Kapitel 3 - Die Opferung

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Kapitel 3

Hastig wurde der Tisch freigeräumt, welcher, mit Büchern und Fläschchen überladen in Gaius´ Zimmer stand. Der verletzte und noch immer Bewusstlose Sir Peringwell, wurde von zwei Dienern auf jenen Tisch verfrachtet und verließen anschließend eiligst den Raum. "Die Beinwunde sieht sehr schlimm aus, aber der Schädel scheint weites gehend nicht beschädigt zu sein. Doch er hat hohes Fieber!", diagnostizierte der Heiler, noch bevor er den Patienten genau untersucht hatte.

Comadreja, die mit Gaius dem Ritter gefolgt war, machte sich auch sogleich ans Werk, indem sie Beinwellblätter zerstieß und einen Kessel mit Wasser gefüllt über das Feuer setzte. Gaius wusch in der Zeit den Huflattich und nahm den Brei aus Beinwell, um diesen auf die Verletzung des Ritters zu streichen. Comadreja zupfte Blütenstände der Scharfgabe und Schlüsselblume von ihren Stängeln und ließ sie ins Wasser gleiten, welches langsam zu kochen begann.

Während Gaius schließlich die kleine Kopfwunde mit Wasser säuberte und auch diese mit dem Bei bestrich, legte die Prinzessin Umschläge aus Huflattich um die schlimme Beinwunde. Sie war tief und unverkennbar durch ein Schwert entstanden. Die Kopfwunde schien durch einen starken Schlag verursacht worden zu sein, welcher auch die Bewusstlosigkeit erklären würde. Gaius goss nun das kochende Wasser in einen Becher. Behutsam hob Comadreja den Kopf des Verletzten, welcher sofort zu stöhnen begann, er musste unglaubliche Kopfschmerzen besitzen. Sein Lider flatterten kurz auf.

"Sir Peringwell, könnt ich mich hören?", fragte Comadreja mit gefasster Stimme und sah kurz zu Gaius hinüber, welcher nun zu ihnen kam. "D-der... d-der K-König... i-ich m-muss zum K-König...", seine Worte ließen vermuten, dass er sein Bewusstsein noch nicht wieder erlangte hatte. Gaius, der nun mit dem Gebräu zu ihnen trat, hob das Kinn des Ritters an und flößte ihm den Trank ein. Obwohl es bestimmt heiß war und sich der Ritter den Mund verbrennen musste, erwachte er nicht aus seiner Ohnmacht.

Als der Becher halb leer war, richteten sich Gaius und Comadreja auf. "Mehr können wir erst einmal nicht für ihn tun, doch er ist ein junger Mann und wird sicher bald wieder auf den Beinen sein", erklärte der Heiler und führte Comadreja zur Tür. Alles, was sie wusste, hatte sie von ihm gelernt und war nun beinahe so gut im Heilen wie er. Ihr Vater sah dies natürlich nicht gerne, doch wenn jemand verletzt oder krank war, gesellte sich Comadreja immer wieder zu Gaius, um zu helfen.

"Du solltest nun zu deiner Zofe in dein Gemach gehen. Es freut mich, dass du mir geholfen hast, doch nun musst du deinen Pflichten nachgehen", legte Gaius der Prinzessin nahe und sah sie streng an. Sie gab sich seufzend geschlagen  und verabschiedete sich. In ihrem Gemach wartete ihre Zofe tatsächlich schon auf sie, welche ein frisches Kleid herausgelegt hatte. Dieses war aus einem mitternachtsblauen Stoff genäht und mit goldenen Fäden bestickt worden. Comadreja sah an sich herunter.

Ihr eigenes, rotes Kleid war zerknittert und mit Staub bedeckt. Außerdem hatten sich Blätter und auch kleine Blutflecken vom Patienten darauf verirrt. Sie seufzte tief, ließ sich von ihrer Zofe ankleiden und zum zweiten Mal an diesem Tag frisieren. Obwohl Comadreja damit gerechnet hatte, dass ihre Zofe ihr weitere Vorwürfe machen würde, blieb diese still. Als sie jedoch fertig war, fragte sie nach dem Befinden des Ritters. Sie schien es ganz beiläufig zu sagen und senkte dabei ihre Lider, doch Comadreja merkte sofort, dass ihre Zofe sich Sorgen machte.

Sie erinnerte sich daran, wie Sonja schon früher von Sir Peringwell gesprochen hatte, wahrscheinlich hatte sie ein Auge auf ihn geworfen. "Er wird bald wieder wohlauf sein", erklärte Comadreja Sonja und sah aus dem Fenster. Das Abendrot erhellte schon den Himmel, es wurde höchste Zeit, dass sie ihrem Vater gegenüber trat.

*****

Eigentlich hätte Comadreja nervös sein müssen, ihrem Vater erneut gegenüber zu treten. Doch der Vorfall und die Nachricht des Ritters hatten ihre Ängste zerstreut und nun, wo sie auf dem Weg zum Saal war, hoffte sie, dass ihr Vater ebenfalls mit den Gedanken woanders sein würde, als bei ihr. Sie würde es schon schaffen, dass er sie vergaß. Das Tor zum Thronsaal wurde aufgestoßen, in dem sich ein langer Tisch, mit allerhand Speisen  gedeckt, befand.

Comadreja - Die Kriegerin der SonneWo Geschichten leben. Entdecke jetzt