Kapite 5

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Ich rannte so schnell es ging zu Caydens Auto. "Hey, da bist du ja auch endlich mal da", grinste er und fuhr los, sobald ich saß. Ich schaute in den Seitenspiegel und sah das Santiago ebenfalls raus rannte. In meinem Kopf wirbelte es nur und ich konnte nicht mehr klar denken. Ich kann es einfach immer noch nicht fassen. Ich habe ein Jahr keinen Kontakt mit ihm und dann sehe ich ihn. Der der mir den letzten Teil meines Herzens brach. Ich lehnte meinen Kopf an die Autoscheibe und schloss meine Augen bis wir Zuhause waren.

"Na wie war der erste Schultag", fragte mich Ally sofort aus als Cayden und ich zu Tür reinkamen. Ich erzählte ihr von den Mädels die ich kennengelernt habe und dass ich mich in den Cheerleader Kurs eingeschrieben habe. Sie freute sich wahnsinnig für mich. "Habt ihr Hunger", fragte sie uns. Ich bejahte es und setzte mich an den Tisch. Ich hatte gehofft, dass meine Mum das mit dem Therapeuten nicht ernst meint, allerdings hatte sie mir eine WhatsApp Nachricht geschrieben in der sie mich daran Erinnerte, dass Heute mein erster Termin sei. Die Adresse hatte sie mir zugeschickt. Als würde die Begegnung mit Santiago nicht reichen, muss ich auch noch hier zu einem Seelenklempner. Ich fragte mich was Santiago dachte. Hatte er mich vermisst?

Ally weckte mich aus meinen Gedanken, als sie das Essen auf den Tisch stellte. Gemütlich aßen wir das leckere Essen was Ally gekocht hatte und unterhielten uns. Ich habe vieles von meiner Gastfamilie erfahren, was das Land und die Umgebung betrifft. Sie haben mir gleich zu Kenntnis gemacht, das es am ende der Stadt einen Teil gibt, den man am besten meiden sollte. Angeblich halten sich dort nur Kriminelle Leute auf und es war auch schon mehrmals in den Nachrichten.

Sobald ich fertig mit Essen war, bedankte ich mich bei Ally dafür. "Wenn es euch nichts ausmacht, gehe ich ein bisschen raus und sehe mich noch etwas um". Ich wollte grade aufstehen, als Ally zum sprechen beginnt. "Cayden kann mitkommen wenn du willst", sagte Ally und schnell verneinte ich es. "Äh, also ich will etwas alleine sein wenn es euch nichts ausmacht", lächelte ich. "Natürlich, dass verstehe ich, aber bitte komm vor 22 Uhr Nachhause, hier ist es nicht wirklich sicher. Auf der anderen Seite der Stadt lauern wie gesagt ein paar Kriminelle", sagte sie mir. Ich sah wie Cayden im Augenwinkel die Augen verdrehte, hinterfragte es allerdings nicht. Ich nickte, zog mir im Flur meine Schuhe an und verabschiedete mich.

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Nun stand ich wieder mal vor einem Gebäude, dass mir und meiner Psyche helfen sollte. Wollte ich diese Hilfe? Ich hasste es Menschen meine Lebensgeschichte zu erzählen. Diese Mitleidigen Blicke zu bekommen. Diese Sprüche wie es tut mir leid oder das muss schlimm gewesen sein. Ich hatte es satt ich wollte dass alles nicht mehr und wusste keinen Ausweg mehr.

Ich trat in das Gebäude und fuhr mit einem Aufzug in den 3ten Stock. Ich stellte mich vor einem Empfangsbereich an und meldete mich an. "Sind sie neu?", fragte mich die Angestellte. Ich bejahte diese Frage. Sie schickte mich in den Wartebereich und gab mir ein Formular zu Ausfüllen mit. Ich wartete 20 Minuten, bis sich eine Tür öffnete und ein Mann rausschaute. Sein blick fiel auf mich und er bat mich rein.

Setzten sie sich Miss Bailey", bat er mich. Ich setzte mich auf einen Gemütlichen Sessel und schaute mich erst etwas um. Ich nahm seine Präsenz gegenüber von mir wahr und wie er versuchte mich und mein Verhalten zu studieren.

"Ich kann ihnen gleich sagen, dass ich auf diesen Mist hier gar kein Bock habe!" Er schaute mich weiterhin an. "Warum bist du dann hier July?", fragte er mich. "Ich bin nur hier, weil es meine Mutter verlangt", antwortete ich leicht zickig. "Ich erzähle dir jetzt mal was July. Du bist aus dem gleichen Grund hier, wie die anderen es sind. Du hast ein Problem, mit dem du selbst nicht mehr zurechtkommst, es nicht verarbeiten kannst. Es gibt gewisse Gründe, warum du hier bist. Also sag mir July, was fühlst du, wenn du an deine Heimat zurückdenkst, wo du jetzt hier bist?"

