Kapitel 9

5.4K 96 2
                                    


Es war kalt. Ich hatte mich gegen die Wand gelegt und meine Beine dicht an meinen Körper angezogen, doch man konnte mir anmerken, dass ich ängstlich war. Tatsächlich erschrak ich mich bei jedem Laut, vor Furcht, es könnten die Schritte von Kazu sein. Mein Kopf hämmerte schrecklich vor Schmerzen und doch wusste ich, dass ich keine andere Wahl hatte, als hier zu warten. Warum geschah mir das nur? Wenn ich bloß nicht protestiert hätte, dann wäre vermutlich alles gut ausgegangen, auch wenn ich dann in Gehorsam leben musste. Wieso hatte ich mich nicht unter Kontrolle und verlor immer wieder die Beherrschung? Zwar war meine Wut auf all die Worte und Schläge dieses Mannes mir nicht entgangen, doch ich bereute es nun zutiefst, widersprochen zu haben. Ich konnte die brennenden Blicke der Wachen förmlich auf meinem Körper spüren, wie sie mich genauestens anstarrten, als würde ich jeden Augenblick die Fesseln durchbrechen und einen Fluchtversuch starten. Es demütigte mich zutiefst, dass ich zudem sogar keine Kleidung an hatte und so mich jeder sehen konnte. Umringt von diesem Gefängnis fühlte ich mich einsamer denn je. Wenn ich darüber nachdachte, hatte ich niemanden mehr, außer Ayato. Er zumindest hatte mir das Gefühl von Geborgenheit gegeben, mich umarmt, wenn es mir schlecht ging. Doch auch er hatte mir unaushaltbare Schmerzen verursacht, die seltsamerweise jedoch nicht zu dem Hass in meinem Herzen führten und drohten, es zu vergiften, wie ich dies in diesem Moment bei Kazu tat. Immer wieder warf ich einen unruhigen Blick durch das Fenster, doch ich konnte durch all die Wachen, die davor standen, kaum etwas sehen. Ich zuckte zusammen, als einer davon einige Schritte auf mich zukam. Er war um einiges größer als ich und hatte dunkelbraune Haare. Wie alle anderen um ihn herum, trug er einen dunklen Anzug, welcher dem eines Prinzen oder so ähnelte. Doch was sollte mich hieran noch verwundern? In seiner Kleidung war eine Pistole befestigt, die mich Unbehagen fühlen ließ. "Hast du nicht Durst oder so? Du bist schon seit Stunden hier und regst dich nicht", zischte er mir zu. Seine Stimme klang zwar sehr deutlich und streng, doch gleichzeitig bemerkte ich, wie er sich bemühte, leise zu sprechen. Er hatte Recht, ich brauchte dringend etwas zu trinken. Ich nickte nur dankbar, da ich nicht in der Lage war, zu sprechen. Nun, die pure Furcht, die in meinen blauen Seelenspiegeln lag, wahrlich bereits Funken sprühte, die rote Substanz, die sich auf meinem Körper festgetrocknet hatte, all dies versuchte ich zu verstecken, weil ich es hasste, Schwächen zu zeigen. Während der Mann mir ein Glas Wasser holte, spürte ich aufeinmal das Gewicht von ein par Regentropfen auf meinem entblößten Körper. Genervt verdrehte ich die Augen und versuchte, mich noch stärker an die Wand zu pressen. Ich zitterte leicht vor Kälte und die Seile um meine Körperteile schmerzten noch immer. Mein Blick huschte in eine andere Richtung, als ich Schritte von der anderen Seite wahrnahm. Tatsächlich war es diesmal Hina, die mit leisen Bewegungen auf mich zu kam. Es war mir furchtbar peinlich, dass sie mich so sah, doch mir blieb keine andere Wahl. In ihrem Gesicht konnte ich keinen Hauch von Mitleid erkennen, sondern nur die Belustigung in ihren Augen und auf ihrem Lächeln. "Oh man, Noah! Was hast du angestellt?", fragte sie und setzte sich neben mich. Wütend funkelte ich das Mädchen an, da ihr bewusst war, dass ich durch diesen Mundknebel nicht reden konnte. "Guck nicht so. Ich bin zumindest so lieb, und habe dir etwas mitgebracht, damit dir nicht ganz so kalt ist." Überrascht sah ich zu, wie Hina mir eine Decke über die Schulter hing. Der weiche Stoff fühlte sich sofort angenehm auf meiner Haut an und ich lächelte schwach.
