Kapitel 4 - Der Auftrag

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Kapitel 4 - Der Auftrag

Horiel, das Reich der Berge, lag weit im Norden, das imposante Schloss ragte auf einem Berge hoch in den Himmel empor. Es war uneinnehmbar, die drei Tore des Westens, Südens und Ostens  ließen keinen Feind durch. Dennoch fühlte sich der König von Horiel nicht wohl, denn er fürchtete sich von Mesiron, hatten sie diese doch ihm seine Frau genommen! Sein Sohn, Kronprinz Eugen, war alles, was ihm noch geblieben war.

Dieser hatte mit seinen zwanzig Jahren schon das Mannesalter erreicht und machte seinem Vater große Ehre, indem er an diesem Tag mit einer freudigen Nachricht bei ihm eintraf. "Vater!", rief er erfreut, als er den Thronsaal betrat, welcher an diesem Abend nur noch von Fackeln erleuchtet wurde. König Lavron saß auf seinem Thron und sah zu seinem Sohn hinunter, welcher die schwarzen Haare, die der Prinz kurz trug, von ihm geerbt hatte.

"Mein Sohn!", ein Lächeln breitete sich auf den Zügen König Lavrons  aus, als er seinen Sohn sah. Mit Geschmeidigkeit verbeugte sich der Sohn vor seinem Vater und begann mit leuchtenden grünen Augen seinen Bericht:" Wir haben die Belagerung von Latros zerschlagen, das Reich Horiel ist wieder befreit von den sündhaften Kriegern Mesirons!"

Eugen hielt nicht viel davon, in das Reich eines anderen einzufallen, doch sollte es jemand wagen, in seinem Land Chaos und Verderben zu verbreiten, so war er stets der Erste, der in die Schlacht zog. "Gut gemacht, Junge!", lobte ihn sein Vater und klopfte ihm auf die Schulter. Eugen überragte seinen Vater nun schon um einige Finger breit, doch auch wenn er sehr stark war, kam er nicht an seinen Vater heran.  "Erzähl, wie hast du es geschafft, diese Halunken zu besiegen? Setz dich!", rief der König, worauf sich die beiden an eine Tafel aus dunklem Holz setzten, auf dem ihnen auch sogleich das Essen serviert wurde.

Kurz war nur das Klirren vom Besteck zu hören, als sich der Prinz gierig seinen Mund mit Fleisch füllte. "Um ehrlich zu sein, war es ziemlich riskant. Wir täuschten vor, ihnen auf offenem Feld gegenüber zu treten, dabei waren wir zahlenmäßig weit unterlegen. Denn einen Großteil unserer Männer haben wir auf einem Hügel postiert. Als unsere Soldaten vorrückten, kamen uns auch jene aus Mesiron entgegen. Doch bevor es zu einer Schlacht kam, haben unsere Bogenschützen einen Pfeilhagel auf unsere Gegner nieder regnen lassen. Dies sparte sowohl Männer, als auch Zeit, denn durch manche ausgewählten Spione haben wir nicht nur von außen, sondern auch von innen gegen die Armee kämpfen können. Bevor sie überhaupt wussten, was mit ihnen geschah, befanden sie sich mitten in der Schlacht und mussten feststellen, dass ein Großteil ihrer Soldaten für uns kämpften. Wir glauben, dass zwei oder drei mit Nachrichten fliehen konnten, aber sonst ließen sie alle ihr Leben auf dem Schlachtfeld!"

Stolz sah der König seinen Sohn an, welcher genüsslich sein Abendmahl aß. "Ich wusste schon immer, dass du ein besonderes, strategisches Talent besitzt!", lobte der König seinen Sohn und sah ihn wohlwollend an. Dieser schien sich aufgrund des Lobes geschmeichelt zu fühlen, doch er entgegnete nur, als er endlich aufgegessen hatte: "Um ehrlich zu sein bin ich froh, dass es vorbei ist. Es gibt so viele Freuden im Leben, diese will ich ungern verpassen, weil ich mein Leben auf dem Schlachtfeld riskieren muss."

Sein Vater brach in schallendes Gelächter aus in das sein Sohn mit einfiel. "Ach mein Sohn", erwiderte der König, als er sich endlich beruhigt hatte, "Wie recht du hast! Daher hoffe ich auch, dass du diese Nacht genießen wirst, denn ich habe schon einen Auftrag für dich. Ich weiß, dass das Leben nicht nur aus Krieg besteht und ich möchte nur allzu bald den Frieden ausrufen dürfen, doch diesen erlangt man nicht, indem man den Kopf einzieht! Daher erwarte ich, dass du dich bald aufmachst, um eine Nachricht nach Condado bringst."

Eugen horchte auf: "Worum geht es in dieser Nachricht?" Der König lächelte sein typisches hinterhältiges Lächeln. "Ich ersuche um ein Allianz, damit wir bald das Reich Mesiron ganz und gar einnehmen können!" Eugen dachte einen Moment nach. "Warum schicken wir nicht einen Boten zu König Adros, um einen Friedensvertrag zu unterzeichnen? Dann würden wir auch unseren Frieden erhalten!" Schockiert sah König Lavron seinen Sohn an, seine grauen Augen quellten hervor, so etwas hatte er nicht von ihm erwartet.

"Frieden mit Mesiron? Es kann keine zwei Reiche in diesem Land geben!", entgegnete er heftig, sodass Eugen zusammenzuckte. Er schlug die Augen nieder und meinte beflissen: "Gut, Vater. Ich werde Eure Nachricht überbringen." Der König, der sich vor Zorn weit vorgebeugt hatte, ließ sich langsam wieder auf seinem Stuhl zurück sinken.

Kurz schwiegen die beiden, bis Eugen sich erhob und höflich sagte: "Ich werde mich nun in mein Gemach begeben, Vater. Ich habe einen anstrengenden Tag hinter mir und ersuche noch um ein wenig Schlaf, bevor ich im Morgengrauen aufbrechen werde." Die gute Stimmung war schnell wieder verflogen und eine Kälte machte sich breit.

Auch wenn Eugen es noch nicht spürte, so hatte er gerade doch einen Keil in die Beziehung zwischen ihm und seinem Vater gestoßen, was dauern würde, ihn wieder zu entfernen. Seit seine Mutter gestorben war, sie war von den Männern Mesirons getötet worden, hatte sich sein Vater verändert. Solange man über harmlose Banalitäten sprach, war er gut gelaunt und gesprächig, doch kam man auf die negativen Seiten des Krieges zu sprechen, zeigte er eine Seite, die vielen Menschen, darunter auch seinem Sohn, Angst machten. Als Eugen in seinem Gemach ankam wusste er noch nicht, dass er gerade einen Schritt getan hatte, welcher seine Zukunft verändern sollte.

Comadreja - Die Kriegerin der SonneWo Geschichten leben. Entdecke jetzt