Handtücher

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Notiz: Magnus hat beschlossen in ich-perspektive weiter zu schreiben.
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Niemand sollte von einem Freund aufgefordert werden ihn zu töten. Auch unter Halbgöttern war so etwas unüblich. Hoffte ich zumindest.
Unsicher, ob ich es geschafft hatte, Alex davon zu überzeugen, ihren Selbstmordgedanken zu verwerfen, musterte ich sie genau. Als sie sich wieder übergab, wünschte ich mir so sehr, sie würde sich freiwillig heilen lassen. Vielleicht erlaubte sie es später, wenn sie für sich entschieden hatte, lange genug gelitten zu haben. Ich musste Geduld haben und sie nur immer wieder um Erlaubnis fragen!

Nachdem ich mich ausgekotzt hatte, machte ich Anstalten mich an der Wand hoch zu schieben, wohl wissend, dass ich keinen Meter allein laufen konnte. Aber versuchen würde ich es.

Alex hatte ihren Stolz noch nicht aufgegeben.
Jeder konnte sehen, unter welcher Anstrengung sie sich aufrichtete. Schon beeindruckend ihre Selbstdisziplin. Ihr zu helfen, würde ich mir allerdings nicht nehmen lassen. Vorsichtig zog ich ihren Arm wieder über meinen Nacken, um sie zu stützen. "Ich helfe dir in dein Zimmer."

Ein wenig genervt, dass ich mich jetzt bis zu meinem Zimmer schleppen musste, stütze ich mich auf Magnus und versuchte mit Mühe aufrecht zu stehen. Ich wünschte mir so sehr, er hätte sich nicht so geziert mich zu töten. Wenn die Gelegenheit günstig war, würde ich es selbst in die Hand nehmen. Ich hatte echt kein'n Bock eine Lebensmittelvergiftung auszukurieren. Das würde doch ewig dauern.
Die Gebäude um mich drehten und nach jedem Schritt hatte ich das Gefühl mehr einzuknicken. Durch den Schwindel setzte ich meine Schritte in betrunken anmutenden Linien.
Dann durchfuhr mich ein unverhofftes Kribbeln von Kopf bis Fuß. Ich fühlte mich ein klein wenig stärker, wusste jedoch dass es keinen großen Unterschied machen würde.

Alex lief in Schlängellinien, obwohl ich sie gut es ging stützte. Wir hatten circa den halben Weg stolpernd hinter uns gebracht. Wie weit würden wir wohl so noch kommen? Ich rechnete jeden Moment damit, dass Alex wieder zusammen sackte. Das schnellste wäre es Alex wieder zu tragen. Ich schielte zur Seite und bemerkte, dass sie konzentriert schnupperte.

Die Luft hatte sich verändert. Okay, eigentlich war es mein Geruchssinn, der sich verändert hatte. Die Wirkung der meisten Gerüche blieb dennoch ziemlich gleich. Wo war aber der andere intensive Geruch abgeblieben, der neben Galle die Umgebung erfüllt und meine Nerven beruhigt hatte? Es dauerte bis ich ihn wieder wahrnahm, immernoch beruhigend in der Wirkung, aber irgendwie anders.

"Ist alles in Ordnung? Hast du das Gefühl, dass dein Geruchssinn beeinträchtigt ist? Ich könnte dich heilen. Nur so viel, dass du dich besser fühlst, mein ich." Schob ich schnell hinterher, um sie - nein - ihn! nicht zu verärgern.

Hä? Nein, mein Geruchssinn war völlig in Ordnung, denke ich jedenfalls. Nur nahm ich als Typ die Welt doch immer etwas anders wahr. Ich grummelte ein undeutliches "Nein" und hätte gern noch so etwas wie 'nicht mal in deinen Träumen' zugefügt, aber das war unnötiger Kraftaufwand.

Ich machte mir Sorgen um Alex. Ich kannte ihn jetzt beinahe drei Monate. Genug um zu wissen, dass er oft eine Fassade aufrecht hielt, um seine wahren Gefühle zu verbergen. Deshalb war ich mir nicht sicher, ob dieses 'Nein' auch wirklich der Wahrheit entsprach. Aber ich nahm es erst einmal hin. 
Gerade hatten wir die Passagen verlassen und traten auf den Flur, als Alex Gewicht mich zur Seite zog. "Oh je, wird es wieder schlimmer?" Ich ging neben ihm in die Hocke.

Stolpernd waren wir noch ein ganzes Stück gekommen, bevor meine Beine wieder Aufgaben.
Ob es schlimmer wurde? Jedenfalls nicht besser.

"So kommen wir nicht weiter!"
Alex' Arm ließ ich auf meiner Schulter und griff mit der einen Hand unter seinen Rücken und die andere nahmen die Knie. Mit einem "Hop." nahm ich meinen Kumpel hoch. Ich staunte innerlich darüber, dass Alex' Gewicht sich nicht groß von dem seiner weiblichen Form zu unterscheiden schien. Oder lag es an der Einherjikraft? Vielleicht konnte ich das einfach nicht mehr richtig einschätzen. Zu meinen Lebzeiten hätte ich jedenfalls niemanden so leicht hochgehoben.

Es begann mit einem Eis Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt