Kapitel 5: Zwischen den Stühlen

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Ich hatte ein ernstes Gespräch mit meinem Direktor geführt. Wobei er mehr oder weniger ununterbrochen am reden war und mich durch seine runde Brille immer wieder eindringlich ansah. Er erklärte mir, dass ich nicht einfach wie ich Lust und Laune hätte, die Schule verlassen konnte, ohne mich beim Lehrer abzumelden. Wo würden wir denn hinkommen, wenn jeder das machen würde was er wolle? - Das übliche Gerede halt.

Ich kam also mit einer mündlichen Verwarnung davon und konnte dann den Heimweg antreten. Zu meiner Überraschen war Lahote nicht mehr da.

Ich zuckte mit den Schultern, als mich unser Direktor fragend ansah, als auch er das Fehlen des Schülers bemerkte.

''Eben war er noch da gewesen Mr Wington. Aber ich muss jetzt auch los! Schönen Tag ihnen noch!'', sagte ich höflich und verließ das bereits leere Schulgebäude.

Auf dem Parkplatz wurden meine Augen immer größer, als ich Oliver sah, wie er lässig an seinem Wagen lehnte und mich anstrahlte.

Als ich ihn zu 100% erkannt hatte, fing ich an auf ihn zu zurennen. Ich hatte ihn schon seit Tagen nicht mehr gesehen. Er war einen halben Kopf größer als ich, hatte längere schwarze Haare, die verwuschelt perfekt auf seinem Kopf lagen und roch nach dem Parfum, welches er von mir zu Weihnachten bekommen hatte.

''Na Sonnenschein!'', lächelte er, während er mich liebevoll küsste.
''Was machst du hier?'', frage ich als ich mich von ihm löste und nach seinen Händen griff, die meine fest und sicher umschlossen.
''Ich habe mir einen Tag an der Uni frei genommen, damit ich meine kleine Prinzessin nochmal besuchen kann!'' Eine Hand löste sich von meiner und streichelte liebevoll über meine Wange.


Kurz darauf saßen wir im Auto und waren auf dem Weg zu mir nach Hause. Es hatte begonnen zu regnen und ich schaute einfach nur stumm nach draußen.
Ich bemerke zwar, dass Oliver immer wieder zu mir rüber schaute, aber ich konnte gegen meine Gedanken, die einfach überhand gewannen, nichts machen.

Ich hatte Paul wieder gesehen und das hatte mich aus der Bahn geworfen. Ich konnte in diesem Moment die Welt nicht mehr verstehen.
Was war das für ein Gefühl in meinem Bauch, als er plötzlich vor mir stand und mich so traurig angesehen hat? Es hat sich so gut, aber auch schmerzlich angefühlt.
Wieso tat ich sowas?
Ich liebte Oliver! Und Oliver liebte mich!
Die Gefühle zu Lahote waren schon lange alt und erfroren.

Unsicher begann ich mit meine blonden Haarspitzen zu spielen und biss mir, wie vor dem Büro meines Direktors, auf die Unterlippe.

Ich musste wieder an den Körper von Paul denken, wie er mich in seinen Bann zog und es noch immer tut. Diese Bilder, die in meinem Kopf herumgeisterten, lösten das Verlangen nach Paul aus!
Das war falsch!
Das durfte nicht sein!
Ich war total Ratlos und wusste nicht wie ich reagieren soll! Diese Gefühle die ich plötzlich für Paul hegte, waren mir komplett neu!

Ich wollte doch Oliver nicht verlieren, ihn liebte ich!
Aber Paul war tief in mir drin... die erste Liebe vergisst man nicht. Konnte er nicht einfach überfahren werden, oder Ähnliches? Dann hätte ich dieses Problem nicht!

Ach, was machte ich mir eigentlich für Gedanken? Wahrscheinlich konnte Paul mich nicht mal leiden, also warum der Stress?

Ich sah zu Oliver, der mich besorgt begutachtete.
''Was ist los Annie?'', wollte er wissen. Wieso stellten alle die gleiche Frage? Aaisha und Becci, meine Mum, der Direktor und Oliver!
''Es geht mir gut'', lächelte ich. ''Ich bin nur in Gedanken bei der Englischklausur nächste Woche'' Olivers braune Augen funkelten.
''Du schaffst das..du schaffst alles!'' Mit seiner Hand griff er nach meiner Hand, die auf meinem Schoß lag.
''Mit dir zusammen schaffe ich alles!'', lächelte und spürte zur selben Zeit, das es falsch gewesen war das zu sagen.

Es war, wie als säße ich zwischen den zwei Stühlen von Paul und Oliver! Ich wollte einfach weg!

Rainy DayWo Geschichten leben. Entdecke jetzt