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Jayden

Mein Leben wurde durch Viviens Einzug definitiv interessanter. Zayn ist in letzter Zeit kaum da und will auch nicht verraten, wo er hingeht, doch wie es scheint ist Vivien viel zu Hause. Schon innerhalb eines Tages hat sie sich hier breit gemacht. Sie hat Farben in die Wohnung gebracht. Mich stört das nicht, doch ihren Hang an viel zu lauter Musik dürfte sie ruhig abstellen. Ich hoffe, das war die letzten zwei Tage nur eine Ausnahme.

In diesem Moment ertönen lautstarke Bässe aus dem Wohnzimmer.

Seufzend schließe ich die Augen. Zayn hat mich gebeten ein Auge auf sie zu haben, aber bevor ich protestieren konnte, war er schon draußen. So ist er eben. Und jetzt bleibt mir wohl nichts anderes übrig. Ich hoffe nur sie hält mich nicht für verrückt, dass ich dauernd in ihrer Nähe herum schleiche.

Ich warte noch drei Minuten, um möglichst unauffällig zu erscheinen und gehe dann die Treppe herunter. Wie es aussieht, hätte ich mir das auch sparen können. Vivien ist völlig vertieft und bemerkt mich gar nicht.

Ich verkneife mir das Lachen und gehe in die Küche. Das ist so ein weiterer Punkt. Wenn sie schon nicht denkt, dass ich hier hinterher spioniere, dann muss sie mich für absolut verfressen halten. Immer wenn ich nämlich „zufällig“ bei ihr vorbei schaue, ob alles in Ordnung ist, dann bin ich offiziell auf dem Weg zur Küche. Das ist mein Fluchtziel.

Jedes. Mal.

Das ist so bescheuert und ich wünschte Zayn würde endlich mit der Sprache rausrücken, damit ich mich dabei nicht mehr so dämlich fühlen müsste. Nur noch heute! Das schwöre ich mir. Heute mache ich dieses Theater für Zayn noch, aber dann ist Schluss. Freundschaft hin oder her.

Ich komme mit einem Glas Wasser aus der Küche und sehe zu ihr hinüber. Sie tanzt vor dem Fernseher herum, auf dem ein YouTube Video abgespielt wird. Offenbar soll das ein Krafttraining sein. Ich bezweifle zwar den großen Nutzen von Hampelmännern, aber gut... Jedem das seine.

Die Zeit läuft lautstark ab und es geht nahtlos weiter. Jetzt springt sie auf und ab. Jedes zweite Mal, wenn sie aufkommt, geht sie runter, sodass ihre Oberschenkel im neunzig Grad Winkel sind.

Ich schwöre, ich will mich gerade umdrehen, als sie sich umdreht und mich aus zusammengekniffenen Augen ansieht. Es könnte vielleicht gefährlich aussehen, wenn ihre Haare dabei nicht störend in ihr Gesicht fallen würde und ihr Blick einem Hundewelpen gleicht, der versucht gefährlich auszusehen.

Ich presse meine Lippen zusammen, damit ich nicht grinse.

„Beobachtest du Frauen immer von hinten?“

„Nur wenn sie vor mir herum tanzen.“

Sie hebt ihre Augenbrauen und richtet sich auf. Angriffslustig blitzen ihre Augen und dann kommt sie mit einem perfekten Lächeln auf mich zu. Dicht vor mir bleibt sie stehen und legt den Kopf schief. „Du solltest heute mit mir ausgehen. Dann zeige ich dir, was ich unten tanzen verstehe.“

Ich öffne den Mund, um etwas zu erwidern, doch Zayn kommt mit Silas um die Ecke.

„Hallo? Jay? Wo zum Teufel bist du?“

„Hier“

„Och nee. Du weißt schon, dass wir gleich Training haben? Wo sind deine Sachen? Ich hab kein Bock auf die Strafe fürs zu spät kommen.“

Ich greife hinter mich und hebe die Tasche an, lasse dabei Zayns Schwester aber nicht aus den Augen. Auch sie starrt mich weiterhin an. Eins muss man ihr lassen, standhaft ist sie.

„Ich komme vielleicht auf das Angebot zurück.“

Sie hebt belustigt eine Augenbraue und ein Mundwinkel zuckt verdächtig. „Gib mir einfach eine Stunde vorher Bescheid.“

Ich nicke und drehe mich dann zu Silas um. Beide stehen mit verschränkten Armen vor mir. Silas sieht amüsiert aus. Zayn dagegen hat die Stirn gerunzelt und starrt seine Schwester verdattert in Grund und Boden.

„Für wenn sind die Muffins?“, fragt Vivien und geht, als wäre nichts, in die Küche, um sich ein Wasser zu holen.

„Sind von einer Freundin“, murmelt Zayn und stellt sie auf den Tresen.

„Freundin mhm...“, zieht ihn Silas auf und grinst.

Vivien sieht interessiert zu ihrem Bruder und lehnt sich neugierig nach vorn. „Kenne ich sie?“

„Nein“, wehrt Zayn entschieden ab.

„Du musst einfach mal bei der Bäckerei vorbeischauen, wie Zayn jeden Tag. Die Brünette hinterm Tresen ist es“, meldet sich Silas.

„Woher willst du das den wissen?“, fragt Zayn verärgert und dreht sich zu ihm um.

„Du stehst nicht auf Blondinen. Das hast du gestern noch gesagt. Die Vermutung liegt also nahe, dass es nicht die Blondine ist.“

Zayn sieht aus als würde er sich ernsthafte Konsequenzen für Silas überlegen, doch Vivien schiebt sich zwischen die Beiden und lenkt sie damit ab, dass sie auf mich zeigt. „Er steht definitiv auf Ärsche.“

Silas bricht in lautes Lachen aus und von Zayn kassiere ich einen warnenden Blick ein. Vivien verschwindet nach oben und lässt uns hier unten zurück.

„Ich...“, will ich protestieren, doch Silas unterbricht mich. „Was würde ich dafür geben ein paar Minuten früher hier gewesen zu sein.“

„Du lässt sie ja in Ruhe. Fang bloß nichts mit ihr an!“ Zayns Zeigefinger durchbohrt meine Brust. Ich schlage ihn genervt weg.

„Warum sollte ich sowas machen, Mann?“

Silas behandelt meine rhetorische Frage so als wäre sie keine und beantwortet sie mir klugscheißerisch. „Erstens: Sie ist heiß und du steht offensichtlich auf ihren Arsch. Zweitens war das Angebot ja wohl eindeutig.“

Verwirrt sehe ich ihn an und vordere stumm nach einer Erklärung.

Silas lächelt nur und verkneift sich so das Lachen. „Gib mir eine Stunde vorher Bescheid“, zitiert er Viviens Worte von vorhin.

„Das hat sich aufs Tanzen bezogen. Sie hat mir angeboten mal auszugehen, damit ich weiß, was sie unter tanzen versteht.“

Auf Zayns Stirn bildet sich eine steile Falte und verärgert geht er schon voraus.

Silas bleibt kopfschüttelnd zurück. „Damit hast du es nicht besser gemacht. An deiner Stelle würde ich vorsichtig sein, damit dir Zayn keine Affäre unterstellen kann. Er wird jetzt sicher mit Adleraugen auf euch beide achten.“

Verärgert werfe ich die Hände in die Luft. Warum denn? Was hab ich den jetzt schon wieder falsch gemacht? Zayn ist so reizbar zurzeit!

SportsgirlWo Geschichten leben. Entdecke jetzt