noch ein einziges Mal zu spüren bekommen. Diesen unendlichen, auffressenden Schmerz, der mich umgab, sobald Ayato Zorn auf mich entwickelte. Nicht eine einzige Sekunden ließen seine Hände von meinem zittrigen Körper ab, welcher sich flehend an ihn drückte. Ich genoss die angenehme Wärme, die mich umgab, sobald ich in seiner Nähe war. Versonnen betrachtete ich sein nahezu perfektes Aussehen. Ein Keuchen entweichte aus meinem Mund, als er ein wiederholtes Mal mich am Hals packte und ich mich am Bettlaken festkrallte, um mich von dem Schmerz ablenken zu können. Es war jedoch kein ungewollter Schmerz. Ich liebte dieses Gefühl.
Doch Ayato reagierte von dem einen auf den anderen Moment nicht auf meine Anwesenheit, blickte nichteinmal über seine Schulter zurück, um sich zu vergewissern, dass ich nichts im Schilde führte. Ich zuckte bei jeder kleinsten Bewegungen seinerseits zusammen und bei jedem einzelnen Laut. Ich verspürte leichtes Unbehagen, da sich auf seiner Miene keine einzige Emotion zeigte. Monoton blickte er weiterhin in die gegensätzliche Richtung, ohne mir auch nur einen Hauch von Aufmerksamkeit zu schenken. Unsere Umgebung, diese Dunkelheit.. Sie machten mir tatsächlich Angst. Obgleich die Finsternis diesen Ort beherrschte, die Kälte und Panik an meinem Verstand zerrte und einzelne Gedanken meinen Kopf überfluteten, so war nichts von all dem stark genug wie die Angst vor meinem eigenen Besitzer. Vor einigen Minuten hatte er mich noch seinen Namen schreien gelassen, und nun ignorierte er mich gekonnt. War das alles, was er von mir wollte und hatte er nun einfach seinen Willen bekommen? Ich hatte nicht die geringste Ahnung, wieso es dieses verletzende Gefühl in mir auslöste, doch irgendwie tat es mir weh, daran zu denken, dass das einzige was er wollte, mit mir geschlafen zu haben. Ich wünschte, ich könnte einen Weg in sein kaltes Herz finden und dieses erwärmen, ohne, dass er es merken würde. Meine Furcht erlaubte es mir jedoch nicht. Sie nistete sich wie ein Parasit in mein Denken ein, hatte es mir viel zu oft nicht erlaubt, mein eigenes Handeln zu kontrollieren, und ich konnte mich nicht dagegen wehren. Wenn es nicht an dieser verdammten Angst gelegen hätte, die es immer wieder geschafft hatte, jedes meiner Glieder zu lähmen, die sich bis auf meine Knochen zu bohren schienen, dann würde meine Familie vielleicht noch leben. Und doch, egal wie viele Vorwürfe ich mir noch immer machte, wie oft ich es noch bestreiten würde und egal wie oft ich versuchen würde, mich dagegen zu wehren und mich nicht mehr solchen Taten locken zu lassen; meine Vergangenheit ist eben so geschehen und daran ändern konnte ich nichts mehr. Unschuldige Leben waren ausgelöscht worden, Herzen wurden in Stücke gerissen und mehr Blut als je zuvor war vergossen worden. Ich fragte mich, aus welchem Grund mich Ayato wirklich aufgenommen hatte. Mir wurde als Kind gesagt, dass man mich finden und töten sollte. Und nun behandelte er mich in manchen Momenten mit scheinbar ehrlicher Liebe? Was für einen Grund sollte dies bitte haben? Ich konnte mir zugegeben kaum vorstellen, dass dieser Mann auf einer guten Seite stand. Dazu war er ein Psychopath. Noch immer glaubte ich, den ekligen Geschmack auf der Zunge zu spüren, den schweren Gestank nach Blut und Tod in der Nase zu haben und die warme Substanz noch immer an meinem Körper kleben zu