Nähe

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Doch komplett überzeugt war Evie nicht so ganz. Seine Reaktion hatte sie misstrauisch gemacht. Er hatte viel zu sehr überreagiert, dafür dass es sich nur um Schlafprobleme handelte. Irgendwas an ihrer Frage hatte ihn reichlich nervös gemacht. Sie wusste nur noch nicht was.

Jedoch musste sie das wohl oder übel auf später verschieben, denn im Moment, ergriff Remus wieder das Wort: "Du hast meine Frage nicht beantwortet

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Jedoch musste sie das wohl oder übel auf später verschieben, denn im Moment, ergriff Remus wieder das Wort: "Du hast meine Frage nicht beantwortet. Ist bei dir alles in Ordnung?"

"Ja klar." antwortete Evie viel zu schnell.
"Wirklich?" fragte er, nachvollziehbarer Weise skeptisch, nach. Da seufzte sie einmal leicht, bevor sie ehrlich antwortete: "Ich vermisse die anderen ein bisschen."

"Deine Familie oder deine Freunde?" Sekunden nachdem er es ausgesprochen hatte, bereute er die Frage bereits. Für den Bruchteil einer Sekunde hatte er doch tatsächlich vergessen, wer Evies Eltern waren.
Doch sonderbarer Weise schien es ihr gar nicht aufzufallen, wie dumm seine Frage eigentlich gewesen war. Denn sie antwortete, ohne auch nur kurz zu stocken: "Freunde. Das mit meiner Familie ist etwas kompliziert momentan."

Remus horchte auf. Ihm wurde plötzlich klar, dass er so gut wie gar nichts über Evies momentane Familiensituation wusste. Sirius hatte ihm früher einmal erzählt, wie die Mutter ihm das alleinige Sorgerecht überlassen hatte. Die ganze Schwangerschaft war ein Unfall gewesen und es hatte Sirius damals einen Haufen Überzeugungskraft gekostet, die Mutter dazu zu überreden, das Kind überhaupt zu behalten. Jedoch konnte er sich nicht mehr daran erinnern, was nach seiner Verhaftung passiert war. Remus selbst hatte sich zu diesem Zeitpunkt in einer Art Delirium der Trauer befunden und sich selbst komplett von der Außenwelt distanziert. Absolut nachvollziehbar. Er hatte seine engsten Freunde allesamt auf einmal verloren.
Doch jetzt stellte ihm sich die Frage, was eigentlich mit Evie passiert war.

"Mit Familie da meinst du-"

"Meine Großeltern" unterbrach sie ihn. "Mütterlicherseits" fügte sie dann noch schnell hinzu, als sie sah, wie Remus leicht verwirrt die Stirn runzelte.
"Nach Dads Verhaftung haben sie sich bereiterklärt mich aufzunehmen. Ich glaube sie hatten ein schlechtes Gewissen, nachdem Mum mich verlassen hat."

"Verstehe" setzte Remus an, obwohl er genau genommen nicht gerade viel von ihrer momentanen Familienleben verstand. Woher sollte er allerdings auch genauere Einzelheiten darüber wissen.

"Ich meine eigentlich sind sie ganz in Ordnung. Sie lassen nur leider keine Gelegenheit aus, mich daran zu erinnern wer mein Vater ist. Und was er getan hat." erklärte Evie das Ganze etwas.

"Das ist bestimmt nicht einfach."

"Irgendwann gewöhnt man sich dran. Versteh mich nicht falsch, ihre ganzen Sticheleien tuten natürlich trotzdem weh. Ich hab lediglich gelernt keine Reaktion mehr zu zeigen."

Einen Moment lang zögerte Remus, dann rückte er behutsam etwas an sie herran und legte sachte seine Arme um ihren Körper. Die Zauberin versank mit ihrem deutlich kleinem Körper regelrecht in seiner Umarmung. "Das tut mir leid." murmelte er leise.

Vorsicht schloss Evie die Augen, während sie sich entspannte und sich leicht an ihn schmiegte. Behutsam nahm sie einen tiefen Atemzug. Sein angenehmer Duft nach altem Holz und Zitrone umhüllte sie und sie konnte dem Drang nicht widerstehen, sich stärker an ihn zu kuscheln. Die plötzliche Vertrautheit sowie Intimität war überwältigend. Alle beide schienen sie förmlich in der Nähe des anderen zu ertrinken.
Minuten verstrichen, in denen keiner der beiden sich bewegte. Jeder von ihnen genoss den Moment, es war als wollte niemand, dass der Augenblick endete.

Irgendwann jedoch distanzierte Remus sich leicht von ihr, sein Arm hingegen verweilte weiterhin auf ihrer Schulter.
Auch Evie rückte ein Stückchen von ihm ab, wenn auch nur ein äußerst Kleines.
Allerdings behielt auch sie den Körperkontakt bei, denn sie platzierte nur nach einigen Sekunden, ihren Kopf vorsichtig auf seiner Schulter.

Sie hätten vermutlich noch ewig dort gesessen und die gegenseitige Nähe genossen, doch nach einer Weile began es wieder zu schneien und alle beide hielten sie es für besser, nach drinnen zu gehen.

Nachdem sie sich also auf dem Flur voneinander verabschiedet hatten, wanderte Evie zuerst etwas planlos herrum. Das Mittagessen hatte sie blöderweise verpasst und für das Abendessen war es noch zu früh. Normalerweise würde sie jetzt nach Fred und oder George suchen. Nachdem die beiden jedoch Zuhause waren, fiel diese Möglichkeit aus.
Vielleicht hätte sie sich auch mit Cedric in der Bibliothek getroffen, auch wenn dieser an Weihnachten vermutlich besseres zu tun gehabt hätte, als mit ihr in der Bibliothek abzuhängen. Doch auch diese Variante war ohnehin völlig irrelevant, da auch Cedric nach Hause gefahren war.
Die Bibliothek hingegen war auch an Heiligabend offen und bei dem Gedanken daran, erinnerte sich die junge Zauberin wieder an Remus sonderbare Reaktion von vorhin. Möglicherweise fand sie ja dort eine Erklärung, warum ihr Professor plötzlich so nervös geworden war. Und auch wenn sie daran zweifelte, dass sie dort irgendwas nützliches finden würde, beschloss sie, es wenigstens zu versuchen. Sie hatte ohnehin nichts besseres zu tun.

Zuvor allerdings musste sie wohl oder übel noch einmal zurück zu den Schlafsaalen. Während ihrer ganzen Zeit draußen hatte sie nämlich dummerweise ganz vergessen, dass es ja die Tage zuvor bereits geschneit hatte und ihre Kleidung war nun völlig durchnässt von dem Schnee.
Eine unfassbar nervtötende Unterhaltung mit der fetten Dame im Bild, drei Treppen, welche sich in die falsche Richtung drehen mussten und eine äußerst unangenehme Begegnung mit Professor Snape später, hatte Evie es endlich geschafft, sich trockene Kleidung anzuziehen und so konnte sie sich endlich auf den Weg zu ihrem eigentlichem Zeil machen.

Auf dem Weg zur Bibliothek entwickelte sich langsam aber sicher eine kleine, äußerst nervige Stimme in Evies Hinterkopf, welche ihr durchgehend einredete, dass es falsch war ihm, hinter seinem Rücken, nach zu spionieren. Es fühlte sich an, als würde sie Remus verraten, was natürlich völliger Unsinn war. Immerhin hatte sie in keinster Weise vor, ihm zu schaden. Und doch konnte sie ihr schlechtes Gewissen einfach nicht loswerden.

Als sie ihr Ziel endlich erreicht hatte, war sie wirklich froh darüber, denn nun konnte sie hoffentlich etwas Ablenkung von ihren Gedanken finden. Mit etwas Glück vielleicht sogar ein paar nützliche Informationen.
Sie fing damit an, sich Bücher zu den Themen Mond und Vollmond rauszusuchen. Und sie wurde fündig. Scheinbar war der Mond tatsächlich auch in der Zaubererwelt ein ziemlich präsentes Thema. Keines Falles würde sie all diese Bücher an einem Tag schaffen. Sie würde sich definitiv einige ausleihen müssen, um sie später lesen. Dennoch konnte sie den Rest des heutigen Tages dazu nutzen, sich durch zumindest einen Teil der Bücher zu arbeiten.

Knapp drei Stunden später schlug Evie frustriert ein weiteres Buch zu. Sie hatte in all der Zeit nicht einen klitzekleinen, brauchbaren Hinweis gefunden und so langsam brummte ihr der Schädel.
Entmutigt lies sie den Kopf auf den Tisch fallen. Die Zweifel in ihr schienen stätig zu wachsen. 'Vermutlich ist es besser, das Ganze fürs Erste zu lassen. Es fühlt sich sowieso falsch an, ihm so nach zu spionieren.' dachte Black sich, während sie frustriert aufstand.
Nichtsdestotrotz konnte sie es nicht lassen, sich ein einziges weiteres Buch auszuleihen. Es hatte einen sonderbaren Einband und sah mehr aus wie ein Tagebuch als ein Schulbuch. Doch gerade das lies Evie hoffen, vielleicht doch etwas hilfreiches darin zu finden.
Und sie sollte Recht behalten.

28/08/2020

Troublemaker || Remus Lupin ffWo Geschichten leben. Entdecke jetzt