Kapitel 3

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"A-Ayato..." Heißer Atem umstrich sanft meinen Nacken. Gier und gleichzeitig Dominanz brannte in seinen Augen, welche jedes Detail meines Körpers betrachteten. Ayato baute sich mit einem undefinierbaren Gesichtsausdruck vor mir auf, sodass ich sogar noch kleiner wirkte, als ich es bereits war. Angst pulsierte in meinen Adern, als sich mein Herzschlag beschleunigte und ich einen Schritt zurücktrat; Als mein Entführer mit jeder Bewegung, welche ich ihm auswich, näher an mich heran trat, fuhr mir ein kalter Schauer über den Rücken. Ich merkte, wie er seine Muskeln anspannte und meinen zierlichen Körper gegen die nächstbeste Wand drückte. Ohne jegliche Ahnung war ich nun einmal vollkommen wehrlos und ein leichtes Spielzeug für beinah jeden. Diese Gefahr versuchte ich jedoch einfach auszublenden, um nicht komplett in Panik zu versinken. "Hör auf mir so nah zu kommen Ayato!" Stotterte ich und verschrenkte meinen Kopf mit meinen Armen, vor Angst, mein Gegenüber könnte mich jeden Augenblick schlagen. Ein frustiertes Knurren grollte tief in seiner Kehle, welches jedoch genauso schnell verschwand. Oft hatte ich mich selbst dabei beobachtet, wie ich mit Widerwillen meinen Aufgaben nachgekommen war, als hätte ich nichtmal den Hauch einer Chance gegen so ein Monster. Und auch, wenn es für mich eine Gelegenheit gegeben hatte, mich zu wehren, konnte ich nicht anders, als nur stumm zu nicken und mich lautlos zu fragen, was nur einmal aus mir werden sollte. Wie alle Menschen in meiner Vergangenheit war mir eindeutig bewusst, wie kalt und zynisch die Kunden dieser gewaltigen Firma sein konnten, weswegen ich gegenüber diesem Mann noch immer einen Groll hegte. Schließlich war ich daran gewohnt, nicht gut behandelt zu werden. Schließlich waren es die Käufer gewesen, welche meine Familie zu grausigen Taten wahrlich gezwungen und mich dabei zusehen gelassen hatten. Ich wünschte, ich könnte diese distanzierte Art meinem Besitzer gegenüber bald ablegen, denn er schien nicht allzu mies, wie ich ihn eingeschätzt hatte. Ich hatte Worte zur Aussprache gewagt, wofür mich jeder andere verprügelt hätte. Tief holte ich Luft und musste mich beherrschen, um diese Gier und Selbstüberschätzung ihm nicht aus dem Gesicht zu wischen. Langsam glitt er mit einer Hand unter meinen Pullover, die andere legte er um meinen Hals und kontrollierte so meinen Atem. Ich hasste seine Berührungen, doch ein Verweigern würde ihn wahrscheinlich nur noch wütender machen. Und gerade in meiner Situation hatte ich das nun wirklich nicht nötig, auch noch bestraft zu werden. Und dennoch konnte ich es nicht leugnen, dass ich ihn attraktiv fand, welcher zumindest noch ein gutes Aussehen besaß. Mit jeder falschen Bewegung könnte er mir vermutlich das Genick brechen oder mich schmerzvoll bis zu meinem letzten Atemzug würgen. Ohne auf seinen bedrohlichen Blick zu achten, starrte ich weiterhin seinen Körper an und folgte jede kleinste Bewegung des Mannes. Er verströmte einen verführerischen Geruch, welcher mich beinah dazu brachte, meine Selbstbeherrschung aufzugeben. Alles was ich brauchte, war Liebe. Es würde keinen Erfolg erzielen, würde man mich noch mehr zu etwas bedrängen was ich nicht möchte, dachte ich zumindest. Sein Griff um meinen Hals wurde fester und langsam verspürte ich eine Art Panik;fürchtete, ich könnte in jedem Herzschlag aufhören zu atmen. Doch es wäre eine einzige Schande, wenn ich mich einfach so dem Tod ohne jegliches Zeichen von Rache meiner Familie hingeben würde. Für mich selbst fand ich jedoch keinen Sinn mehr, zu leben. Das Leben hatte nichts lebenswertes mehr. Fast jeder Mensch, der mir etwas bedeutete, wurde mir einfach so genommen. Erst meine beiden Eltern, dann auch noch meine Geschwister und schlussendlich konnte ich nicht mehr wissen, wo sich meine Freunde aufhielten. Ob sie dem unendlichen Wahnsinn entkommen sind? Sie alle sind mir ohne einen Abschied entrissen worden, als ich sie am meisten brauchte. Ohne, dass ich etwas dagegen tuen konnte. Wie sollte ich bloß wieder Vertrauen fassen können, ohne die Angst zu haben, dass diese Person mir in jedem Augenblick genommen werden könnte? Ich hatte vermutlich niemanden mehr, mit dem ich verwandt war, durch dessen Adern das gleiche Blut floss wie in meinen. Wie konnte ich es riskieren, mit der Ahnung, dass dieser Wahnsinn endlos weitergehen wird, zu sterben?

ᵈᵃᵈᵈʸˢ ˡᶤᵗᵗˡᵉ ᵏᶤᵗᵗᵉᶰWo Geschichten leben. Entdecke jetzt