haben. Ich hasste all diese Erinnerungen, würde sie am liebsten auslöschen. Genauso, wie sehr ich dieses Wahnsinn auslöschen würde, wenn ich nur könnte. Mir war bewusst, dass ich diese Schuld bis zum Ende meines Lebens mit mir tragen würde, nein müsste, und es gab vermutlich nichts, was dies von meiner zerbrochenen Seele nehmen konnte. Was, wenn Ayato einer dieser Mörder war? Und ich war so verdammt naiv und habe freiwillig mit ihm geschlafen. Wenngleich der mir verbliebene Rest der Vernunft mich anschrie, dass dies eindeutig die falsche Entscheidung war, kreischte und brüllte, so versuchte ich diese Stimme in meinem Kopf wieder zurück zu drängen. Selbst wenn es die falsche Wahl war, er hätte mich sicherlich dazu gezwungen, wenn ich mich geweigert hätte. Wegen diesen Monstern von Männern waren meine Eltern gestorben, hatten auf eine unvorstellbare Art und Weise das Ende gefunden. Sie sind in meiner Gegenwart gestorben und es war mir gerade im ernst egal, dass ich so etwas wie Liebe für so einen Mann empfand? Schuldgefühle bohrten sich in mein Herz. Ich wollte nicht so werden. Was, wenn Ayato der gewesen war, der ihr Herz aufgeschlitzt und sie bedroht hatte? Was, wenn er es gewesen war, der meine Vergangenheit bestimmt hatte und Schuld an all meinen Vorwürfen war? Noch bevor meine Eltern bestialisch ermordet wurden, hatte mir jemand zugesprochen und mich festgehalten.  Aufeinmal schien Ayato endlich zu bemerken, was mit mir los war, und sah mich fragend an. ''Es ist alles gut, Kitten.'' Sagte er leise und streichelte mir vorsichtig über den Kopf. Ich genoss seine Berührungen, doch es war mir bewusst, wie trügerisch diese Worte doch klangen. wenn ich daran dachte, was in diesem Moment gerade, in jenem Herzschlag den armen anderen Leuten angetan wurde, die nicht die leiseste Ahnung besaßen, warum dies ausgerechnet mit ihnen geschah. Desto mehr sich die Sonne nach unten neigte, desto mehr stieg aus einem unerklärbaren Grund meine Panik an. Ich hatte schon immer das Gefühl, anderen helfen zu müssen. Als mir meine Eltern genommen wurden, geschah dies mitten in der Nacht. Sie müssen noch geschlafen haben, als sie angegriffen wurden! Wie feige und unehrenhaft sind diese Menschen eigentlich? Rasch warf ich einen Blick auf Ayato, der sich wieder eine Boxershorts anzog. Ich ahmte ihm nach. Er brachte mich sofort aus meinen Gedanken, als er plötzlich seine Hand auf meine legte und mich ungewöhnlich vorsichtig ansah. ''Wir bekommen morgen Besuch.'' Erzählte er mir. Ein Gefühl von Unbehagen stieg in mir auf. ''Von wem?'' Eine Weile lang sah er mich schweigend an, als würde er überlegen, wer diese Person überhaupt war. ''Ein... Ein guter Freund von mir.'' Seine Worte machten mich nur noch neugieriger, weswegen ich ihn leicht fordernd anblickte und er fortfuhr. ''Er wird die nächsten Tage auf dich aufpassen, weil ich eine Zeit lang nicht da sein werde.'' Es verpasste mir einen Stich ins Herz. Ein fremder Mann sollte alleine auf mich aufpassen? Ich kannte ihn noch nicht mal. Was, wenn er mir irgendetwas antut? Ayato bemerkte, dass ich mich unwohl fühlte und zog mich zu sich. ''Du brauchst keine Angst zu haben, okay? Es ist nicht so lange.'' Ich fing an zu schmollen. Nicht, dass ich es negativ fand, dass dieser Mann für ein par Tage lang nicht mehr in meinem Leben war. Ich fühlte mich nur etwas unwohl, da ich ganz bestimmt