"Aber erzähl es bloß nicht Kazu. Wenn er fragt, sag ihm, dass einer der Wachen dir die gegeben hat.", zischte sie mir leise zu, damit keiner dies mitbekam, denn ein par der Männer wechselten bereits ihre Blicke und tuschelten misstrauisch über uns. Den eisblauen Blick noch immer auf Hina gerichtet, die diesen einigermaßen neutral erwiderte, bemerkte ich erst gar nicht, dass einer der Wachen bereits zurückgekommen war und mir den Mundknebel entfernte, um mir das Wasser einfach in den Mund zu schütten. Gierig schluckte ich die kalte Flüssigkeit hinunter, und ich bedachte dabei nichteinmal, ob diese Menschen mir irgendetwas darein gemischt haben könnten. Ich hatte zulange nichts getrunken, um dies zu verweigern. Er machte sich jedoch nicht die Müde, die Seile an meinen Händen zu entfernen, sondern lief einfach so zurück. "Ich hasse Kazu!" Aufgeschnappt kniff ich meine Augen zusammen. "Sogar Ayato würde mich nicht hier in meinem Zustand lassen.", sagte ich und die Empörung in meiner Stimme war kaum zu überhören. Vorsichtig legte Hina einen Arm um meine Schulter und sah mich tröstend an. Von ihrer vorher etwas schnippischen Art konnte ich nichts mehr sehen.
"Allein wenn er herausbekommen würde, dass du ihn bei seinem Namen genannt hast, würde er dich verprügeln." Ein kalter Wind rüttelte an den einzelnen Baumkronen, die diese Umgebung zierten. Ich bekam die eisige Kälte deutlich mit aller Wucht zu spüren und zitterte leicht.
"Theoretisch könnte es mir egal sein. Mein Leben ist sowieso schon kapput genug.", erwähnte ich mit bedrückter Miene, "Ich hoffe einfach nur, dass es schnell vorbeigeht." Ich wollte gerade weiterreden, als ich ein scharfes Stechen spürte, das mir wie eine Dorne durch den Körper fuhr. Erschrocken schnappte ich nach Luft und presste meine Arme gegen meine Brust, um den Schmerz zu lindern. Etwas stimmte nicht mit mir, es bereitete mir Sorgen, doch ich hatte nicht die geringste Ahnung, was es sein könnte. Es war klar, dass ich auf Kazu so einen stechenden Mix aus Schmerz und Wut empfand, doch das dieser so etwas auslösen könnte, da war ich mir nicht sicher. "Alles in Ordnung?", fragte Hina und nahm reflexartig ihre Hand von meiner Schulter. "Ähm, doch, alles bestens. Mir tut einfach nur alles weh." Ich versuchte, meine nicht kontrollierbare Unruhe zu verbergen, doch meine Stimme zitterte. Glücklicherweise war um uns herum so viel Lärm von den Wachen, dass Hina anscheinend nichts davon merkte.
"Wenn du so weitermachst und nicht gehorchst, dann wirst du nicht der einzige sein, dem alles wehtut." Ihre Stimme klang zwar ruhig, aber in ihren Seelenspiegeln funkelte Zorn, den ich allzu leicht herauslesen konnte. Verwirrt legte ich meinen Kopf schief, ehe ich erneut einen schmerzenden Stich in meinem Brustkorb empfand und niedergeschlagen seufzte.
"Nicht nur du wirst bestraft, wenn du ungehorsam bist", meinte das Mädchen kühl. "Kazu lässt all seine Wut auch an mir aus. Nicht nur an die, die es verdient haben." Sie brachte es tatsächlich fertig, sich völlig gelassen anzuhören, aber die Atmosphäre um uns herum ruhiger wurde, spürte ich, wie die noch immer wütenden Gefühle ihrerseits mir in Wellen entgegenschlugen. Ich konnte zwar verstehen, dass sie nicht wegen mir bestraft werden wollen würde, doch mich so zu beschuldigen, empfand ich nicht gerade als hilfreich in dieser Situation. Ihr Gesichtsausdruck war zu sehr angespannt und allgemein verriet ihre Haltung so einiges. Außerdem blickte sie sich ständig um, vermutlich aus Angst, ihr Meister könnte sie erwischen. "Wie du siehst, kann ich hier nicht sonderlich viel anrichten, also musst du dir keine Sorgen machen.", knurrte ich beinah. Leichte Regentropfen prasselten nebenbei immer stärker werdend vom Himmel hinab und ergossen sich direkt auf meinem zierlichen Körper.
"Wir kennen uns vielleicht ein Tag und schon würde es mich bei dir nicht einmal wundern, wenn du alles anschreien würdest, was dir in die Quere kommt. Damit ist nicht nur Kazu gemeint, Noah." Mich selbst verwunderte meine eigene Art schon ein wenig. Normalerweise war ich nicht der Typ, der vor Temperament strahlte, doch solangsam hatte ich es satt, keine eigenen Entscheidungen mehr treffen zu dürfen und nur mit Erlaubnis irgendetwas machen zu können, ansonsten bestraft zu werden. Entrüstet senkte ich meinen Kopf. "Hina, ich verspreche dir, sobald ich Kazu begegnen werde, ihn nicht sofort umzubringen. Okay?" Bei dem Gedanken musste ich leicht schmunzeln. Sie brummte genervt. "Kannst du dich überhaupt noch an die Regeln erinnern? Scheint nämlich nicht so." Provokant blickte sie mir direkt in die Augen und stieß mich leicht an der Schulter. Ich schnaubte belustigt. "Doch, klar. Sonst wäre ich sicherlich nicht mehr am leben.", gab ich zögernd zu und versuchte, möglichst glaubwürdig zu klingen. "Also, wie hast du ihn zu nennen, bei jedem Satz?", fragte sie mich. Genervt rollte ich mit den Augen. "Sir oder Meister. Arschloch wäre mir jedoch passender." Die letzten Worte konnte ich mir kaum verkneifen. Entgeistet starrte sie mich an. "Böse Worte sind tabu. Sollte einer der Männer das mitbekommen, bist du tot." Die Worte des Mädchen, gedämpft durch die weiteren Stimmen der unbekannten Männer, schienen bei mir nur noch auf taube Ohren zu stoßen. Noch stets gelähmt vor Schmerzen, zog ich die Decke über meinen Kopf, damit der unangenehme Regen nicht noch mehr auf meine Wunden prasselte und mich immer wieder an die heftige Folter erinnerten, die ich vor wenigen Stunden durchleben musste. Unerwartet verspürte ich eine Berührung ihrerseits, als sie ihre Hand auf mein Knie legte und sie ihren Kopf mehr zu meinem richtete. Verlegenheit stieg in meinem Körper auf, da ich liebevolle Nähe von anderen Menschen nicht sonderlich gewohnt war, außer die der Männer, bei denen ich dies jedoch alles andere als angenehm abstempeln konnte. Desto mehr war ich überrascht von der plötzlichen Zuneigung von Hina, die mich zuvor noch mit Vorwürfen gefühlt überrannt hatte. ''Wenn du hier weiterleben möchtest, ohne ständig diese Schmerzen zu spüren, musst du unbedingt lernen, deinen Zorn zu kontrollieren, deinen Hass einigermaßen zu beherrschen und dich zusammen zu reißen, auch wenn es schwer ist.'' Meine Augen leuchteten bei der sanften Stimme, die ich nun besser verstand. Wie hypnotisiert galt mein Blick dem Geschehen vor mir und ich sah Bilder, wie mein Leben sich vereinfachen würde. Ich musste es nur zulassen. Irritiert schüttelte ich meinen Kopf, in der Hoffnung, dies auch mit meinen unklaren Gedanken machen zu können. Ich wünschte, ich könnte auf Hina hören, doch gleichzeitig wechselte meine Stimmung andauernd. Ich war mir nun nicht mehr sicher, wie ich mich verhalten sollte. Das alles schien mir noch immer so unreal, auch wenn ich insgeheim wusste, dass diese Geschehen in dieser Welt völlige Normalität waren. Doch mein Herz versuchte dagegen anzukämpfen, mein Kopf und sogar mein Verstand sagten mir, dass es falsch war, alles mit mir machen zu lassen, was diese Arschlöcher von mir verlangten. Ich merkte, wie das Mädchen sich total abmühte, mich zu bändigen und davon abzuhalten, noch mehr Mist zu bauen, und nicht wie ein tollwütiger Fuchs mir nichts gefallen zu lassen. Meine blauen Seelenspiegel waren weit aufgerissen, sodass ich vergaß zu blinzeln und Tränen sich in ihnen füllten. Sie rannten meine Wange hinunter und wie auf ein einziger Schlag wurde mir bewusst, was für ein bescheuertes Schicksal ich hatte. Sofort krampfte sich mein Magen zusammen und ich machte höchstwahrscheinlich einen jämmerlichen Eindruck. ''Verstehst du endlich, wieso ich die ganze Zeit versuche, dich auf die gute Seite zu bringen? Wenn du gehorchst, wirst du auch nicht bestraft. Es könnte dir mit der Zeit sogar gefallen, was mit dir gemacht wird, aber nur, wenn du es auch zulässt.'', erklärte sie mir, auch wenn ihre Mimik nun ausdruckslos war. Ein starkes Schaudern fuhr durch meinen Leib, wie von selbst drückte ich mich näher an Hina heran, um diese seltsame Wärme und Geborgenheit zu verspüren, welche ich im Moment am dringendsten brauchte. Ich wusste, dass ich diese Art von positiven Gefühlen nur vorher von meinem eigenen Meister bekommen hatte. Immer wieder hatte er mich in dem Arm genommen, fest an sich gedrückt und mir gesagt, dass einmal alles gut sein wird. Stets hatten meine lebhaften Augen, die zuvor mit Angst gefüllt waren, vor Neugier geleuchtet, und das jedesmal, wenn Ayato sich auf mich stürzte und wir wie kleine Geschwister spielten. In diesen Momenten konnte ich alles vergessen, alle Sorgen einen Augenblick lang wegschieben und einfach ich selbst sein. Durch diese nahe Beziehung, die ich immer mehr zu ihm aufbaute, auch wenn dies durch eine sehr geringe Zeit geschah, hatte ich irgendwie Gefühle für ihn aufgebaut. Keine richtigen Gefühle wie Verliebtsein, sondern einfach verdammte Glücksgefühle. Auch wenn dieser Mann mein eigener Entführer war und er genauso ein ''gutes'' Herz hatte, mich gegen meinen Willen zu Dingen zu bringen, die ich nicht wollte, so war ich davon überzeugt, dass er auch eine gute Seite hatte, die er mir scheinbar auch gezeigt hatte, wenn ich brav war. Ein Teil von mir war sich bewusst, dass es einfach nur naiv und dumm von mir war, davon auszugehen dass er mir gut tat, doch gleichzeitig sagte mir mein anderer Teil, dass ich sonst niemanden hatte und so jemanden brauchte. Bei dem Gedanken fragte ich mich, ob es möglich wäre, dass der Meister von Hina, also Kazu, genauso tickte. Wer weiß, vielleicht zeigte er auch mir positive Emotionen oder Gesten, sobald ich mir alles gefallen ließ. Einen Versuch wäre es selbstverständlich wert. ''Mh, Hina? Ich