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Vivien

Tun wir mal so als ob ich der einzige Grund für mein Stalking von Jay im Internet das Zusammenleben mit ihm ist. Tun wir einfach so als würde ich sicher gehen wollen, dass ich nicht mit einem Serienkiller unter einem Dach wohne.

Dieser Grund ist natürlich absolut plausibel und deswegen muss ich dem nachgehen. Alle seine Interviews der letzten Wochen durchzugehen bringt mich auf die Lösung des Problems mit dem Serienkiller. Ganz bestimmt.

Aber mal Spaß beiseite, macht das nicht jeder? Ich wette, Jay hat mich auch schon gegoogelt, oder wenigstens auf Insta nach mir gesucht. Das scheint einfach normal geworden zu sein. Eine gängige Regel eben. Wenn man jemand kennenlernt, sucht man ihn danach auf Insta.

Der Vorteil davon in diesen Kreisen Bekanntschaften zu machen, ist, dass man auch wirklich etwas findet. Allein bei Googel bin ich auf endlose viele Seiten über ihn gestoßen. Da ich aber heute zu faul bin zu lesen, sehe ich mir seine Bilder und Interviews an. Er macht eine gute Figur. Offensichtlich ist das sein Beruf. Er wirkt immer nett, aber professionell distanziert.

Durch meine Recherche weiß ich jetzt, dass er ebenfalls ab und zu als Model arbeitet und eine regelmäßig eine Wohltätigkeitsorganisation für benachteiligte Kinder finanziell unterstützt. Er hat einen Werbedeal mit einer Parfümmarke und besitzt offenbar ein Haus auf den Malediven.

Auch wenn ich nun einiges über ihn erfahren habe, ist das alles ziemlich oberflächlich. Einen Menschen nach seinem Erfolg zu beurteilen reicht nicht. Davon kann ich ein Lied singen. Niemand sieht die Mühen und die viele Arbeit hinter den Höhepunkten, die für alle so leicht aussehen. In jeder Branche muss man sich hoch arbeiten und sich einen Namen machen. Wenn man das einmal geschafft hat, wird es leichter. Auch auf verwandtes umzusteigen. Trotzdem finde ich es beeindruckt das Jayden das mit 25 Jahren schon geschafft hat. Ich bin immer noch dabei, auch wenn es so aussieht als wäre ich schon ganz oben angelangt.

„Na? Hast du etwas gefunden?“

Ich sehe auf und entdecke Jayden, der sich hinter mir über die Lehne beugt und in mein Handy starrt.

„Du könntest mich auch einfach fragen, weißt du?“

„Ach ja?“ Ich ziehe langsam eine Augenbraue nach oben und sehe ihn zweifelnd an. Als ob er mir alles erzählen würde. Ich könnte schließlich alles fragen.

Jay grinst nur leicht und lässt sich neben mich fallen. „Denkst du, ich trau mich nicht. Frag mich was du willst.“

Ich lache kurz auf und überlege dann. Ich komm nicht drum herum, dass ich ihn sympathischer finde. Offene Menschen, die nicht kneifen sind mir die liebsten.

„Warum Football?“

„Ich war gut darin und der Jubel von den Menschen ist auch nicht schlecht.“

„Dann geht es dir nur um die Anerkennung?“

„Zum Teil. Ich liebe die Anstrengung, das Training und das es auch einmal etwas rauer zu gehen darf.“

Ich grinse und versuche das nicht auf andere Lebenssituationen zu übertragen. Stattdessen frage ich weiter.

„Fernsehabend oder Club?“

„Meistens lieber Fernsehabend.“

„Stört dich die Aufmerksamkeit manchmal.“

Er wiegt den Kopf hin und her. „Manchmal. In Clubs zum Beispiel. Was ist mit dir?“

„Ob mich die Aufmerksamkeit stört?“

„Nein. Fernsehabend oder Club?“

„Club.“

SportsgirlWo Geschichten leben. Entdecke jetzt