wir fallen alle leise

443 25 5
                                    

POV Mark


Lena hatte bereits vor über einer Stunde die Wohnung verlassen, diesmal jedoch ohne Publikum. Bella hatte es tatsächlich geschafft, dass keiner mehr vor meiner Haustür stand. Auch wenn schon länger gemutmaßt wurde wo ich wohne, so wussten es jetzt umso mehr.
Esteban schickte mir ein paar Artikel per Mail die ich mir angesehen hatte, und glücklicherweise nannte niemand eine genaue Adresse. Es war kein Geheimnis, dass ich in Kreuzberg wohnte, doch eine genaue Angabe meiner Adresse wäre nicht sonderlich hilfreich gewesen.

Ich schloss mein Mailprogramm und öffnete mein Musikprogramm. Ich hörte in die Tracks der vergangenen Wochen hinein und schrieb ein paar Zeilen um, entfernte manche ganz und bei einigen Liedern passte der Text vorne und hinten nicht mehr.
Es war so, als wären die Texte nicht meine gewesen, als hätte sie jemand Fremdes für mich verfasst.
Durch die vergangenen Tage und Wochen in denen sich so einiges geändert hatte, hatte sich auch meine Einstellung zu manchen Dingen unterbewusst verändert, ohne dass ich etwas davon bemerkt hatte. Bis jetzt.

Es gab diese eine Sache mit mir und Lena, dann dass es ihr nicht gut ging und sie dennoch stark blieb, dass wir gemeinsam bei The Voice Kids arbeiteten und jetzt nur noch häufiger zusammen gesehen werden würden, was diese Bilder von heute morgen nur noch mehr untermalte.
Mein Kopf hatte Chaos und ich fragte mich ob sich daran irgendwas ändern würde in den kommenden Monaten. Ich wusste jedoch, dass ich eines hinterfragen musste, denn wenn ich das nicht tun würde, so wäre eine Freundschaft in Gefahr gewesen.

Ich hatte schon immer Probleme über meine Gefühle zu reden, doch mit Lena fiel es mir leichter. Doch nun war es sie, für die ich mehr fühlte. Mit wem sollte ich jetzt reden, wenn sie die einzige Person war, mit der es funktionierte. Ich benötigte dafür einen klaren Kopf, und so schnappte ich mir eine Jogginghose sowie mein Laufshirt und machte mich auf den Weg in Richtung Park, wo ich meinen Gedanken für einen kurzen Moment Pause geben konnte.

POV Lena

'Bitte geh an dein Telefon. Ich dachte wir wollten es ohne großes Drama beenden, wieso ist das von heute morgen dann passiert. Ruf mich zurück sobald du kannst, bitte.' sprach ich leicht genervt aber dennoch ruhig in mein Telefon. Max hatte den Anruf erneut nicht abgenommen und so langsam wurde ich unruhig.

"Und meinst du immer noch dass er abheben wird? Ich glaub nämlich langsam nicht mehr dran. Wir können da was tun..." stellte Bella die Frage in den Raum und ich begann mit dem Kopf zu schütteln.
"Nein, wir werden ihm keine einstweilige Verfügung oder eine Verschwiegenheitserklärung vorlegen. Das wird ihn nur noch mehr anstacheln und ich gehe immer noch davon aus, dass er einfach nur gefrustet war. Lass uns heute abwarten, bitte. Er ist eh nur noch bis morgen in der Stadt." antwortete ich auf Bellas Frage und widmete mich erneut meinen Mails.

Ich scrollte durch diverse Anfragen, die ich gemeinsam mit Bella abarbeiten und beantworten musste. Einige waren einfach nicht meins, vieles waren Podcast-Anfragen oder Talkshow-Auftritte. Wir diskutierten über einige, erfragten weitere Gäste, da nicht alle immer das Beste für einen wollten, das wusste ich mittlerweile.
Morgen wäre erneut ein Dreh, dieses Mal jedoch nur intern als Team, da es um Trailer für Werbeschalten ging und wir die Chance gleich nutzten um Interviews aufzuzeichen.

Ich griff erneut zu meinem Telefon und Bella beäugte mich verwundert, da sie wahrscheinlich vermutete, dass ich erneut versuchte Max anzurufen. Ich öffnete meine Nachrichten, suchte Marks Namen und schrieb ihm, ob ich ihn morgen früh mitnehmen sollte und wir uns am Abend irgendeinen Film ansehen, oder eine Runde spazieren gehen könnten.

"Wenn ihr so weitermacht wie bisher, dann denkt wirklich bald das ganze Land ihr seid zusammen." grinste Bella in sich hinein und tippte fleißig in ihren Mails weiter.

Obwohl ich momentan eine der schlimmsten Zeiten durchlebte, so stieg mir bei dem Gedanken daran immer die Röte ins Gesicht und ein warmes Gefühl breitete sich in mir aus. Ich erinnerte mich an die Pommessituation und wie wir aneinander gekuschelt auf dem Sofa lagen, auch wenn nur für einen kurzen Augenblick.

Noch einmalWo Geschichten leben. Entdecke jetzt