hab eine Frage'', sagte ich leise und richtete meinen Blick erneut in ihre klaren Augen. ''Frag mich, was du willst'', gab sie von sich und musterte mich neutral. ''Sind die Doms netter zu ihrem eigenen Sub als zu anderen Subs?'' Überrascht legte sie ihren Arm um ihren Nacken und überlegte einige Herzschläge lang, während sie monoton in die Ferne sah. ''Ich bin mir nicht sicher. Kazu sagt mir manchmal, dass er stolz ist, ausgerechnet mich zu haben, auch wenn ich am Anfang mindestens genauso schlimm war wie du. Zu anderen Subs hat er das noch nie gesagt.'' Nachdenklich nickte ich. Den eisblauen Blick noch immer auf sie gerichtet, die diesen einen Herzschlag lang verwirrt erwiderte, bemerkte ich erst gar nicht, dass sich einer der Wachen an uns vorbei stahl und auf fast lautlosen Schritten sich nach vorne bewegte, direkt in unsere Richtung. Sein stechender Blick war fest auf meinen Körper gerichtet und wanderte immer wieder auf das Mädchen neben mich, die sich verunsichert umsah. Anscheinend tat sie so, als hätte sie nie mit mir geredet. Nun, ich ahmte ihr nach und wich seinen Blicken nervös aus. Doch dann beugte sich der mir unvertraute Mann hinunter zu uns. Ich bemerkte erst seine sehr kurzen, schwarzen Haare und seine stark ausgeprägten Wangenknochen, als er seine laute Stimme erhob: ''Warum seid ihr beide nicht bei euren Meistern, wie es sich gehört? Insbesondere von dir, Hina, erwarte ich, dass du nicht mit diesem Gör sprichst.'' Seine Tonlage war kühl, doch ansonsten konnte ich keine einzige Emotion seinerseits ausmachen. Die Ausstrahlung von ihm war einfach nur unheimlich. Nicht nur, dass er meiner Meinung nach viel zu muskulös gebaut war, war er zudem auch noch gefühlte 2 Meter groß und überragte so die meißten seiner Umgebung. Gespannt und zugleich nervös wartete ich die Situation ab. Hina erhob ihren Kopf und sogleich auch ihren Körper. Entschlossen sah sie in die Augen ihres Gegenübers, was ich mich niemals im Leben getraut hätte. Nicht bei so einer Aura, die er seltsamerweise ausstrahlte. ''Mein Meister ist gerade beschäftigt, deswegen passe ich auf Noah auf, Sir.'' Ungläubig betrachtete der Mann das Mädchen, welcher um einiges größer war als sie. Sie ging ihm noch nicht einmal bis zur Schulter. ''Mit was ist er beschäftigt?'', fragte er mit einem dominanten Unterton nach, als wäre er jeden Moment bereit, seine Hand zu heben, um ihr eine Ohrfeige zu verpassen oder sonst was. ''Er ist bei einem wichtigen Gespräch, Sir.'', antwortete sie freundlich. Ich bewunderte ihre Art sehr. ''Und du glaubst, dass du nutzloses Stück hier rumsitzen darfst, nur weil er keine Zeit hat, sich um dich zu kümmern?'' Ich merkte, wie Hina sich noch mehr anspannte und konnte die Angst in ihren Augen förmlich spüren. Wut stieg in mir auf, doch ich konnte nichts tuen. ''Es tut mir leid, wenn ich den Anschein geweckt habe, dass ich es mir erlauben würde, nichts zu tuen. Ich habe Noah wegen seinen neuen Regeln aufgeklärt.'', erklärte sie ruhig. Ein unangenehmer Schauer fuhr mir über den Rücken, als sich der Mann plötzlich an mich richtete. ''Stimmt, du bist das Little von unserem Boss. Wenn du das nicht wärst, würde ich dir am liebsten eine reinhauen. Schon am ersten Tag, wo er mal nicht bei dir sein kann, schon bestraft zu werden. Peinlich!'', spöttisch sprach er diese Worte aus und spuckte gnadenlos auf mich, als wäre ich komplett wertlos. Ich war kurz davor, zu