niemanden brauchte, der auf mich aufpasst! Hatte er mir nur vielleicht etwas vorgespielt, damit ich mich sicher fühlte oder klammerig wurde? Ich konnte mir bei Ayato durchaus vorstellen, dass er mir etwas vormachte, um mein Vertrauen zu erschleichen. Doch zugleich könnte ich ihm nicht widerstehen... Verdammt. Angespannt überlegte ich, ob ich noch weitere Fragen stellen sollte. Ich wagte es nicht. Doch dann - Ein leichter Schmerz durchfuhr mich, als Ayato's Hand nach oben wanderte und er mich am Arm packte, um mich zu ihm zu ziehen. Ich sah ich in das wunderschöne Gesicht meines Besitzers. Ein verlockendes Lächeln zierte sich auf seine weichen, vollen Lippen, die ich am liebsten erneut küssen würde, doch in diesem Moment verschwand mein Mut und ich traute mich nicht. Hände zerrten mich hoch, zogen Kleider hinauf. Vor Angst presste ich ein Kuscheltier fest an mich. Ayato, welcher mich beruhigend auf die Stirn küsste, lachte amüsiert und lief mit mir aus seinem Zimmer. Sofort huschte mein Blick zum Fenster und ich konnte nicht anders, als Stimmen zu lauschen, die aus der Gegend kamen. Ich fragte mich, wie belebt dieser Ort wohl war. Ich bin zwar erst seid zwei Tagen hier, aber durfte noch nie nach draussen. Doch alles war verstummt. Weder Stimmen noch Schreie hallten durch das Haus. Von Verzweiflung getrieben, zugleich voller Angst vor dem, was mich zunächst erwartete, holte ich tief Luft, um meinen Puls zu beruhigen. Er hatte einen solch' liebevollen Blick in den dunkelbraunen Tiefen gehabt, dass ich kaum glauben konnte, dass so jemand ein dunkles Herz besaß. Ayato hatte mir Wärme und Liebe gegeben, Gefühle, die ich nie zuvor gespürt hatte. Zumindest, nach meiner Kindheit. Er hatte mir beigestanden, als ich Panik hatte und mich umarmt, wenn es mir schlecht ging. Und genau dieser Mann sollte es gewagt haben, einen hilflosen Jungen mit finsteren Hintergedanken zu verführen? Ich schüttelte meinen Kopf. Was dachte ich eigentlich? Ayato hatte mich beinah umgebracht! Wie kann er einen so sehr manipulieren, dass ich selbst auf seine vielleicht gespielte Liebe reinfiel? "Ich habe Angst, Daddy.", sagte ich leise. "Wovor?", fragte er.
"Vor dir. Vor dieser Gegend. Vor morgen. Davor, irgendetwas falsch zu machen." Seine braunen Augen funkelten mich an. "Gewiss. Doch solange du gehorchst, wird dir nichts passieren. Außerdem wirst du dich daran noch gewöhnen." Zischte er mir zu, als wäre das alles hier normal. "Solange ich gehorche? Das ist doch kein Leben..." Meine letzten Worte sprach ich leiser aus, da ich unterbewusst eigentlich nicht wollte, dass er dies mitbekam. "Ich dachte nur, dass-" Ich brach ab, als ich bemerkte, dass ich mal wieder versuchte, zu widersprechen. Verlegen senkte ich meinen Blick. "Sprich weiter.", ermutigte er mich seltsamerweise. Ich musste dies nun zu Ende führen, trotz des misstrauischen Augenfunkelns dieses Mannes, das er mir zuwarf, da ich mutig genug war, an meinem Leben bei ihm zu zweifeln. Ich holte tief Luft. "Ich fühle mich gefangen. Bitte, lass mich gehen. Ich bin nichts besonderes. Es gibt sicher viele Jungs, die sowas freiwillig mitmachen würden." Traute ich mich zu sagen, aber nicht, meinen Blick zu erheben, aus Angst vor seiner Reaktion. "Geht es dir gut?!", platzte er heraus. "Noah, du weißt, dass ich auf dich aufpassen muss! Ich bin dein Besitzer. Du kannst nicht ohne mich leben."
