Kapitel 1

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[Da oben seht ihr die Burg, auf der diese Geschichte basiert. Wunderschön. Kann ich jedem empfehlen]

Helene zog die Schnüre meines Unterkleides noch ein Stück enger.

„Ist es so besser?" Ich nahm einen tiefen Atemzug und nickte. Das neue Kleid fühlte sich ungewohnt an. Der helle Stoff hatte keine Flecken oder reparierte Risse, wie mein altes Kleid. Auch die Schnürung war anders. Mein altes hatte ich einfach oben am Kragen mit dem eingenähten Faden zusammengezogen und darüber mein Überkleid geworfen. Das neue hatte eine lange Schnürung hinten, die jemand anders für einen zuziehen musste.

Ich betrachtete mein Spiegelbild. Es sah anders aus. Natürlich war mein Gesicht noch das gleiche, aber mein eh schon recht zierlicher Körper wurde durch das Unterkleid noch dünner, oder sah zumindest so aus. Am Ziehen der Fäden konnte ich spüren, dass Helene sie zusammenband, dann griff sie nach meinen Schultern und drehte mich zu ihr um. Ihre Augen betrachteten mich eingehend.

„Gut siehst du aus. Wie eine richtige Dame." Das Gesicht verziehend drehte ich mich wieder zum Spiegel.

„Ich würde es vorziehen weiter ein Kind zu bleiben.", murmelte ich.

„Aleidis, du bist vierzehn. Irgendjemand muss die Dame am Hof sein, vor allem jetzt, wo deine Frau Mama verstorben ist." Ich seufze und drehte meinen Oberkörper nach rechts und links. Meine Mutter war vor vier Jahren bei der Geburt meiner Schwester Dorothea gestorben. Jetzt war mein Vater alleine mit uns fünf Mädchen und keinem männlichen Erben.

„Ja, aber warum muss ich dann jetzt schon heiraten? Ich bin doch mit Sicherheit fünfmal schlauer als die Söhne von Oettingen. Die machen doch den ganzen Tag nichts anders, als sich mit Schwertern zu hauen."

„Darf ich dich daran erinnern, dass du auch immer mit den Knappen kämpfst, wenn der Herr Kaplan mit seinem Unterricht fertig ist? Außerdem kannst du froh sein, dass du eine gewisse Wahl hast. Dass du dich heute Abend ja gut benimmst, wenn sich beide Fürstensöhne für andere Mädchen entscheiden, dann wird dein Vater nicht glücklich sein." Sie nahm das hellgrüne Überkleid von meinem Bett und schnürte dessen Rückseite auf.

„Und wenn schon. Dann können sie immer noch Hedwig mit dem kleinsten von ihnen verheiraten, wenn sie die Ländereien zusammen haben wollen." Hedwig war meine drei Jahre jüngere Schwester.

„Sprich so nicht über sie! Du weißt, dass sie Hedwig nicht in die Fürstenfamilie lassen werden, weil sie keinen Wandlerin ist." Ich nickte langsam und schlüpfte in das Überkleid, das Helene mir hinhielt. Das war wirklich ungerecht. Nur weil sie keine zweite Gestalt hatte, blieb es ihr verwehrt einen Mann aus dem Adel zu heiraten, der ebenfalls ein Wandler war.

„Jedenfalls muss sie niemanden heiraten, den sie noch nie gesehen hat."

Meine Zofe und Freundin widmete sich wieder dem Schnüren. „Aber du hast sie doch schon mal gesehen."

„Ja.", knurrte ich. „Mit drei." Sehnsüchtig schielte ich zum Fenster, wo draußen der blutrote Sonnenuntergang leuchtete.

„Ich weiß, dass du lieber da draußen wärst." Sie band jetzt auch das Überkleid zusammen und widmete sich meinen hüftlangen fast schwarzen Haaren. „Aber du kannst nicht für immer mit deinen Schwestern Schwertkampf üben oder auf den Dächern herumstreunen."

„Und warum nicht?" Ich zog mir die Kette meiner Mutter über den Kopf, an der ein Anhänger mit eingeprägter Katzenpfote hing. Das geheime Erkennungszeichen für andere Wandler.

„Weil das Volk einen Nachfolger braucht. Du hast eine gute Verbindung zu den Bauern. Sie schätzen und mögen dich mehr als deinen Vater. Das Leben geht weiter." Sie flocht mir eine Haarsträhne nach hinten und ich zog mir ein Haarband aus zusammengeflochtenen Stoffstreifen darüber. „Fertig."