protestieren und ihm meine Meinung ins Gesicht zu sagen, doch dann erinnerte ich mich an Hinas Worte und versuchte, mich daran zu halten und meine Wut zu beherrschen. Es fiel mehr verdammt schwer, doch alles, was ich tat, war ihn wütend anzufunkeln. Eine Sekunde später bereute ich es zutiefst, dies getan zu haben, denn voller Zorn schrie er mich an: ''Schau mich weiterhin so an und ich werde dir Manieren beibringen!'' Erschrocken fuhr ich zusammen und starrte zitternd zu Boden. ''Es tut mir leid, es tut mir leid, es tut mir leid! Bitte tuen Sie mir nichts an.'' Ein seltsames Grinsen zierte sich auf seine Lippen. ''Ehm, Sir.'', korrigierte ich mich sofort. Ich war überaus froh darüber, dass Hina mich dazu brachte, meine Wut in Zorn zu halten, dafür sorgte, dass ich nicht übereilt an meinen Willen heranging und mir erst einmal Gedanken machte und dann erst reagierte. Diesmal reagierte ich zwar auf jeden Fall einen Moment zu spät, doch wenigstens tat ich dies. Wenn sie mich nicht aufgeklärt hätte, würde ich vermutlich auch noch etliche Wachen auf mich hetzen, bis ich es mir selbst unmöglich machte, eines Tages zu fliehen. ''Was hat er diesmal angestellt, James?'' Erschrocken fuhr ich zusammen, als sich hinter mir laute Schritte bemerkbar machten und noch dazu diese eine vertraute Stimme, die mir jedes Mal ein Zittern erbrachte. Ich blinzelte mehrmals und fuhr angespannt herum, musste mich dazu zwingen, mich von meiner panischen Angst loszureißen und schaute hinter mich. Es war Kazu. Hina drehte sich langsam um, die Augen weiter aufgerissen, doch ich merkte, wie sie ihre Angst versteckte und ihren Meister höflich begrüßte. Böse Ahnung braute sich in meinen Verstand, als die beiden Männer ihre Blicke tauschten und dann zu mir herüber sahen. ''Er ist ziemlich respektlos. Aber er hat sich wenigstens entschuldigt.'', kam von James, dem Wachen, welcher sich vor mir aufgebaut hatte. ''Wenigstens zeigt er Reue. Dann ist doch schonmal ein Anfang, nicht, mein Kleiner?'' Kazu beugte sich gefährlich nah zu mir nach unten, sodass sein warmer Atem an meinen Nacken strich. Gänsehaut breitete sich an meinem Körper aus und ich regte mich kein bisschen, aus Angst, etwas falsch zu machen. ''Entschuldigung, Sir.'', gab ich leise mit zittriger Stimme von mir. Ich wollte nicht schon wieder bestraft und gefoltert werden, und das nur wegen einem einzigen falschen Blick. Doch dann wandte er sich zum Glück einfach so von mir ab, was mich Erleichterung spüren ließ. ''Hina, du kommst mit rein. Ich hab hunger also koch mir etwas.'' Seine Stimme klang zornig. Anscheinend hatte er keine sonderlich gute Laune, was er vermutlich an seinen Sub auslassen wird. Ich warf einen mitleidigen Blick zu ihr, ehe sie an mir vorbei lief. Ich fragte mich, ob ich auch etwas zu essen bekommen würde, doch das konnte ich mir höchstwahrscheinlich abschminken. Dafür hasste mich Kazu nun zu sehr. Kurz wandte ich mich an ihn, ein unbeschreiblicher Ausdruck glühte in den Seelenspiegeln. Doch in meinen Augen konnte man vermutlich nur Angst, Furcht und Unverständnis vor dem erkennen, was noch mit mir und ihr geschehen würde. Müde sandte ich ein stilles Gebet zum Himmel, in der Hoffnung, dass ich nun in Ruhe gelassen werde und schloss einen Moment lang meine Augen. Ich war dankbar, dass mir anscheinend verziehen wurde und entspannte mich ein wenig.


ᵈᵃᵈᵈʸˢ ˡᶤᵗᵗˡᵉ ᵏᶤᵗᵗᵉᶰWo Geschichten leben. Entdecke jetzt