Rainy Day

Kapitel 7 : Oliver

In der Nacht war Oliver zu mir gekommen und hatte mich feste im Arm hin und her gewogen. Er hatte mit mir geweint und sich entschuldigt. Er wollte mich nicht verlieren, und beteuerte, dass er die ganze Zeit ein schlechtes Gewissen gehabt hatte und deswegen auf sämtliche Nähe verzichtet hatte. Er wollte nicht, dass ich mir benutzt vorkam.

Oliver wollte nur das beste und hatte sich entsetzliche Sorgen gemacht.

Vielleicht war es ein Fehler, aber ich konnte nicht ohne ihn leben. In eine Beziehung gehört vertrauen und verzeihen.



Es war nun schon kurz nach 17 Uhr und Oliver war immer noch nicht da. Mehrere Male hatte ich ihn bereits versucht anzurufen, aber er ging einfach nicht an sein Handy. Es war ausgeschaltet. Er konnte unmöglich noch in der Uni sein.

''Mutter?'', rief ich ins Wohnzimmer, mein Blick weiterhin starr auf die Straße gerichtet.
''Ja Annie?''
''Als ich heute in der Schule war, hat sich Olli gemeldet?''
''Nein Schatz...wollte er heute wieder kommen?'', fragte meine Mutter, während sie zu mir in die Küche kam. Ich nickte und brummte bestätigend. Natürlich hatte meine Mutter mitbekommen, dass wir uns gestritten hatten, wusste aber nicht weswegen. Deshalb konnte sie meine Sorge nicht teilen, da sie dachte es sei ein typischer kleiner, kindischer Streit gewesen. Aber das war es nicht! Es war mehr und es war größer gewesen!
''Vielleicht braucht er heute nach dem Streit etwas Ruhe für sich'', versuchte meine Mutter mich zu beruhigen, da ihr nicht entging, dass ich immer nervöser wurde. Ich hatte auch kein gutes Gefühl in der Magengegend, da Oliver immer absagte wenn er nicht konnte, oder sich meldete, wenn er sich verspäten würde.
''Mama, du weißt selber das Oliver einen nicht sitzen lässt. So sauer er auch sein mag, so was macht er nicht! Und er wollte heute früh gar nicht weg, also warum dann plötzlich zu Hause bleiben wollen?'' Nachdenklich kratzte meine Mutter sich an der Schläfe.
''Er meldet sich schon noch'', sagte sie dann und verschwand aus der Küche. Mich zog nichts von dem Fenster weg. Ich würde genau dort sitzen bleiben, bis er da war. Am Küchentisch, auf dem alten Holzstuhl mit meinem Kamillentee in der Hand.


Huhu Schatz!
Wo bleibst du? Mache mir langsam Sorgen
-Annie
War die erste SMS von ein dutzend die ich verschickte.

Schatz?
Du wolltest um kurz nach vier hier sein!
Ich mache mir Sorgen, bitte melde dich!

Hallo? Oliver?
Wo treibst du dich herum?
Gehst du mir aus dem Weg, oder ist was passiert?

Nie kam eine Antwort, ein Anruf oder ein Auto, welches in der Einfahrt von unserem kleinen Häuschen stehen blieb.

In diesem Moment verspürte ich eine Sehnsucht nach ihm, wie als würde ich wissen, dass ich ihn nicht mehr wieder sehen würde. Ich wollte ihn sofort in den Arm nehmen, küssen und nicht mehr hergeben, aber er war einfach noch nicht da.

Wieso meldete er sich nicht bei mir? Ich wollte ihn nicht verlieren! Er sollte mein Junge sein!
So schnell ich konnte, räumte ich den Gedanken bei Seite, dass er bei einem anderen Mädchen war. Vielleicht hatte er sich zu Hause auch einfach nur hingelegt und schlief tief und fest. Das konnte doch auch sein, oder nicht?

So musste es sein. Oliver würde mich niemals so im Stich lassen.
Der Tag in der Uni war bestimmt anstrengend und so hatte er sich hingelegt und die Zeit vergessen. So etwas ist jedem schon passiert!

Nun hatte ich mich mit dem Gedanke angefreundet und wusste, dass es dann auch keinen Sinn mehr hatte, bis tief in die Nacht am Fenster zu sitzen.

Meine Mutter war schon seit Stunden am schlafen und mit einem komischen Gefühl im Magen, legte ich mich gemütlich in mein Bett und das weit nach 0 Uhr.

Das das Bett noch immer nach ihm roch, war einer der Gründe, weswegen ich weinend einschlief. Die anderen waren die Gedanken, die sich dennoch immer wieder in meinen Kopf pflanzten, ohne das ich mich dagegen wehren konnte.