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Vivien

Die Rollen meines Koffers quietschen ein wenig und meine Highheels schlagen dumpf auf den Holzboden auf. Genervt schüttle ich eine verirrte Haarsträhne wieder nach hinten und bleibe vor dem Fahrstuhl stehen.

Ich ignoriere die Blicke, die mir, seit ich ins Foyer eingetreten bin, folgen. Als sich die Fahrstuhltüren schließen nehme ich meine Sonnenbrille ab und schiebe sie mir in die Haare.

Der Flug war anstrengend und ich bin immer noch nicht ganz sicher was ich davon halten soll, dass ich für die nächsten Wochen bei meinem Bruder einziehe. Er bestand darauf. Wenn ich schon in der Stadt bin, soll ich sein bis jetzt unbenutztes Gästezimmer beziehen. Eigentlich habe ich nur eingewilligt, weil Mum es tatsächlich geschafft hat am Telefon einige Tränen zu verdrücken, da sie Angst hätte um ihren Sohn, der ganz allein in dieser riesigen Wohnung lebt. Mein 27-jähriger Bruder, der seit neun Jahren nicht mehr zu Hause wohnt...

Es steckt also etwas anderes dahinter, doch ich war in der letzten Woche in Paris zu beschäftigt. Das sich das Wohnungsproblem also so schnell gelöst hat, sollte ich als Segen sehen.

Ich bin gespannt, ob ich das in einer Woche immer noch sagen kann.

Ich öffne die Tür zu Zayns zweistöckigem Appartement und ziehe meine Koffer hinterher. Soweit ich das bis jetzt sagen kann, hat sich nichts geändert seit Weihnachten. Einige Bilder mehr hat Mum noch aufgestellt, aber ansonsten sieht alles noch immer unbenutzt und blitzblank aus. Keine Ahnung wie sich Zayn so wohlfühlt.

„Zayn?", schreie ich und warte auf eine Antwort.

Aus der Küche kommt Lärm und ein Mann kommt um die Ecke. Seine Stirn ist gerunzelt und er sieht fragend in meine Richtung.

Ich lächle automatisch und er hält mit dem kauen inne. Die Banane in seiner Hand lässt er sinken und er starrt mich an. Sein Blick wandert über meinen Körper und dann zu meinen Koffern.

„Zayn?", schreit auch er etwas beunruhigt nach oben und wendet den Kopf zur Treppe, dabei lässt er mich aber weiterhin nicht aus den Augen.

Wenn ich raten müsste, würde ich sagen er spielt auch Football, wie Zayn. Seine breiten Schultern und seine muskulösen Arme sprechen eben für sich. Und Zayn hat außerhalb diesem Kreis an Leuten kaum Freunde. Seine tiefschwarzen Haare stehen ungestylt von seinem Kopf ab und sind noch leicht feucht.

Ich sehe auf meine Uhr. Natürlich ist Zayn nicht hier unten. Er hatte bis vor fünfzehn Minuten noch Training. Was für ein Timing.

Als ich aufschaue, bemerke ich, dass er mich immer noch ansieht. Fragend werfe ich den Blick zurück.

Er zuckt nur mit den Schultern und lehnt sich grinsend an den Türrahmen. „Es steht nicht alle Tage ein Supermodel in unserer Wohnung", sagt er, als würde das sein Starren rechtfertigen.

„Unsere?", frage ich verwirrt nach.

„Vivi!", ruft Zayns Stimme und ich drehe mich zur Treppe. Er kommt herunter gejoggt und zieht mich dann in seine Arme. „Wie war der Flug?"

„In Ordnung. Kann ich mich irgendwo hinlegen. Ich habe kaum Schlaf bekommen." Und ich will endlich aus dieser unbequemen starren Bluse heraus.

Interessiert beobachtet Zayns Freund uns und beißt wieder von seiner Banane ab. Zayn folgt meinem Blick.

„Das ist Jay. Jay das hier ist Vivi."

Ich werfe meinem Bruder einen giftigen Blick zu und korrigiere ihn. „Vivien Griffin. Und bitte nenn mich nicht Vivi."

Jay zieht eine Augenbraue nach oben und lässt den Blick zwischen uns hin und her schweifen.

„Jayden Solens, aber Jay ist schon in Ordnung."

Ich nicke und sehe dann wieder zu Zayn. Der kratzt sich am Hinterkopf und nimmt mir dann beide Koffer ab.

„Also dann. Du kannst das zweite Gästezimmer haben."

Er ist schon dabei die Koffer zur Treppe zu schieben und ich folge ihm langsam.

„Das zweite?"

„Jep. Das andere gehört Jay."

Verwirrt sehe ich zurück, doch Jayden lächelt nur.

Ich bin wirklich gespannt, ob diese Wohnsituation wirklich ein Segen war, oder nicht.

Zayn bemüht sich derweil beide Koffer auf einmal die Treppe hinauf zu tragen und stößt dabei immer mal wieder ans Geländer.

Als er es geschafft hat, läuft er schnurstracks auf die letzte Tür zu und zeigt mir mein Reich. Auch hier sieht alles aus wie aus einem Katalog, doch das wird sich bald ändern. Ich ertrage das viele grau, schwarz und weiß vielleicht im restlichen Appartement, aber nicht hier.

Im Schlafzimmer gibt es nur hüfthohe Fenster, doch im Badezimmer ist die Seite komplett verglast und man kommt durch eine Glastür auf einen kleinen Balkon. Rechts davon gibt es eine frei stehende Badewanne mit Blick über die Stadt.

Ich will gar nicht wissen wie viel Zayn allein hierfür gezahlt hat.

„Hast du alles?"

Ich nicke und lächle ihn dankbar an.

„Dann ist es ok, wenn ich kurz gehe? In zwei Stunden bin ich wieder da."

„Na klar. Ich muss sowieso erstmal auspacken und ankommen."

Nickend lässt er mich allein und ich falle aufs Bett. Ich sinke hinein und schließe die Augen. Obwohl ich nicht viel geschlafen habe, bin ich nicht müde, aber erschöpft.

Seufzend setze ich mich wieder auf und sehe auf die Stadt hinaus. Sie ist nicht so schön wie Paris, doch ganz nett. Die vielen Parks hier sind schön und man hat es nicht weit bis zur Westküste und somit ans Meer.

„Kaffee?"

Schnell stehe ich auf und registriere Jay im Türrahmen. Er hat zwei Tassen in der Hand und reicht mir eine.

„Danke."

„Zayn hat erzählt, dass du aus Paris kommst."

„Ja die letzten Shootings waren da."

„Und jetzt hast du einen Auftrag hier?"

„Drei"

Er nickt und sieht sich im Zimmer um. Dann wandert sein Blick wieder zu mir zurück.

„Dann bleibst du ein paar Wochen?"

Ich nicke wieder und trinke einen Schluck.

„Auf Fotos siehst du ganz anders aus."

Überrascht hebe ich den Blick und lache auf. „Liegt alles am richtigen Licht und dem Make-up", winke ich ab.

Er schüttelt den Kopf und lächelt. „Liegt an der Ausstrahlung."

Überrascht sehe ich an und automatisch wird mein Lächeln ehrlich.

„Danke."

Er nickt nur und deutet dann auf meine Koffer. „Wenn du Hilfe brauchst, sag Bescheid. Ich bin unten."

SportsgirlWo Geschichten leben. Entdecke jetzt