"Was sollte mir schon passieren?" Entgegnete ich ohne einen Hauch von Emotionen. "Draußen sind Menschen, die dich suchen, Noah." Seine Tonlage wurde lauter und ich hatte Angst, dass er jeden Augenblick ausrasten könnte.
"Dann verstecke ich mich eben. Das ist einige Jahre lang auch gut gegangen." Ayato stand mit einer zornigen Miene auf. Er konnte es nicht fassen, was ich sagte.
"Für was hälst du dich eigentlich? Versteh endlich, dass du mir gehörst. Ich lasse dich niemals frei. Niemals." Ich ignorierte seine Worte. "Ich will meine Eltern wiedersehen. Meine Freunde.", erklärte ich ruhig. Natürlich wollte ich nicht mit Absicht seine Macht in Frage stellen. Ayato war der Mann, welcher mir schreckliche Schmerzen zugefügt und mich mit Gewalt in seinen Besitz eingenommen hatte. Ich habe mir selbst versprochen, nie wieder etwas falsches zu machen, doch irgendwie musste ich meine immer wieder einkehrenden Gedankengänge und Hoffnungen loswerden. Gerne hätte ich mit ihm über alles gesprochen, um eine halbwegs normale Situation zu schaffen, doch das war unmöglich. Er war nicht so wie ich. "Sie sind tot. Versteh das endlich." Zischte er mir zu und näherte sich mir einen Schritt. Entsetzt starrte ich ihn an. Ich wollte die Wahrheit nicht wahrhaben, auch wenn es mir eigentlich bewusst war, dass sie ganz einfach nicht mehr leben konnten. "Ich gebe dir Liebe und ein Zuhause, und das ist dein Dank?" Ich rutschte erschrocken zur Seite, als er seine Hand hob und nach mir schlug. Der letzte Rest seiner Selbstbeherrschung verflog in wenigen Herzschläge. Ich legte meine Hände auf mein Gesicht und zog meine Knie an meinen Körper. Angst, das war das einzige was ich in diesem Moment fühlte. Wenn er seine Wut an mir auslassen wollte, dann sollte er das tuen. Ich würde es nur schlimmer machen, wenn ich versuchen würde wegzurennen. Ayato erstarrte bestürzt. Er richtete sich auf. "Geh in dein Zimmer. Sofort.", schrie er mich fast schon an und worf mir einen erwartungsvollen Blick zu. Ich schwieg und sah ihn eine Weile lang einfach nur an. "Schlag mich doch. Tue mir weh, wie du es schon getan hast. Ich wehre mich sowieso nicht.", murmelte ich. In meiner Stimme konnte man deutlich einen rebellischen Unterton nicht überhören. "Eigentlich glaube ich, dass du heute schon genug bestraft wurdest, findest du nicht auch?" Seine Stimme senkte sich zwar, doch dies machte mir nurnoch mehr Angst. "Wenn ich so viel falsch mache, dann bring mich doch einfach um! Das wäre mir sowieso lieber, als bei dir zu leben!" Empört hielt ich mir die Hand vor den Mund, weil ich selbst nicht glauben konnte, meine Gedanken laut ausgesprochen zu haben. "Du bist so verdammt ungezogen." Seine Augen wurden schmal, als er mich erhörte. "Ich sage es ein letztes Mal. Geh in dein Zimmer." In seinem Ton bemerkte ich einen Hauch von Schmerz, was mich ziemlich überraschte. Ich sah, wie sich seine Muskeln anspannten und er nicht mehr lange seine Selbstbeherrschung behalten konnte. Als ich versuchte, aufzustehen, brach ich vor Schmerz zusammen. Meine Beine taten mir noch immer höllisch weh. Dieses Gefühl rankte sich wie Efeu um meine Knochen und ließ jegliche Knochen brennen. Erschöpft trottete ich an ihm vorbei, ohne ihn auch nur anzusehen. Ich musste mir ein Keuchen unterdrücken, da ich kein Gefühl von Schwäche in solch einem Moment zeigen wollte. Streng beobachtete er jede