Kapitel 5

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Ich öffnete die Tür und lief hinein zu Mutter. Ich sah das sie die Gardinen zurückgezogen hat. Die Sonnenstrahlen beleuchteten den Raum und erzeugten eine Wärme in mir auf. Ich hörte beim laufen nur meine Schritte, die sich in dem Moment das einzige Geräusch war. Doch der Duft von Blumen die überall verstreut liegen, besänftigen meine Sinne. Diesen Raum mochte ich schon immer. ,,Mutter, du hast mich gerufen?" Erst da drehte sie sich um, wendete ihren Blick von den Blättern ab und schaute mich direkt an. „Wie lange wolltest du mich denn noch warte lassen?" „Aber-". Zuerst dachte ich, dass sie lächeln wollte, da ihre Mundwinkel zuckten. Doch nun schaute sie mich von oben bis unten an und ihr genervter Blick durchbohrten mich. „Was hast du den da an?" Ich schaute auf mich hinunter und sah meine verdreckten Stiefeln und meine Hose mit den braunen Flecken. Mein weißes Oberteil hatte dunkele, nasse Stellen und genau da funktionierte wieder mein Geruchssinn. Ich stinke. Von meiner Weiblichkeit fehlt jede Spur und das gefällt meiner Mutter nicht. „Ich habe bis eben mit Franz trainiert und als ich erfuhr, dass du schon lange auf mich wartest, wollte ich dich nicht noch weiter warten lassen. Ich werde mich sofort baden und umziehen." Mutter wirke noch genervter als zuvor. „Willst du mich etwas wieder warten lassen? Meinst du sowas gehört sich einer Prinzessin? Ilyana, schau dich an- du siehst nicht nur aus wie eine Prinzessin, du verhältst dich auch nicht wie eine Prinzessin. Was glaubst du, was andere über dich sagen werden? Du bist die Prinzessin von Malron, die zukünftige Köningin eines Reiches." Wie bitte? Ich laufe doch nicht so in die Gegend rum. Am liebsten würde ich ihr widersprechen, doch das wird nichts bringen.  „Ich war doch gerade beim Training; das hat nichts mit meinen Kompetenzen als Prinzessin zu tun. Und die anderen werden immer reden, egal was ich tue. Das kann ich nicht aufhalten." Mutter stand auf und holte einmal ganz tief Luft. „Das geht nicht so weiter. Wenn sich jetzt nicht etwas ändert, wird sich der Prinz für Ketlan sich nie für dich interessieren." Heea? Was hat es nun mit ihm zu tun? „Nicht nur er, sondern alle Prinzen die es gibt. Als aller erstes hörst du mir dem Kampftraining auf. Deine Statik und Körperhaltung ähnelt schon dies eines Mannes." Meine Gedanken waren blank. Das was ich fühle ist...Empörung? „Was? Wieso? Ich will nicht mit dem Training aufhören. Du kannst doch ni-". Die Türe gingen wieder auf und Anne kam mit einem Wagen mit Tee und kleinen Gebäcken. Zwar hab ich sie gebeten, damit dies Mutter besänftigen, doch mich besänftigt es auch. Anne lief auf uns zu und kniete sich kurz vor Mutter und mir. „Ich hab Kamillentee und Erdbeerkuchen mitgebracht." „Danke, liebe Anne." Ich merkte, wie Mutter sich wieder beruhigte. „Soll ich Ihnen eine Tasse Tee und Kuchen servieren?". „Ach, das wäre Perfekt". Mutter wartete darauf, dass Anne ihr die Tasse Tee hinreicht. Für kurze Zeit beobachteten wir nur Anne, wie sie Tee eingießt und ein Stück Kuchen auf einen Teller serviert. „Könnte ich auch ein Kuchen bekommen, Anne?". Sie schaute mich freundlich an, nickte und reichte mir ebenfalls ein Stück Kuchen. Mutter legte ihre heiße Tasse auf dem Tisch, neben ihrem Kuchen. „Lia" und schaute mich so traurig an. Das ließ mich kurz inne halten. Das sie mich Lia nennt ist ganz neu. „Lia, du hast vor deinem Vater mir versprochen, dass du versucht den Prinzen aus Ketlan kennenzulernen, nicht wahr?" Ich konnte nur nicken, denn es stimmte und ich weiß auch, was nun kommen wird. „Ich möchte, dass du es auch wirklich versuchst. Ich möchte, dass er seinen Blick nicht von die loslassen kann. Ich weiß doch was für ein wundervolle Prinzessin du bist und du weißt auch in welcher Lage wir uns befinden." Ich konnte nicht anders. „Ich weiß, ich hab es versprochen und ich verstehe auch die Situation. Bestimmt gibt es auch andere Wege, wie wir Malron helfen können". „Sei nicht so egoistisch, Ilyana!. Einen anderen Weg, wie wir Malron helfen können? Wir finden keine anderen schnelleren Weg! Dein Vater kann einfach nicht schlafen! Verstehst du? Er sucht ständig nach einer Lösung. Doch wie lange können wir nach Unterstützung beim Nachbarland verlangen? Die Zeit wird knapp." „Doch ich bin doch keine endgültige Lösung! Es wird Malron weiterhin schlecht gehen". Mutter schloss die Augen und blickte mich kurz danach tief in die Augen. „Ich weiß, meine Liebe. Doch wenn ihr euch Verlobt, dann würde Ketlan uns weiterhin unterstützen, bis wir eine andere Lösung finden. Du sollst ihn doch nicht heiraten, Kind! Wir wollen ein festeres Bündnis für kurze Zeit aufrecht erhalten. Dein älterer Bruder hat einen Plan..und du bist ein wichtiger teil des Plans." Mutter nippte an ihrem Tee. „Mein Bruder? Und Vater ist einverstanden mit seiner Idee?" Da musste Mutter lächeln. „Als ob dein Vater einverstanden ist, dich jemanden weiter zu geben." Dann schaute sie mich wehmütig und gleichzeitig wissend an „Dann musst du verstehen, in welcher kniffligen Situation er sich befindet. Er möchte dich und seinen Volk beschützen. Die Menschen verhungern, Lia..." Da hatte Mutter recht. Die Ernte in Malron ist seit dem letzten Winter verdorben. Die Struktur der Erde hat sich verändert. Da dies alles auch noch so plötzlich  geschah, bekamen wir sofort Hilfe von unseren Verbündeten. Doch dies ist keine Dauerlösung. Die Menschen in Malron gehen fort...die Sterberate ist gestiegen und dadurch, dass die Bauen kein Geld von ihrer Ernte bekommen müssen sie sich anderweitig beschäftigen um an das Geld zu kommen. Das ist noch nicht alles...Ach Vater. Ich konnte nicht anders, als mein Kopf an meinen Händen zu stützen. „Dein älterer Bruder ist nicht dumm und dein Vater auch nicht. Wir müssen ihnen einfach vertrauen." Ich blickte sie wieder an und fragte, wieso Vater denn nicht sofort zu mir kam und mir erzählt, was los ist? Hätte ich das gewusst, hätte ich ja vielleicht helfen können. „Er ist zwar der König von Malron aber bei dir ist er immer nur der Vater von Ilyana. Er will dich beschützen...Deshalb rede ich ja mit dir." Aha. „Und du bist nicht meine Mutter?" Sofort fing sie an rumzumeckern und zu tadeln, dass sie, auch wenn sie so streng zu mir ist, weiterhin meine Mutter sei und das einer von uns zweien ja mit mir reden müssen. Anna lächelte und ginge wieder zur Tür als sie bemerkte, dass die Situation nicht mehr so hitzig war wie zuvor.

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