Fridolins Glöckchen

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„Hallo mein Schatz, wie war dein Tag?", fragte sie, als sie spürte, dass jemand das Zimmer betreten hatte. Es konnte nur Mariechen, ihre kleine Tochter, in ihrem roten Mantel, mit dem kleinen Hund Fridolin sein, denn das Klingeln der Glocke an seinem Halsband war unverkennbar. Sie sammelte all ihre Kraft, um die Augen zu öffnen und die beiden zu begrüßen. Langsam und Stück für Stück bewegte sie die schwachen Lider nach oben, das Licht im Zimmer blendete sie. Warum antwortete Mariechen nicht? Als sie ihre Augen vollständig geöffnet hatte und langsam begann sich an das Licht zu gewöhnen, musste sie niedergeschlagen feststellen, dass das Zimmer leer war. Die Tür war verschlossen und Mariechen und Fridolin waren nirgends zu sehen. Traurig schloss sie wieder die Augen, es war also wieder nur ein Traum. Nacht für Nacht träumte sie davon, dass Mariechen bei ihr war, dass sie gemeinsam lachten, über die Schule redeten und Fridolin kleine Tricks vollführte. Nacht für Nacht, seit gefühlt mindestens 4 Wochen. So lange war sie nun schon an das Bett im Krankenhauszimmer gefesselt. Vier Wochen dieselben kühlen, weißen Wände und vier Wochen kein Gespräch mit ihren Lieben. Sie war sich oft so sicher, dass sie da waren, doch wenn sie ihre Augen öffnete, schien alles nur ein Traum gewesen zu sein. Sie konnte sich nicht erinnern, warum sie überhaupt in diesem Bett lag. Welcher Tag war heute überhaupt und wie spät war es? Sie öffnete die Augen wieder und ihr Blick suchte das Fenster. Die Sonne stand hoch am Himmel, es schien ein herrlicher Sommertag zu sein, genau wie der Tag, an dem sie mit ihrer kleinen Familie einen Ausflug in die Berge unternommen hatte. Mariechen liebte es zu klettern. Sie ließ sie, auch wenn sie oft nicht hinsehen konnte und vor Angst Stoßgebete zum lieben Gott schickte, wenn ihre Kleine mal wieder waghalsig von Stein zu Stein sprang, gefährlich nah an den schwindelerregend hohen Abgründen. Sie selbst hatte das nie nachvollziehen können, wo sie doch auch so ungeschickt und daher lieber einmal mehr vorsichtig war. Die Erinnerungen an den Sommertag begannen in ihrem Kopf zu verschwimmen, was war passiert? Wie war der Tag zu Ende gegangen? Warum lag sie in diesem Bett? Sie merke, wie die Müdigkeit sie langsam wieder einzuholen schien. Sie wollte nicht schlafen, sie wollte wach bleiben, auf Mariechen warten oder sich nach ihr erkundigen. Doch sie verlor den Kampf gegen ihre schläfrigen Lider. Ein Geräusch, ein zartes, aber gedämpftes Klingeln, holte sie zurück in die Realität. Fridolin, schoss es ihr in den Kopf, doch schnell besann sie sich. Sie meinte die Tricks ihres Kopfes zu kennen, der ihr immer wieder vorspielte, dass ihre Lieben bei ihr waren. Doch das Klingeln wurde lauter, sie schlug die Augen auf. In diesem Moment öffnete sich die Tür zum Krankenhauszimmer. „Mama!", Mariechen und Fridolin standen strahlend in der Tür.

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⏰ Letzte Aktualisierung: Aug 10, 2020 ⏰

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