Angekommen in der Tiefgarage, stellte ich den Wagen ab und ging durch das Treppenhaus zum Fahrstuhl, der direkt in das Wohnzimmer meines Lofts führte. Oben legte ich den Rucksack ab wobei mir auffiel, dass ich Blut an meinen Fingern hatte. Also ging ich ins Badezimmer und wusch meine Hände. Gründlich. Mit viel parfümierter Seife. Aber das Blut wollte sich nicht abwaschen lassen. Es blieb wo es war. Ich nahm die Nagelbürste zur Hand und begann meine Hände abzuschrubben, aber das Blut ließ sich schlicht nicht entfernen. Als ich währenddessen hoch in den Spiegel sah, fielen mir Blutflecken an Hals und Kinn auf. Der Schuss musste es dorthin gespritzt haben – dabei hatte ich ihn durch ein Kissen abgefeuert, wie konnte das Blut an meinen Hals gelangen? Wahrscheinlich habe ich es versehentlich mit meinen Händen dorthin geschmiert und es nicht bemerkt. Mit einem Waschlappen und Seife versuchte ich die Flecken wegzuwischen, aber auch diese Flecken blieben hartnäckig an meinem Körper. Mittlerweile wurde ich immer aggressiver und mein Hals immer gereizter. Das konnte kein normales Blut sein! Meine Haut war nicht mehr nur rot vom Blut, sondern auch von der Reibung, zudem brannte sie höllisch. Beide Beine sackten in sich zusammen und ich fing an zu weinen. Warum konnte ich das Blut nicht entfernen? Und wieso machte mich das so fertig? Ich dachte nach diesem Abend wären alle meine Sorgen endlich Geschichte. Als ich die Person in dem Chatroom anschrieb, erschien es mir so einfach. Mein Buchmacher hatte mich auf die Seite verwiesen als die Schulden sich immer weiter auftürmten. Die Anweisungen waren klar, ich musste nur zu der genannten Adresse fahren und von dort würde sich alles Weitere ergeben. So einfach wie es schien war es jedoch überhaupt nicht. Jedes Mal, wenn ich die Augen schloss tauchte das Gesicht dieses Mannes hinter meinen Lidern auf. Wie sollte ich je wieder schlafen, geschweige denn ein normales Leben führen können? Das Bild hatte sich in mein Gehirn eingebrannt und ich würde den Mann niemals vergessen können. Jetzt musste ich mich fragen ob die Tilgung meiner Schulden einen Mord wert war. Tief in mir wusste ich, das war sie nicht. Mein Leben war ruiniert, ich würde mich niemals davon erholen können. Auf einmal war ich sehr müde, zu müde um mich weiter mit den blutigen Flecken auseinanderzusetzen. Somit beschloss ich auf den morgigen Tag zu warten und mich dann meinen Problemen zu stellen.
Doch gerade als ich die milchige Glastür zum Schlafzimmer aufschieben wollte, ging hinter mir ein Licht an. Ohne hinzusehen, wusste ich, dass es die Schreibtischlampe war. Das hat ja echt lange gedauert. Was hast du denn solange im Bad gemacht? Ach, eigentlich interessiert mich das überhaupt nicht. Langsam drehte ich mich um und sah den Mann, der in meinem Bürostuhl saß. Was machen Sie hier? Wer sind Sie? mir fiel nicht auf, dass ich mich genau wie mein eigenes Opfer anhörte. Mein Name ist irrelevant. Du wirst ihn nicht brauchen. Ich machte einen Schritt zurück, er machte ein paar Schritte auf mich zu. Das konnte nichts Gutes bedeuten. Hast du wirklich gedacht du begehst mal eben so einen Mord und dann lebst du dein dekadentes Leben weiter? Du hast eine ganze Welt entdeckt, für die du nicht gemacht bist. Mein Boss hat mir aufgetragen dich nach deinem Auftrag auszuschalten, also lass es uns hinter uns bringen. Dann muss ich dir nicht noch großartig wehtun. Er lachte beinahe und sah mich herablassend an, während er mir immer näherkam. Ich begann zu weinen und fiel auf die Knie. Bitte nicht stammelte ich mit tränenerstickter Stimme. Ich gebe dir alles was du willst! Ich habe Geld, da vorne in dem Rucksack. Meine linke Hand zeigte zitternd auf die Tasche, die noch immer neben dem Fahrstuhl lag. Nimm das. Nimm alles was du willst! Aber bitte lass mich am Leben. Ich schaute nach oben und wollte dem Mann in die Augen sehen. Der lachte nur und erwiderte: Nein, nein so nicht. Tut mir leid dir das zu sagen, aber du kannst mich nicht bestechen. Was kann ich tun, um Ihre Entscheidung zu ändern? Wollen Sie Rache nehmen? Ich bereue was ich getan habe, wirklich. Wenn ich könnte würde ich es wieder rückgängig machen. Zu spät. Dein Schicksal war in dem Moment besiegelt als du den Auftrag angenommen hast. Falsche Reue bringt dich hier nicht weiter. Mach dich bereit deinen Schöpfer zu treffen.
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Fremdes Opfer
Truyện NgắnEin Aktenkoffer unter dem Bett. Eine Aufgabe. Eine Chance alles wieder gut zu machen.