Kapitel 5

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Vater fand ich schließlich an einer Ecke des Banketts mit dem Fürsten, in ein scheinbar recht verhandelndes Gespräch verwickelt.

„Wir gehen!", sagte ich so beherrscht wie es mir nur möglich war. Vater schien von meinem scharfen Ton überrascht. Als ich sah, dass er schon nicht mehr nur angetrunken war, fügte ich noch ein „Ich lenke." Hinterher.

„Du bist wie deine Mutter.", brummte mein Vater.

„Ich weiß. Jetzt komm." Nachdem er seinen Becher Wein auf den Tisch gestellt hatte und sich zum Gehen wand, drehte ich mich noch einmal zum Fürsten. Ich versuchte meine Aussage so freundlich wie möglich zu formulieren.

„Ich möchte Sebastian nicht heiraten. Entweder Johann, oder gar nicht." Einen Moment dachte ich, mein Ton wäre doch zu bestimmend gewesen, als ich den ziemlich empörten Ausdruck auf seinem Gesicht bemerkte, der aber schnell zu einem Lächeln wechselte.

„Wie ihr wünscht." Das klang zwar ein wenig ironisch, aber wie auch immer.

Zügig schob ich meinen Vater Richtung Ausgang, im Stillen betend, Sebastian nicht über den Weg zu laufen. Zwischen all den umherlaufenden Menschen konnte ich schließlich nur Johann ausmachen, der sich seinen Weg durch die Menge auf uns zu bahnte, während ich Vater durch die Tür nach draußen eskortierte.

Im Schein der Fackeln konnte ich erkennen, dass ein Stallbursche unsere Stute hielt. Ich half meinem Vater auf die Ladefläche des Wagens und kletterte dann selber auf den Kutschbock. Auf mein Kopfnicken ließ der Stallbusche ihre Zügel los. Gerade, als ich ihr das Kommando zum Loslaufen geben wollte, hörte ich schnelle Schritte auf dem Pflaster.

„Warte!" Es war Johann. Ich drehte den Kopf und wischte mir die Tränen weg, die sich in meinen Augenwinkeln gesammelt hatten.

„Was?" Er erreichte die Kutsche.

„Das wird schon. Vater ist nie lange sauer. Pass auf dich auf." Mir fiel nichts anders ein, außer zu nicken. Ich ließ die Zügel schnalzen und unsere Stute trabte vom Hof. Johanns Blick spürte ich in meinem Rücken, während unsere Kuschte über die Anhöhe rollte und aus seinem Sichtfeld verschwand.

Was hatte ich nur getan? Warum war ich nicht ruhig geblieben? Warum hatte ich ihn Ohrfeigen müssen? Mein Vater würde mir nie verzeihen, dass ich einen Fürstensohn geschlagen hatte.

In Katzenstein brannte nur noch in wenigen Fenstern Licht. Der Tormann ließ uns herein und half mir, meinen inzwischen eingeschlafenen Vater in sein Zimmer zu bringen.

Müde und ausgelaugt tappte ich schließlich alleine zu meinem Zimmer. Überrascht stellte ich fest, dass davor eine Kerze brannte. Auf dem Boden saß Hedwig unter einer Wolldecke mit einem Buch auf den Knien und schlief seelenruhig an die Wand gelehnt. Sie hatte doch nicht tatsächlich auf mich gewartet. Ich kniete mich vor sie nieder und strich ihr über die Haare.

„Hedwig. Aufgewacht.", flüsterte ich. Sie reagierte nur langsam und schlug blinzelnd die Augen auf. Ich nahm ihr das Buch von den Knien und legte es auf den Boden.

„Und? Wie war's?", fragte Hedwig, während ich die Kerze hochnahm und sie auf die Beine zog.

„Ich habe den einen Sohn geschlagen und mich in den anderen verliebt.", meinte ich nüchtern und begleitete Hedwig zu ihrem Zimmer.

„So gefällst du mir doch.", flüsterte sie und schob ihre Tür auf. „Schlaf gut, Schwesterherz."

„Gute Nacht." Sie lächelte mir zu und schloss die Tür dann leise.

Alleine schälte ich mich in meinem Zimmer aus dem Mantel, dem Kleid und dem Unterkleid. Endlich konnte ich mich wieder frei bewegen. Mir fielen schon halb die Augen zu, als ich mir mein Nachtgewand überstreifte und die Kerze ausblies. Mit mir im Raum war nur Muur, der Kater, der fast jede Nacht in meinem Bett schlief und wohlige Wärme spendete. Sein Schnurren wiegte mich schließlich in den Schlaf.

Katzenstein || Woodwalkers FanfictionWo Geschichten leben. Entdecke jetzt