Nervös ging Hermine immer wieder hin und her. „Sechs Schritte, vier Schritte, sechs Schritte, vier Schritte …“ Wie ein Mantra wiederholte sie diese Worte, während sie schon zum unzähligsten Mal an den Wänden der modrige Zelle entlang schlich. Sie hatte kein Zeitgefühl mehr, konnte nicht sagen, ob es erst vor zwei Stunden oder bereits vor zwei Tagen passiert war, dass Harry Voldemorts Namen laut ausgesprochen hatte und sie von Greifern gefangen genommen wurden.
Die Sorge um ihre Freunde überfiel Hermine einmal mehr, und sie versuchte wie besessen an ihre Schritte zu denken, um nicht an ihren Gefühlen zu verzweifeln.
Eine fleckige Matratze lag in der Mitte des Raumes. Sie starrte sehnsüchtig zu ihr hinunter. Ihr ganzer Körper fühlte sich von Minute zu Minute schwerer an und ihr Kopf dröhnte vor Müdigkeit. Konnte sie es wagen, sich hinzulegen, die Augen zu schließen und für ein paar wenige Stunden – oder auch nur Sekunden – einfach einzuschlafen?
Ihre Füße verließen die Route entlang der Wand und steuerten auf das provisorische Bett zu, auf das sie wie ein Stein knallte und reglos liegen blieb.Als Hermine wieder erwachte, wusste sie sofort, wo sie sich befand: noch immer im Herrenhaus der Malfoys. Sie schauderte und wollte sich aufrichten, als sie hinter sich ein leises Atmen hörte. Erschrocken stob sie nach oben und kam wackelig auf ihren Beinen zu stehen, die sich noch immer wie Blei anfühlten.
„Snape!“ Eine Gänsehaut überzog Hermines gesamten Körper und sie begann zu zittern.
Die schwarzen Augen auf seine ehemalige Schülerin gerichtet, begann er leise zu sprechen. „Ich muss nun etwas tun, das Ihnen mit Gewissheit ganz und gar nicht gefallen wird. Aber seien Sie versichert: ich werde daran auch keine Freude haben. Ich möchte es einfach so schnell wie möglich hinter mich – oder eher gesagt uns – bringen.“
Hermine musste sich bemühen, um auch jedes Wort zu verstehen.
Seine Hand glitt in die Innentasche seines Umhangs. Hermine drückte sich voller Angst mit dem Rücken an die Wand und schloss die Augen; sie war der festen Überzeugung, dass er sie gleich töten würde.
„Nehmen Sie diesen Trank, Granger. Es ist ein hochkonzentrierter Beruhigungstrank. Er hat die Eigenschaft, Sie in eine Art Rauschzustand zu versetzen. Sie werden keine Schmerzen haben, orientierungslos und nicht mehr Herr Ihrer Sinne sein“, sage Snape, wobei er sah, wie Hermines Gesicht mit jedem Wort mehr Verzweiflung zeigte. „Bitte glauben Sie mir, wenn ich sage, dass Sie sich genau das wünschen werden.“ Seine Augen streiften den Boden und Hermine entging nicht der kurze Anflug von Ekel in seinem Gesicht. Was sollte er bloß tun?
„Im Anschluss muss ich meine Erinnerungen mit den anderen Todessern teilen. Natürlich werde ich mich hüten, dieses Gespräch zu zeigen.“ Er fuhr sich mit einer Hand durch die Haare.
Unwillkürlich musste sie schlucken. Er wirkte so menschlich in diesem Moment, wie er sich erklärte und fast schon nervös vor sich hinstarrte.
„Wozu zwingen die Todesser Sie?“, rutsche es Hermine heraus und panisch schlug sie ihre Hände vor den Mund, doch Snape überging ihre Frage und streckte ihr die Phiole entgegen.
„Trinken Sie einfach. Es bringt nichts, das Unvermeidliche hinauszuzögern. Der Trank wird erst nach wenigen Minuten wirken, daher möchte ich Sie bitten, sich zumindest anfangs glaubhaft zu wehren. Die Todesser würden sonst sicherlich merken, dass der Tat Worte vorausgegangen sind, und sie werden nicht zögern, uns auf der Stelle umzubringen.“
Mit zitternden Händen nahm sie die Phiole entgegen, entkorkte sie und führte sie an ihre Lippen, doch mitten in der Bewegung hielt sie inne. Was tat sie hier? Sie konnte doch nicht einfach bedenkenlos den Zaubertrank eines Mörders zu sich nehmen.Hermine blickte in Snapes Augen und versuchte eine Emotion darin auszumachen. Doch weder Mordlust noch Schadenfreude konnte sie erkennen, lediglich eine tiefe, quälende Trauer, die ihr die Tränen in die Augen trieb.