meiner Bewegungen, bis ich anschließend an den Treppen angekommen war und einmal kurz zurückschaute. Ayato hatte sich keinen Schritt mehr bewegt, sondern blieb dort, wo er war. Ich öffnete die Tür und betrat mein Zimmer. Ich atmete mehrmals tief ein und aus, um meinen Puls zu beruhigen. Langsam gewann ich etwas mehr Kontrolle über mich selbst, als ich alleine war. Ich musste zugeben, dass ich vorhin ziemlich mutig war und fragte mich, was als nächstes geschehen würde. Ehrlich gesagt wunderte es mich, dass ich ohne eine gewalttätige Strafe davon gekommen bin. Oder war dies nur der Anfang? Bitte, lass mich einfach in Frieden. Ich setzte mich auf den Boden, um meine Beine zu schonen, und krabbelte zu ein par Büchern, die ich in einem Regal bemerkte. Es waren sowieso nur Kinderbücher, doch sie halfen mir ein wenig, mit der Situation umzugehen und beschaffen mir ein bisschen Ablenkung. Ich vertreibte mir einige Minuten Zeit, um nachzudenken und blieb in meinem Zimmer, um nicht noch mehr Wut in Ayato auszulösen. Ich konnte fast schwören, dass er irgendeinen finsteren Hintergedanken hatte, um mich gleich zu foltern. Ich stellte mir vor, wie er gleich in mein Zimmer hinein stürzte und mir noch viel mehr Schmerz fühlen ließ. Mein Körper zitterte unangenehm. Ich wandte mich mit vor Angst und Sorge geweiteten Augen um, doch ich fand nichts, womit ich mich wehren konnte. Mein Zimmer war schließlich viel zu kindlich eingerichtet, als dass es hier etwas geben würde, mit was man jemandem drohen könnte. In meinem Kopf spielten sich etliche Gedankengänge ab, als würde ich meinem Gegenüber direkt gegenüber stehen. Die Drohung von Gefahr verschlimmerte sich damit nurnoch und mir immer kälter ums Herz. Ich blinzelte ein par mal und kletterte dann auf die Fensterbank, um eine Aussicht auf die Gegend um mich herum zu haben. Das Fenster war sowieso komplett verschlossen. Ich lugte hinaus. Doch das, was ich sah, erschütterte mich umso mehr. Unzählige Leute, insbesondere Männer, standen bewaffnet auf dem Grundstück und bewachten dieses. Ich war mir sicher, dass es mir nichts bringen würde, nach Hilfe zu schreien. Mit Sicherheit waren dies die Wachen von Ayato. Er musste wirklich besonders sein, um sich so viel leisten zu können.
Durch ein plötzliches Geräusch wurde ich komplett aus meinen Gedanken gerissen. "Noah? Wir müssen reden." Es war die tiefe Stimme von Ayato, von wem auch sonst. Da die Tür noch zu war und er mich nicht sehen konnte, verdrehte ich die Augen, war aber vernünftig genug, den Streit nicht noch mehr auszurollen und gab ihm eine Antwort. "Ja, Daddy?" Ich veränderte meinen Ton wieder in kindlich und zart wie ein Engel, nur damit er mich besser behandelte. Die Türklinke senkte sich und er betrat den Raum, um streng auf mich herabzusehen. "Du hättest nicht sagen dürfen, was du vorhin gesagt hast." Erklärte er mir. Mein Besitzer kam ein par Schritte näher und hockte sich vor mich hin, um mir direkt in die Augen sehen zu können. "Früher oder später musst du Gehorsam lernen. Und du musst lernen, deinen Verstand zu nutzen und aufzupassen. Sonst könnte das schlimm für dich ausgehen. Und das will ich nicht." Seine Wörter empörten mich nurnoch mehr. Als wenn dieser Mann mir nicht wehtuen wollte. Das einzige, was ich mir vorstellen konnte, war, dass er mir Angst machen wollte. Wie auch immer. Ich stieß einen langen Seufzer aus.
