Kapitel 6 : Was das Leben mit der Liebe anstellt

12 1 0
                                    


Als Oliver und ich zu Hause eintrafen, hatte ich meine Gedanken soweit beiseite geschoben, dass ich die Zeit mit ihm wieder wie immer genießen konnte, aber irgendwie war er anders.
Noch immer konnten wir lachen wir vorher, wir erzählten noch immer genauso viele Geschichten die uns passiert waren, als wir uns nicht gesehen hatten, wir nahmen uns noch immer in den Arm und küssten uns, aber mehr auch nicht.

Nicht das ich unbedingt Sex brauchte, aber für gewöhnlich war er es der immer auf mich zukam und ich sagen musste, nein heute nicht. Heute blockte er jegliche Versuche ab, sodass ich keine wirkliche Chance hatte, ihm nahe zu kommen.

''Ich steh morgen früh auf und komme dann morgen Nachmittag wieder, okay?'' Warm sah er mich an. Nur in eine Boxershorts gekleidet und mit einem T-Shirt. Seinen Kopf stützte er auf seiner Hand ab und betrachtete mich lächelnd.
''Wehe du bist morgen nicht da!'', seufzte ich und rutschte näher an ihn heran. Er nahm mich in den Arm und ich bekam einen Kuss auf den Kopf. Mit meiner Hand begann ich über seinen Arm zu streifen.
Ich hatte das Gefühl, ich war ihm so nahe wie sonst niemandem, aber dennoch weit weg.
''Sag mal, Schatz?''
''Ja?''
''Hast du eigentlich noch ein anderes Mädchen gern?'', frage ich resigniert. Irgendwie eine rhetorische Frage, aber nur in meinem Kopf. Nie hatte ich sie ausgesprochen, weil ich wusste, wie die Antwort lautete. Entrüstet stützte er sich wieder auf und als ich mich zu ihm drehte, schaute er mich fragend an.
''Was soll die Frage?'' Trüb schaute ich auf meine Finger.
''Ich habe einfach Angst dich zu verlieren..'', murmelte ich leise in mich hinein, aber er hatte es dennoch verstanden.
''Wer hat es dir gesagt?'', fragte Oliver und seine Stimme klang zerbrechlich. Sofort schnellte mein Kopf nach oben.
''Wer hat mir was gesagt?'' Oliver seufzte ergeben.
''Na, jetzt ist es eh zu spät..komm mal her'' er streckte die Arme nach mir aus, aber ich setzte mich auf und sehe ihn nur unwissend an. Was hatte er getan?
''Na schön'', flüsterte er. ''Es war eine einmalige Sache Schatz..ehrlich...''
''Was war eine einmalige Sache?'' Auch wenn ich genau wusste was kommen würde, konnte ich mich nicht so gut darauf vorbereiten und schon flossen die ersten großen Tränen meine Wange hinunter.
''Nicht weinen!'', sagte er gequält und als er mich in den Arm nehmen wollte, schob ich ihn nach hinten.
''Was war eine einmalige Sache?'', wiederholte ich schniefend.
''Ich habe mit einem anderen Mädchen geschlafen..'', murmelte er so leise, dass ich ihn kaum verstehen konnte. Aber es hatte gereicht, dass ich nun wieder in mich zusammen sank und begann zu weinen.

Jemand anderes war meinem Jungen näher gewesen, als ich es gerade durfte. Hatte er mich durch sie ersetzt? Warum durfte ich ihm nun nicht mehr nahe sein?

Ich fühlte mich betrogen und wie ein einfaches Statussymbol ohne Liebe. Ich war da, aber es interessierte dann doch keinen.
Und nun?
Dieser wundervolle Junge, dem mein Herz gehörte, saß einfach nur vor mir und schaute mich traurig an.
Immer, wenn ich auch nur einen Jungen erwähnt hatte, flippte er aus und nun brachte er so etwas und saß einfach nur still da und tat nichts.

Jetzt hätte er mich in den Arm nehmen können.
Jetzt hätte er sich entschuldigen können.
Jetzt hätte er sagen können, 'aber du bist die Einzige für mich'.
Und jetzt hätte er sagen können, ich liebe dich.

''Wieso bist du mir auf ein Mal so fremd geworden? Liebst du mich nicht mehr?'', schluchzte ich. Der Schmerz schnürte meine Kehle zu und jedes einzelne Wort war ein Kampf gewesen.
''Doch natürlich liebe ich dich noch!'', sagte er entsetzt.
''Unsere Beziehung ist vorbei...bis du mich wieder brauchst..'', murmelte ich und verließ das Zimmer.

Rainy DayWo Geschichten leben. Entdecke jetzt