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Er trägt eine Maske. Vielleicht ist das eine Metapher.
Sie kennt nur seine Augen. Die Hälfte seines Gesichts muss sie sich vorstellen.
Sie kennt nur seinen Smalltalk. Seinen Charakter muss sie sich vorstellen.
In ihren Gedanken trägt er längst keine Maske mehr.
In ihren Gedanken liebt er sie schon.
Sie sieht nur seine Augen, niemals sein Lächeln, sie grinst ihn an, sie kennt seinen Smalltalk, der Witz von ihm war lustig, sie hofft, dass er das Grinsen unter der Maske erwidert.
Aber sie sieht nur seine Augen.
Er nimmt die Maske niemals ab.
Sie wird ihn niemals ansprechen.
Sie wird ihn niemals kennenlernen.
Und sie wird niemals sein Lächeln sehen.
Und trotzdem, oder gerade deswegen vielleicht, hat sie sich schon in sein Lächeln verliebt, ein bisschen nur, ein bisschen sehr, in diese Vorstellung seines Lächelns.
Denn sie hat sich doch schon immer nur in Ideen und Vorstellungen und Gedankenschnipsel verliebt. Weil es meistens einfacher ist.

Sie füllt sich ihr Glas selbst. Heute und eigentlich immer. Auch, wenn er das zwischendurch übernommen hat. Sie ist es immer selbst gewesen, die sich Wasser ins Glas gefüllt hat.
Sie und ihre Fantasie.
Weil sie Wasser braucht zum Leben.
So fühlt es sich zumindest an.

wasserglasWo Geschichten leben. Entdecke jetzt