Kapitel 02 „Das Kennenlernen"

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Pov. Namjoon

Nervös sah er mich an, schweifte mit seinem Blick gen Boden und stotterte: „Ich,… ich kann das erklären. Es war so...” doch schnitt ich ihm das Wort mit einer flüchtigen Handbewegung ab und sagte trocken: „Es geht mich nichts an, was hinter Ihrer Intension stand, meinen Geldbeutel unbedingt klauen zu wollen. Ich habe ihn zurück und das reicht mir aus.”

Als ich hinter mir die Tür schloss, ließ ich einen verdutzten Herrn Kim zurück und lehnte mich erleichtert gegen das Holz.

Ich hatte endlich meine Wertsachen zurück und das sogar vollständig.

„Geht es Ihnen gut, Dr. Kim?” fragte mich eine Krankenschwester und sah mir prüfend ins Gesicht. „Sie wissen, dass Sie krank nicht zur Arbeit kommen sollen, oder?” hakte sie besorgt nach.

Ich nahm Augenkontakt mit ihr auf und sagte lächelnd: „Alles gut. Sie müssen sich keine Sorgen machen Fr. Anderson. Dafür kennen Sie mich doch schon viel zu lange.” und klopfte ihr als Bestätigung dafür, dass es mir wirklich gut ging, auf die Schulter, bevor ich mich an die Patienten-Visite machte.

„Ah endlich Feierabend.” stieß ich zwei Stunden später zufrieden in die kalte abendliche Luft hinaus und zog meine Jacke noch etwas enger an meinen Körper.

Doch schien ich mich zu früh darüber gefreut zu haben, denn mein Handy vibrierte in meiner Hosentasche voller Elan vor sich hin.

Ich fuhr mir kurz über meinen Nasenrücken und richtete somit meine Brille, bevor ich den Anruf entgegennahm.

„Kim.” meldete ich mich und wartete stumm ab, mit der Hoffnung, dass es nichts allzu Ernstes war.

„Entschuldigen Sie, dass ich Ihren Feierabend störe, aber Ihr neuer Patient, Herr Kim Seokjin, wütet in seinem Zimmer und wir bekommen ihn nicht unter Kontrolle. Es hat zwar nichts mit Ihrer Tätigkeit als Arzt zu tun, allerdings möchte er nur mit Ihnen reden und mit niemand anderem.” eine kurze Pause ihrerseits machte sich breit, doch merkte ich, dass sie noch etwas dahinter setzen wollte, was sie auch tat.

„Sind Sie denn noch in der Nähe des Krankenhauses?” Stille.

Ich atmete tief ein und aus, bevor ich die Frage bejahte und auflegte.

Auf meinem Absatz machte ich kehrt und betrat das riesige Gebäude erneut.

Vor der Tür von Herrn Kim hielt ich an, sammelte mich innerlich und legte meine Hand auf das kalte Metall der Klinke.

Bei dieser Szene, die sich mir darbot, musste ich fast schmunzeln. Aber nur fast.

Vollkommenes Chaos stach mir ins Auge und zwei verzweifelte Angestellte, die krampfhaft versuchten, Jin unter Kontrolle zu bekommen.

Nach außen hin gelassen, stellte ich meine Tasche neben der Tür ab und hängte meine Jacke über einen der zwei Besucherstühle, bevor ich mich dem Geschehen zuwandte.

„Herr Park, bitte bringen Sie mir eine Infusionslösung, die Diazepam enthält, fürs Erste eine niedrige Dosis.” ordnete ich ihm an und schickte ihn hinaus, gefolgt von seiner Kollegin.

„Also Herr Kim, Sie wollten mit mir sprechen und konnten nicht bis morgen früh damit warten?” fragte ich ihn prüfend und setzte mich auf den freien Stuhl neben seinem Bett.

„Ich,… ich will hier raus.” gestand er mir kleinlaut und knetete seine Hände nervös in seinem Schoß.

„Und wieso möchten Sie aus dem Krankenhaus hinaus? Sie sind schließlich hier, damit wir Ihnen helfen können.” gab ich etwas verständnislos zurück und überschlug meine Beine kreuzweise.

Seine Augen huschten zu mir hinüber und erfassten meine, während wir uns stumm ansahen. Dabei bemerkte ich den leeren und mitgenommen Ausdruck in seinem Gesicht, was meine Züge prompt weicher werden ließ.

Er hatte wirklich Angst, nur wieso?

Pov. Seokjin

„Sagen Sie mir, was los ist und ich versuche so gut wie möglich Ihnen zu helfen.” entgegnete mir Dr. Kim mit einer weichen, aufrichtigen Stimme und sah mich aufmunternd an.

Ein leichtes Schmunzeln huschte über meine Lippen, was ihn zu erfreuen schien.

Ich atmete tief ein und aus und sagte: „Können Sie mich dann bitte duzen?” und senkte beschämt auf diese dumme Frage hin meinen Kopf gen Bettdecke.

„Natürlich kann ich das.” sagte er freundlich “Du kannst mich dann auch gerne duzen. Mein Name lautet Namjoon und deiner?” fragte er mich heiter und überrascht wandte ich mein Gesicht zu ihm.

„Sie,…" ich schüttelte vorsichtig meinen Kopf und verbesserte mich: „Ich meine Du. Weißt ihn doch eh schon. Aber gut, ich heiße Seokjin. Sehr erfreut.” entgegnete ich verlegen und streckte ihm meine Hand entgegen.

Er ergriff sie und schüttelte sie sachte, doch verstand ich nicht, wieso ich ihn duzen durfte. Normalerweise siezte man Ärzte doch immer.

Es klopfte an der Tür und der Krankenpfleger namens Park trat ein und überreichte Namjoon eine Ampulle mit einem Schlauch daran.

Er nahm sie entgegen und schickte ihn dankend wieder hinaus, bevor er zu mir herüberkam und an einem der Geräte herumhantierte.

Neugierig beobachtete ich ihn und fragte schlussendlich: „Was genau machst du da und was ist das?” er sah mich kurz an und erwiderte in ruhiger Tonlage: „Ich schließe gerade eine Infusion an den Infusomat. Das ist dieser, nennen wir es mal, Kasten mit Knöpfen.” bei seiner Erklärung lachte ich kurz belustigt auf, widmete mich danach allerdings schnell wieder seinen Worten und verzog eine ernste Miene.

„In der Flasche selbst ist ein niedrig dosiertes Beruhigungsmittel gegen deine vorherige Unruhe und innerliche Panikattacke. Der Infusomat ist lediglich dazu da, um zu überwachen, wie schnell die Infusion in deine Blutbahn hineinläuft und piepst, sobald sie fertig ist und abgemacht werden kann.” zufrieden mit seiner Ausführung von dem was er tat, drehte er sich zu mir um.

„Allerdings würde ich gerne von dir erfahren, wieso ich kommen sollte. Heute Morgen hast du mich schließlich noch beklaut und mit mir diskutiert...” fragte er mich nun prüfend.

Scheu sah ich ihn an und überlegte, wieso ich ihn eigentlich unbedingt sprechen wollte und sonst niemanden an mich herangelassen hatte, doch fiel mir keine plausible Erklärung ein.

So zuckte ich lediglich ratlos mit den Achseln: „Um ehrlich zu sein. Ich weiß es nicht. Ich wollte einfach mit niemand anderem reden. Vielleicht weil die alle n bisschen komisch sind.” gab ich mit einem verunsicherten Lachen von mir und strich nervös über meine Decke.

„Hm. Dann kann ich ja jetzt wohl gehen.”

“Nein. Warte!” rief ich ihm hinter her, als er gerade die Tür öffnen wollte, um zu verschwinden.

„Kannst du vielleicht meinen Zwillingen Bescheid geben, dass ich hier im Krankenhaus liege? Sie machen sich bestimmt schon Sorgen.” fragte ich ihn kleinlaut und erhielt ein Brummeln als Antwort.

„Gibt es niemanden, der es ihnen sonst sagen könnte?” entgegnete er und drehte sich sichtlich verwirrt zu mir um.

„Naja. Es gab mal jemanden.” fing ich an und bemerkte, wie mir die Worte davon rannen.

Hilflos starrte ich ihn an, wieso musste er nur darauf zu sprechen kommen.

„Ihre Mutter... sie hat uns verlassen, als die zwei zur Welt kamen und... sich nie wieder gemeldet. Eigentlich nichts Tragisches doch...” weiter kam ich nicht, da Namjoon mich unterbrach: „Werte deine Leistung nicht selbst ab, denn du verdienst dafür Anerkennung und meine hast du.“ Sagte er mir mit aufrichtiger Miene: „Also werde ich deine Zwillinge gerne Kontaktieren.” Entgegnete er mit einem fürsorglichen Lächeln auf den Lippen.

Bevor er allerdings gehen konnte, gab ich ihm meine Festnetznummer und Adresse.

Sobald er verschwunden war, strahlte ich innerlich vor Freude und war erleichtert darüber, dass er mein Arzt war und dazu so viel Verständnis meiner Situation gegenüber zeigte. Auch wenn das am Anfang nicht der Fall gewesen war.

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