Es fühlt sich falsch an, so verdammt falsch. Harrys Lippen auf meinen, seine Hand an meiner Taille, mein Name auf seinen Lippen, und alles in mir schreit danach, ihn fortzustoßen und wegzurennen. Was um alles in der Welt stimmt nicht mit mir? Er ist der Held der Zaubererwelt, ich habe immer zu ihm ausgesehen und wollte an seiner Seite sein, seit ich ihn das erste Mal gesehen habe!
Ich hatte wirklich geglaubt, ihn zu lieben. Es war einfach gewesen, für ihn zu schwärmen, als einen berühmten Helden, es war einfach gewesen sich vorzustellen, wie es an seiner Seite wäre. Es war einfach gewesen, ihn zu küssen, aber es hatte keinen Funkenregen oder Schmetterlinge in meinem Bauch ausgelöst. Ich hatte das mit aller Kraft verdrängt und ihn nur noch heftiger geküsst, aber es hatte sich angefühlt, als würde ich meinen Bruder küssen. Und jetzt befanden wir uns in einer dunklen Nische in Hogwarts, seine Augen sind voller Verlangen, und ich will einfach nur davonlaufen.
„Mister Potter, wenn sie sich dazu in ihr Zimmer begeben würden, wäre ich äußerst dankbar! Fünfzehn Punkte Abzug für Gryffindor!" Die schnarrende Stimme eines wohlbekannten Zaubertranklehrers unterbricht meine Gedanken, und ich merke, dass die dunkle Nische eigentlich eine Art Vorraum für den Kerker ist, in dem sich die Räumlichkeiten für die Tränke befinden.
Mir wird fast schlecht vor Erleichterung, als Harry mich grummelnd dort wegzieht. „Sollen wir woanders hin gehen?" Seine Pupillen sind geweitet und er starrt auf meine Lippen. Es ist keine Lüge, als ich leise: „Tut mir leid, Harry, mir geht es nicht gut" antworte. Er nickt hastig. „Du bist auch ziemlich blass. Willst du vielleicht ins Bett gehen?" Ich nicke dankbar und lasse mich von ihm bis zur Treppe der Mädchenschlafsäle bringen, die er nicht hinaufgehen kann. „Danke!" Ich drücke ihm einen sanften Kuss auf die Lippen, das Gegenteil von der erfüllten Leidenschaft in der Nische, und fühle mich auf einmal unglaublich schäbig. Was mache ich hier?
Mit einem Wink meines Zauberstabes trage ich meine Schlafkleidung, aber Zähne putzen will ich von Hand, ich muss den Geschmack von Harry aus meinem Mund bekommen, auch wenn ich mich dafür schmutzig und widerwärtig fühle. Ich sollte das alles einfach beenden, aber irgendetwas hält mich davon ab, auch wenn ich selber nicht weiß, was es ist.
„Ginny?" Ich habe mir gerade den Mund ausgespült und räume meine Zahnbürste auf, als eine vertraute Stimme meinen Namen sagt. Luna steht in der Tür und hat verlaufene Wimperntusche unter den rotgeweinten Augen. „Luna, was ist passiert?" Ihre Stimme klingt dünn und zerbrechlich, als sie antwortet. „Das mit Neville und mir, das läuft irgendwie aus dem Ruder! Ich sehe ihn als einen besten Freund, fast als einen Bruder, aber ich glaube, er sieht mehr in mir. Ginny, er hat mich gerade eben fast geküsst, und ich bin einfach weggelaufen! Ich will unsere Freundschaft nicht kaputt machen, ich will nichts zwischen uns kaputt machen, aber ich will ihn nicht als Partner!Und ich weiß nicht, was ich jetzt tun soll..."
Ihre Stimme bricht. Genauso geht es mir auch, möchte ich schreien, ich will Harry nicht! Aber das tue ich nicht, ich gehe zu meiner Freundin herüber und nehme sie fest in den Arm. „Das tut mir so leid, Lu, wirklich", versuche ich sie zu trösten, und dass sie mir ihren ungeliebten Spitznamen kommentarlos durchgehen lässt, zeigt, dass ihr das ganze wirklich nahe geht.
Plötzlich wird mir bewusst, dass mich und Luna nur zwei Stoffschichten trennen. Keine Ahnung, woher dieser Gedanke kommt, aber diese tröstende Umarmung fühlt sich auf einmal viel intensiver an als der drängende Kuss von Harry, und als Luna das Gesicht in meinem Haar vergräbt und mich fest an sie drückt, läuft mir eine Gänsehaut über den ganzen Körper.
Ich habe Luna immer als eine Art Vorbild gesehen, sie für ihren Mut bewundert und für ein klein wenig verrückt gehalten, doch jetzt ist sie in Tränen aufgelöst, und obwohl sie fast einen Köpf größer ist als ich, wirkt sie klein und zerbrechlich, überhaupt nicht mehr wie die leicht durchgeknallte und nie um eine Antwort oder einen Konter verlegene Luna, die auf die Existenz Knallrümpfiger Kröter besteht. Trotzdem lassen meine Gefühle nicht nach, werden eher noch stärker. Meine Haut kribbelt an den Stellen, an denen sie Lunas berührt, und als ich ihr einen tröstenden Kuss auf die Stirn gebe, fühlt er sich alles andere als schwesterlich an.
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Harry Potter Gay Oneshots
FanfictionHier veröffentliche ich diverse Oneshots mit gay Shippings (wie Wolfstar, Grindeldore, Drarry, Linny, Deamus etc.), ich hoffe, sie gefallen euch :)