Diese Frage brachte mich kurz zum Überlegen. "Nichts. Ich wache morgens auf und denke mir echt jetzt? Das ist mein Leben? Mein Leben, dass ich führe. Das Leben voller Traurigkeit und Hass. Ich habe mich selbst verletzt und es tat nicht weh, ich mache was ich mag aber...ich mag es nicht". Er hörte mir Aufmerksam zu. "Hast du denn schon mal versucht mit der Vergangenheit abzuschließen was dein Vater betrifft. Ich blickte schnell zu ihm. "W-woher wissen sie, das mit meinem Dad". "Ihr Therapeut hat mir ihre Akte geschickt". "In welcher Welt sollte es mir helfen, wenn überall das mit meinem Vater rum erzählt wird?!" Ich schnappte mir meine Jacke von der Lehne und machte mich aus dem Staub.

Auf dem Weg nach Hause fing ich an zu weinen. Warum werde ich immer und immer wieder aufs Neue daran erinnert. Die erste Sitzung hier und schon so was.

Ich lief schluchzend und nichts wissend in eine Richtung. Irgendwann blieb ich stehen und schaute mich um wo ich eigentlich hingelaufen bin. Shit! Ich war irgendwo und ich wusste nicht wo. Ich werde niemals gegen 22 Uhr Zuhause sein! Ich setzte mich erschöpft auf den Boden und zog mir meine Kapuze über den Kopf. Was mache ich nur hier? Langsam fing ich an alles zu hinterfragen. War es die richtige Entscheidung hier her zukommen?

Ich stand wieder auf und lief entschlossen in eine Richtung, blieb aber schnell stehen als ich sah, dass eine Gruppe von Jungs auf mich zu lief. Schnell drehte ich mich um und lief in die in entgegengesetzte Richtung.

"Ey" schrie einer der Jungs, aber ich hörte nicht und lief einfach ein Gang schneller. "Wenn du nicht sofort stehen bleibst, knall ich dich ab!" Geschockt blieb ich stehen. Ich wusste die Drohung war ernst. Schließlich durfte hier in Amerika jeder eine Waffe benutzen. Ich drehte mich mit angewinkelten armen in der Luft langsam um, aber sah den Jungs nicht in die Augen. Mein Herzschlag wurde immer schneller und es könnte nicht schlimmer werden als es jetzt schon ist.

"Mach die Kapuze runter süße", sagte einer von ihnen belustigt. Langsam Griff ich mit meinen Händen zu meiner Kapuze und lies sie langsam runter. Es wurde viel gepfiffen. "July?", fragte diese Stimme die mich vor einem Jahr verletzt hatte und ich nie wieder hören wollte. Ich schaute erschrocken hoch und sah in Santiagos Augen. Er sah mich ebenfalls erschrocken an. Traurig und hasserfüllt zu gleich sah ich ihm nun in die Augen. Er lief einen Schritt auf mich zu, und ich lief einen zurück. "W-was machst du hier?!", fragte er immer noch erschrocken. Ich sah, wie er mich genau betrachtete. "Nichts. Ich muss nach Hause", sagte ich etwas schüchtern und versuchte stark zu wirken. Seine breite und große gestalt machte mich nervös, denn ich wusste das sich unter seinem Shirt viele Muskeln befinden. Ich blickte von ihm wieder weg und lief mit viel Mut an ihm und seinen Freunden vorbei. Plötzlich packte er mich am Arm und zog mich zu sich. Ich knallte gegen seine Brust und bevor er mich noch mehr anfassen konnte, hatte ich ihm eine ins Gesicht geknallt. "Wag es ja nicht mich nochmal anzufassen!", schrie ich ihn wütend an. Was konnte er sich erlauben mich anzufassen?! Er drehte seinen Kopf wieder zu mir und hatte dieses Mal nicht einen ganz so freundlichen Gesichtsausdruck. Ich hörte seine Freunde etwas auf Spanisch sagen, aber verstand nicht was sie sagten.

Santiago sah nach hinten zu seinen Freunden und sagte ihnen irgendwas auf Spanisch. Ich war gezwungen dem ganzen Geschehen zu zusehen, denn er hielt meinen Arm mit einem schmerzvollen Griff. Ich sah wie sich die Jungs von uns entfernten. "Was hast du hier in diesem Stadtteil zu suchen?! Es ist hier verdammt nochmal gefährlich für dich. Was wenn dich jemand verletzt hätte! Wenn ich verdammt nochmal nicht hier gewesen wäre!" Ich wurde wütend. War das etwa sein Ernst das er mich gerade jetzt anschrie. Er hat keinen Grund mich Anzuschreien. Er hatte mir nach einem Jahr nichts zu sagen! Er wollte schließlich keinen Kontakt mehr.

"Das kann dir Egal sein, schließlich war ich nur ein Zeitvertreib?!". Ich riss mich endgültig von seinem festen Griff los, und rannte schnell nach Hause.


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Before I Regret itWo Geschichten leben. Entdecke jetzt