Snape holte geräuschvoll Luft und begann wieder zu reden: „Trinken Sie endlich. Ich weiß, dass ich Ihnen in den letzten Monaten keinerlei Anlass gegeben habe, mir jemals wieder zu vertrauen, aber bitte tun Sie es jetzt.“
Seine Worte klangen so ehrlich, dass Hermine nichts anderes übrig blieb, als die Phiole in einem Zug zu leeren. Wortlos gab sie diese an Snape zurück. Was würde jetzt folgen?
„Ich hoffe, Sie sind eine gute Schauspielerin. Wehren Sie sich mit Händen und Füßen, schreien Sie, weinen Sie – egal was, Hauptsache, es wirkt echt“, sagte er, während er sich wieder zur Kerkertür begab und dann umdrehte. Noch einmal suchte er Hermines Augen und flüsterte fast wortlos: „Es tut mir so leid.“
Hermine war keine sonderlich gute Schauspielerin – doch brauchte sie dieses Talent nicht, da sie noch immer am ganzen Körper zitterte und vor dem Kommenden eine unbeschreibliche Angst hatte. Sie sah, wie sich Snapes Gesichtsausruck von Trauer in ein höhnisches Grinsen verwandelte, und sie wusste, dass die Inszenierung nun beginnen würde.
„Sie haben mir wirklich nicht zu viel versprochen“, sagte er, während seine Füße ihn in Hermines Richtung trugen. „Potters kleines Schlammblut … Fast schon freiwillig hat es sich in unsere Arme begeben. Ist es etwa langweilig, den ganzen Tag nur mit Potter und Weasley über die Unmöglichkeit eines Sieges zu reden? Ein wenig Abwechslung hier auf dem Anwesen der Malfoys kommt da gerade recht, nicht wahr?“ Sein Gesicht war dem seiner ehemaligen Schülerin nur noch wenige Zentimeter entfernt.
„Lassen Sie mich in Ruhe, Sie Mörder!“, entgegnete Hermine wenig überzeugend mit brüchiger Stimme.
Snape schnaubte belustigt. „Denkst du wirklich, dass du mich beleidigen kannst, indem du mich Mörder nennst? In meinen Kreisen kann man sich stolz schätzen, so genannt werden zu können.“
Er war ihr so nah – unangemessen nah. Noch nie vorher hatte Hermine sein Gesicht so genau betrachtet, seinen Geruch so intensiv wahrgenommen.
Ohne Vorwarnung schoss seine Hand nach vorn und umfasste ihren Hals. Sie begann zu würgen und krallte sich mit ihren Nägeln in seinem Handrücken fest. Unsanft schleuderte Snape sie auf die Matratze und bäumte sich vor ihr auf.
„Weißt du, Schlammblut, diese Leute hier sind wirklich gute Freunde. Sie waren sich sofort darüber einig, dass ich diese ehrenwerte Aufgabe verdiene.“ Während er dies sagte, löste Snape langsam seinen Gürtel und knöpfte seine Hose auf.
Hermines Atem ging nur noch stoßweise. Endlich wusste sie, wozu er von den anderen Todessern gezwungen wurde: er sollte sie vergewaltigen. Eine schlimmere Art der Erniedrigung gab es wohl kaum für eine Frau, doch wäre dies nicht schon schrecklich genug gewesen, haben sie Snape ausgewählt, da er ihr ehemaliger Lehrer war, Mitglied im Orden des Phönix, Dumbledores Spion – eine Person, der sie vertraut hatte. Die Demütigung war dadurch perfekt.
Hermine versuchte panisch wieder aufzustehen, doch Snape zückte nur unbeeindruckt seinen Zauberstab und fesselte ihre Hände über dem Kopf mit unsichtbaren Seilen.
„Sie widerliches Schwein, elender Bastard, abartiges Monster! Rühren Sie mich ja nicht an!“ Sie schrie, fluchte, trat mit ihren Beinen wild um sich. Indes spürte sie in ihrer Magengegend eine merkwürdige Wärme aufkommen, die sich durch ihren ganzen Körper zog. Ihre Glieder wurden schwer und sie hatte bald keine weitere Kontrolle über ihre Beine. Sie schaute zu Snape auf, doch hatte er keine festen Konturen mehr. Auch seine Worte konnte Hermine nicht entziffern. Sie spürte nur noch, wie er sich auf ihr niederließ – dann war alles verschwommen.
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Hallihallöchen,
Es kam schon wirklich lange nichts mehr von mir, weil Abi und 12. Klasse echt heftig sind. Aber trotzdem habe ich in meiner wenigen Freizeit, die ich nicht im Stall bei meinem Pferd verbringe ein wenig für euch geschrieben 😁 Ich hoffe es gefällt euch.
Tschau Kakao eure Lulu❤
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Lebensgefühle
FanfictionVier lange Jahre hatte Severus Snape von ihr weder etwas gehört noch gesehen. Eine Begegung zeigt ihm jedoch, dass ein längst vergangenes Ereignis beider Leben grundlegend verändert hat.