Freundesfreunde

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"Du bist also dieser mysteriöse Yunho!"

Verwundert sah Yunho von seiner Kasse auf, hoch in die Augen eines fremden Mannes in seinem Alter. Er war so groß wie Yunho und trug dunklen Eyeliner, der ihm zusammen mit etwas Lidschatten einen durchdringenden Blick verlieh. Die dunkelblau gefärbten Haare bildeten feine Wellen, als hätte er über Nacht schmale Zöpfchen in die nasse Mähne geflochten.

Erst auf den zweiten Blick bemerkte Yunho die dezenten Perlen, die in einige Strähnen eingebunden waren. Oder die schwarz-weißen Bänder, die er um die Stirn trug und von denen noch deutlich längere Perlenschnüre abgingen, die ihm über die Schultern hingen. Eine offene, schwarze Lederjacke mit Reißverschlüssen an den Ärmeln, ein dunkles Shirt und eine lässige, weiße Hose vervollständigten den ersten Eindruck. Neben ihm kam Yunho sich geradezu underdressed vor in seinem einfachen Poloshirt der Supermarktkette.

"Nicht ganz wie ich mir dich vorgestellt hatte. Sorry, dass ich mich nicht eher vorgestellt habe, ich bin derzeit selten in der Gegend. Musst es ihm echt angetan haben, hier geht er sonst nie einkaufen."

Yunho war sich sicher diesen Mann nie gesehen oder gehört zu haben. An diese tiefe Stimme hätte er sich erinnert. "Wer bist du?", stellte er die Frage, die ihn am meisten interessierte. Wie oft wurde man schon von Fremden angesprochen als müsste man sie kennen?

Sein Gegenüber sah sich schnell um, bevor er sich vorbeugte und sich mit den Unterarmen auf dem Kassenband abstützte. Dabei bemerkte Yunho einige Ringe an dessen langen Fingern. "Und? Habt ihr schon? Der Idiot will mir nichts verraten..." Grinsend zwinkerte er ihm zu und setzte dazu an weiterzusprechen, als er durch ein Rufen unterbrochen wurde.

"Mingay! Wo steckst du verdammt? Dich kann man echt nicht alleine lassen!"

War das nicht Hongjoongs Stimme? Bevor Yunho nachfragen konnte, redete der Fremde schon weiter: "Wir haben uns nie gesehen. Ich bin nie hier gewesen."

Schneller als Yunho gucken konnte, stand er allein an der Kasse und versuchte zu begreifen was soeben passiert war. Was kannte Hongjoong für Leute? Wobei er zugeben musste, dass San in manchen Situationen nicht viel besser war. Gerade als er zurück zu seiner Aufgabe gehen wollte, bei der er unterbrochen wurde, hörte Yunho wie etwas geworfen wurde. Dem Geräusch des Aufpralls zufolge handelte es sich dabei um Süßigkeiten, weshalb er nicht eingriff.

"Bleib stehen, Idiot!"

"Selber Idiot! Du bist doch verloren gegangen! Ich kann nicht glauben, dass ich dich immer noch nicht an die Leine genommen habe!"

Mittlerweile war Yunho sich sicher, dass es sich bei der anderen Person um Hongjoong handelte. Unweigerlich musste er schmunzeln bei der Vorstellung wie dieser den doch sehr ungewöhnlich gestylten Mann hinter sich her zog.

"Yingo! Meine Rettung! Bitte sag, dass du bald Feierabend hast und mich von diesem laufenden Elend erlöst!", vernahm er wenig später Hongjoongs Stimme und blickte lächelnd auf. Wie jedes Mal freute er sich ihn zu sehen, besonders an Tagen, an denen es ihm gut ging und er dessen Lächeln zu sehen bekam. Dennoch hob er nun eine Augenbraue und sah fragend zurück.

"Wenn zwei Stunden bald sind? Allerdings klingst du eher, als würdest du 'das laufende Elend' noch enger an dich binden wollen."

"Gut gemacht, Idiot. Jetzt kennt er mich nicht mal und schon bringst du mich in Verruf! Einen tollen Freund habe ich da!", echauffierte der Größere sich nun, wobei Yunho es schwer fiel zu beurteilen wie viel Ernst und Sarkasmus darin steckten. Hongjoong dagegen gab ihm ohne nachzudenken einen Klaps auf den Hinterkopf.

"Klappe, Mingay! Der Krümel hat Pause, wenn die Kekse reden!" Freundlich wandte er sich erneut Yunho zu. "Beachte ihn gar nicht weiter, er redet eh nur Unsinn. Also in zweieinhalb Stunden an der Promenade? Du kannst uns gar nicht verfehlen. Ich würde mich freuen, wenn du kommst!"

Jetzt trat der Größere vor und legte seinen Arm lässig um Hongjoongs Schultern. "Was er eigentlich sagen will - wir freuen uns, wenn wir vor dir angeben können. Ich werde mich bemühen ihn nicht allzu schlecht dastehen und verlieren zu lassen." Mit einer angedeuteten Verbeugung in Yunhos Richtung wuschelte er durch Hongjoongs Haare. "Die Packung Diabetes geht auf mich. Damit der Kleine hier uns nicht vom Fleisch fällt. Ernsthaft, Mann, du solltest deinen Konsum überdenken!"

Der erste Eindruck failt - YunJoongWo Geschichten leben. Entdecke jetzt