CHAPTER 6 : Empty

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Der Himmel kannte kein Erbarmen. Es schüttete wie aus Eimern und jegliche Sicht in die Ferne war dadurch verschleiert. Jetzt gerade beschrieb das Wetter die Gefühle des Dragonslayers. Lange saß er einfach nur stumm da und hielt sie fest in seinen Armen. Natürlich hatte er ihre Atmung überprüft und es schien, als wäre sie nur bewusstlos und nicht verletzt. Seine und ihre Kleidung waren von Wasser vollgesogen und hingen wie Säcke an den Körpern. Seine rosa Strähnen klebten ihm im Gesicht und seine Haut glänzte, als hätte er sich großzügig mit Öl eingerieben.
Doch Natsu blendete die gesamte Umgebung aus und starrte auf die junge Frau in seinen Armen. Seine beste Freundin, seine Luce. Noch nie hatte er solch eine Angst um sie. Immer wieder hallte ihr herzzereißender Schrei in seinem Inneren Ohr und jedes Mal ging es ihm durch Mark und Bein. In diesem Moment setzte sein Herz aus und es fühlte sich an, als ob man ihm dieses mit Gewalt heraus gerissen hätte. Er hatte sich ewig nicht mehr so hilflos wie jetzt gefühlt. In Lucy ruhte ein Dämon, versuchte Besitz von ihrem Körper zu erlangen und er konnte weder eingreifen, noch ihr in irgendeiner Weise helfen. Seine Selbstzweifel und die Angst, dass dies noch einmal geschehen könnten, fraßen ihn innerlich regelrecht auf.

Eine Hand legte sich auf seine Schulter. Zuerst wollte er direkt aufspringen und in die Defensive gehen, doch ihm stieg der Geruch einer bekannten Person in die Nase und erst jetzt realisierte er die kalte Hand auf seiner Schulter. "Natsu, wir sollten sie zurück bringen." Das waren die einzigen Worte von Gray, ehe er seine Hand zurück zog. Er konnte nur erahnen was in seinen Freund vor sich ging, deshalb fand er Worte unangebracht. Selbst Happy, welcher auf der Schulter des Schwarzhaarigen saß, blieb stumm und senkte traurig seinen Blick. Natsu nickte nur, als er Lucy dann vorsichtig in seinen Armen hoch hob und zurück in Richtung des Gasthauses los lief.

"Happy, flieg schon einmal vor und sag den anderen Bescheid!" Der blaue Kater nickte auf die Worte des Eismagiers, spannte seine Flügel auf und flog in einem rasanten Tempo empor. Kurz sahen die beiden Magier ihm hinterher, als Gray sich räusperte und neben Natsu trat.

"Natsu, was genau ist mit Lucy passiert? Happy und ich hatten dich aus den Augen verloren... Aber wir haben diese unglaubliche Druckwelle gespürt und dann war da noch dieser Schrei..." Er stoppte kurz, nur um den Angesprochenen zu mustern. Der Dragonslayer spannte jeden einzelnen Muskel bei diesen Worten an. Wieder wurde er an vorhin erinnert. Wieder dieses Bild von ihr, wie sie verzweifelt auf dem Boden kniete und diesen inneren Kampf austrug. Dann war da noch ihr Schrei, bevor sie zusammen brach. Natsu presste seine Lippen aufeinander. Nie wieder wollte er das noch einmal sehen müssen. "Er war von Lucy, oder?", fragte Gray zögernd und bereute es sofort, diese Frage überhaupt ausgesprochen zu haben. Vermutlich fühlten sich die Frage wie tausend Messerstiche in die ein und dieselbe Wunde an. Anhand der Körpersprache des Rosahaarigen, konnte er sich eigentlich diese selber beantworten. Jeder einzelne Muskel spannte sich an, selbst sein Kiefer wirkte aufeinander gepresst.

Gray seufzte und steckte dabei die Hände in seine Hosentaschen. "Lass uns zurück, unsere Kleidung ist komplett durchnässt und Erza reißt uns den Arsch auf, wenn sich jetzt einer von uns erkältet." Natsu nickte nur stumm. Eigentlich konnte er sich gar nicht erkälten, aufgrund seiner Magie und Gray sollte die Kälte auch nichts ausmachen. Seine tiefgrünen Augen lagen auf der Blondine in seinen Armen. Sie sah aus, als würde sie friedlich schlafen, doch dem war nicht so. Der Dragonslayer machte sich unheimliche Sorgen um seine beste Freundin und das schlechte Gewissen nagte an ihm. Nur wegen ihm ging es ihr gerade schlecht. Nur wegen ihm, trug sie einen Dämon in sich. Während er in Gedanken versunken war, folgte er Gray zurück zum Gasthaus.