Aus dem Spiegel blickte mir jetzt wirklich eine Fremde entgegen. Meine Haare waren nicht mehr strubbelig und offen, sondern glatt und zum Teil geflochten. Das Kleid für den Tanzabend war nach hinten so lang, dass es etwas über den Boden schleifte. Die Ärmelausschnitte waren lang und reichten fast bis auf den Boden. In die Säume waren Goldfäden eingearbeitet. Das helle Grün des Stoffs ließ meine grau-grünen Augen leuchten.

Während ich mich vor dem Spiegel hin und her drehte und mein Spiegelbild etwas skeptisch betrachtete, öffnete sich die Tür zu meinem Zimmer. Herein kam mein Vater, dicht gefolgt von drei meiner vier Schwestern. Auch seine Augen betrachteten mich eingehend. Ein Lächeln, was aufgrund seines schwarzen Bartes kaum zu sehen war, erfüllte sein Gesicht.

„Wie deine Mutter." Er strich mir mit der Hand durch die Haare und ich sah die Tränen in seinen grünen Augen glitzern.

Hinter ihm ahmten meine beiden achtjährigen Schwestern nach, wie ich mich eben gedreht hatte.

„Schaut mich an, ich bin Aleidis und wunderschööön.", hörte ich Klara flüstern. Von ihrer Schwester unterschieden sie nur ihre kurzen Haare, die sie sich in unbeobachteten Momenten mit allem anschnitt, was sich bot, wenn sie ihr zu lang wurden und womit sie unseren Vater und Helene in den Wahnsinn trieb.

„Na warte." Mit nur zwei Schritten war ich bei ihr und obwohl sie versuchte wegzurennen, zog ich sie an ihrem Gürtel zurück und hob sie von den Beinen. Sie quietschte fröhlich. „Wie war das?"

„Gar nichts." Im nächsten Moment hatte sie sich verwandelt und plumpste nach unten als kleine dreifarbige Katze aus ihren Kleidern heraus.

Hedwig betrachtete sowohl mich, als auch Klara neidisch. Ihre langen roten Haare hingen offen über ihr hellblaues Kleid, an dessen Gürtel ein Schwert hing. Sie hatte es sich zur Aufgabe gemacht, obwohl sie ein Mädchen war, besser zu werden als die Knappen. Unser Vater ließ sie. Er wusste, wie schwer es für sie war, dass sie, wie unsere kleinste Schwester Thea, aus der Familie fiel. Als Hedwig sah, dass ich ihr in die Augen sah, lächelte sie und kam auf mich zu. Obwohl sie erst elf war, war sie schon fast so groß wie ich.

„Du musst mir alles genau erzählen, wenn du nach Hause kommst. Und wenn sich einer von den Jungs dumm anmacht, dann sag mir Bescheid." Ihre eh schon schmalen Augen verengten sich.

„Werde ich." Ich lächelte ebenfalls. Sie nahm meinen Mantel vom Bettpfosten und hängte ihn mir um.

Draußen auf dem Hof hatte der Stallknecht die Kutscheschon fertig gemacht. Es war ein kleiner dachloser Karren, der eher einemErntewagen ähnelte. Mein Vater sparte eben, wo er konnte. Deshalb hatten wirauch keinen Kutscher und mein Vater fuhr selber. Als ich mich neben ihn auf denKutschbock gequetscht hatte, schnalzte mein Vater mit der Zunge und diekräftige Stute, die unseren Wagen zog, setzte sich in Bewegung. Ihre Hufeklapperten gleichmäßig auf dem Boden und wir rollten durch das Tor von Burg Katzensteinnach draußen.


[Zu dem Teil hier habe ich noch nicht so viel zu sagen. Was ich euch empfehlen kann ist, eure Geschichte schon zu plotten, bevor ihr überhaupt anfangt. Euer Plot ist euer Gerippe, an das ihr nach und nach Sehnen und Muskeln klatscht (danke für diese Metapher, Frau Böck). Wenn ihr jetzt nur mit den Fußknochen anfangt, die fertig macht und dann die Schienbeine draufsetzt, dann weiß man in den meisten Fällen nicht mal, ob das ein Affe, ein Mensch oder ein Krokodil wird. Deshalb, plotten bis euch schlecht wird. Das macht auch das schreiben angenehmer.]

Katzenstein || Woodwalkers FanfictionWo Geschichten leben. Entdecke jetzt