"Ich nehme das zurück, was ich gesagt habe." Log ich. Niemals im Leben würde ich das zurücknehmen, nichteinmal, wenn er sich entschuldigen würde.
Ein Lächeln erwärmte sein Gesicht. "Braver Junge. Siehst du, du hast verstanden." Vorsichtig strich er über meinen Kopf, weswegen meine Wangen rot wurden und ich nichts dagegen tuen konnte. Ich bekam einen kurzen Anblick von Zuneigung, die einen Moment lang zwischen uns herrschte und strahlte ihn verwundert und zugleich verlegen an. Wenigstens glaubte er mir. "Verzeihst du mir?" Ayato verstummte und legte seine Hand dann auf meine. "Ich kann dir nicht böse sein - es sei denn, es passiert wieder. Zeig einfach etwas Dankbarkeit und Respekt." Ich hatte zwar das starke Bedürfnis, zu widersprechen, doch hielt meinen Mund. Ich sah etwas Verärgerung in seinen Augen und konnte nicht anders, als ihn trotzig anzustupsen.
"Ich habe kein Wort gesagt!" Protestierte ich. Seufzend blickte er mich an. "Genau deswegen. Du sollst mir antworten und mich Daddy nennen. Erinnerst du dich nicht mehr?" Mir wäre es lieber, der Vorfall hätte sich gar nicht erst ereignet. "Doch, schon, Daddy.." Erwiderte ich leise und verschrenkte seine Hand verlegen mit meiner. Überrascht blickte er mich an, als wenn ich mich gerade zu einem anderen Menschen verwandelt hätte. "D-Das.. Ehm.. Ich wollte nicht.." Auch wenn wir bereits viel mehr gemacht hatten, als diese harmlosen Berührungen, stach mir trotzdessen Verlegenheit ins Herz. Vielleicht lag es aber auch daran, dass er zuvor so wütend auf mich gewesen war. "Shhh." Flüßterte er mir zu und zog mich zu sich, bevor ich meine Hand wegziehen konnte und verwickelte mich in einen sanften Kuss. Ich wusste nicht, was ich davon halten sollte, doch mein Puls verschnellerte sich und mein Bauch kribbelte angenehm. Ein seltsames Gefühl breitete sich in meinem Körper aus, doch ich möchte es. Ich schloss meine Augen und erwiederte, da es mir irgendwie doch gefiel.
Der Moment kam mir endlos vor. Für einen Augenblick vergaß ich all meine negativen Gedanken und gab mich ihm einfach hin, ohne mich zu beschweren oder zu wehren, wie ich es vielleicht sonst tuen würde. Langsam löste er sich von mir und sah mir eine Weile lang tief in die Augen. Ich lächelte vergnügt, doch meine funkelnden Augen verrieten meine Aufregung und mein noch immer schnell schlagendes Herz, was beinah explodierte. "Dein Lächeln ist so wunderschön." Bemerkte er, was mich mal wieder in Verlegenheit brachte. Ich bedankte mich leise kichernd. "Also, ist jetzt alles wieder gut, mein Kleiner?" Ich freute mich insgeheim, dass er mich nicht wieder mit meinem Namen ansprach. Irgendwie fühlte ich mich sonst schuldbewusst. "Ja, Daddy."



ᵈᵃᵈᵈʸˢ ˡᶤᵗᵗˡᵉ ᵏᶤᵗᵗᵉᶰWo Geschichten leben. Entdecke jetzt