Als die beiden das Haus betraten, umhüllte sie eine wohlige Wärme und diese zeigte ihnen erst wie kalt es draußen eigentlich war. Die Kleidung klebte an ihrem Körper und fühlte sich an, als würden sie Blei mit sich herum tragen. Natsu hob seinen Kopf und ließ seinen Blick durch den Raum schweifen. An einem Tisch im Nebenraum entdeckte er die anderen. Wendy war die erste die ihren Kopf hob und ihre trüben Ausdruck hellte etwas auf, als die Lucy in den Armen des Feuermagiers entdeckte. Ihre Reaktion blieb nicht unbeachtet und auch Erza und Juvia drehten sich um. Titania beäugte das ganze kritisch und ging dann zu Natsu. Sie bemerkte sofort, anhand des Verhaltens von ihm, das etwas nicht stimmen konnte. "Natsu, was ist passiert?" Auch die kleine Wendy trat heran und begutachtete zuerst Lucy, welche bewusstlos schien.
"Ich würde vorschlagen, Natsu bringt erst einmal Lucy ins Bett hoch, damit Wendy sie untersuchen kann. Es ist einiges passiert, aber das hat jetzt erst einen Vorrang!" Erza nickte auf die Worte des Eismagiers und Natsu tat was man ihm sagte. Alle außer Gray und Happy blickten ihm nur verwundert hinterher. Es war nicht seine Art, dass er so ruhig und ausdruckslos war, stattdessen war er immer der lauteste und aufbrausende in der Gruppe.

Vorsichtig, als könnte er sie mit einer falschen Bewegung zerbrechen, legte Natsu die Blondine im Bett ab und ging direkt neben dem Bett in die Hocke. Er nahm sich ihre Hand und betete innerlich, dass Lucy bald wieder aufwachen würde und alles wie früher wäre. Er betrachtete ihre friedlichen Gesichtszüge und wanderte mit seinem Blick hinab zu ihren Brustkorb, der sich gleichmäßig hob und wieder senkte. Es war alles so surreal, was vor wenigen Minuten noch passiert war. Etliche Fragen überschlugen sich in seinem Kopf, aber eine einzige kam ihm immer wieder in den Sinn : Was passiert, wenn sie wieder aufwacht? Wird sie wieder seine alte Luce sein?
Es gab nur einen einzigen Zeitpunkt, als er sich genauso leer und hilflos wie jetzt fühlte und das war der Moment, als Igneel vor seinen Augen starb. Sein Griff um ihre Hand verstärkte sich ein wenig und er sah wieder zu ihrem Gesicht auf. Was sollte er nur machen, wenn noch einmal so etwas wie eben passierte? Würde sie ihn irgendwann mutwillig angreifen? Nie im Leben würde er gegen Lucy kämpfen wollen. Nicht weil er Angst vor ihr hatte oder dergleichen, er hatte Angst davor sie verletzen zu können oder schlimmeres. Er könnte es sich niemals verzeihen, wenn ihr irgendetwas passieren würde und erst recht nicht, wenn es seine Schuld war. Was wenn...
Er schluckte schwer und presste seine Lippen aufeinander. Verzweiflung keimte in ihm auf. Es musste eine andere, gewaltlose, Lösung für all das hier geben. Seine linke Hand hallte sich schmerzhaft zu einer Faust und er drückte diese auf die Holzdiehlen am Boden, sodass diese knarrende Geräusche von sich gaben. Wieso konnte er ihr diesen verfluchten Dämon nicht einfach abnehmen? Er würde sicher mit Leichtigkeit damit fertig werden und Lucy müsste nicht mehr darunter leiden. "Verdammte scheiße...!", zischte er leise und drückte seine Faust nur noch fester in das Holz. Durch den Druck entstanden kleinere Risse und das knarzen des Holzes wurde bedrohlicher.

Seine Gedanken wurden unterbrochen, als Wendy den Raum betrat und er seinen Kopf in ihre Richtung wandte.
"Natsu-san, ist alles in Ordnung?", fragte die junge Magierin  besorgt nach, als sie feststellte welch einen zerknirschten Gesichtsausdruck er trug.
Natsu starrte sie für einen Moment ausdruckslos an, ehe er sich versuchte zu beruhigen und nickte. Er wollte Wendy nicht verunsichern oder ihr Angst einjagen. Er erhob sich und setzte ein leichtes, gequältes Lächeln zierte seine Lippen als er auf sie zu ging. Er pattete kurz ihren Kopf, als er vor ihr stehen blieb und sie ansah.
"Alles okay, ich gehe dann solange zu den anderen und erkläre ihnen was passiert ist." Mit diesen Worten ließ er die beiden alleine. Besorgt und zugleich verwundert sah sie ihm einen Moment lang hinterher, bevor sie sich auch schon der Untersuchung widmete.

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⏰ Letzte Aktualisierung: Oct 04, 2020 ⏰

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