Kapitel 3 „Die Zwillinge"

147 18 0
                                    

Pov. Namjoon

Kopfschüttelnd verließ ich das Krankenhaus, nachdem ich unfreiwillig weitere zwei Stunden geblieben war, doch bereuen tat ich es nicht.

Er brauchte meine Hilfe und ich gab sie ihm, erntete dadurch zu meiner Zufriedenheit sogar Freundlichkeit seinerseits.

Ich fuhr mir kurz durch mein Haar, zog meine Jacke zurecht, sobald ich mit der kühlen Luft in Berührung kam und griff nach meinem Handy.

Bevor ich gegangen war, hatte mir Jin seine Nummer und Anschrift gegeben für den Fall, dass die Zwillinge nicht abnahmen. Es rührte mich, dass er mir vertraute und das schon nach einem Tag, der nicht sehr prächtig angefangen hatte. Bei meinem Gedankengang musste ich unweigerlich grinsen und schüttelte belustigt meinen Kopf darüber.

Nach kurzem Zögern tippte ich seine Festnetznummer ein und ließ es tuten, bis jemand den Hörer abnahm.

„Hallo?” fragte ein Mädchen in hoher, verunsicherter Tonlage hinein und tuschelte etwas zu einer weiteren Person.

Danach trat Stille ein und ich dachte schon, die zwei hätten vergessen, dass sie jemand angerufen hatte, doch erklang kurz danach eine Stimme, die ich einem Jungen zuordnete.

„Wer sind sie?” kam es bohrend von ihm „Wir reden mit niemand Fremden!” teilte er mir unverblümt mit.

Ich schmunzelte kurz bei seiner Aussage, da sie so schön das Gegenteil von seinen Worten war.

„Alles gut ihr zwei. Ich bin Dr. Kim und soll euch von eurem Vater ausrichten, dass er im Krankenhaus liegt und...” weiter kam ich nicht, das Mädchen unterbrach mich mit einem panischen Aufquieken.

„Was? Appa ist im Krankenhaus? Aber wir..”

„Ai Julyn. Du darfst doch niemandem trauen!” flüsterte er ihr zu, doch hörte ich alles und sagte beschwichtigend:

„Wenn ihr zwei mir erst glaubt, wenn ihr seine Stimme hört, gehe ich für euch heute noch ein drittes Mal in Folge in das Krankenhaus hinein, damit ihr mit ihm sprechen könnt. Was sagt ihr dazu?” fragte ich sie aufmunternd und machte mal wieder auf dem Absatz kehrt.

Sie stimmten mir aufgeregt zu und so begab ich mich, hundemüde, ein weiteres Mal zu Jin. Der Abend war so oder so gelaufen.

Ohne anzuklopfen betrat ich sein Zimmer mit meinem Handy in der Hand, aus dessen Lautsprecher das Getuschel der Zwillinge gut rauszuhören war.

„Jin. Deine Kinder wollen dich sprechen. Mir glauben sie nicht.” sagte ich erschöpft, mit halb geschlossenen Lidern zu ihm, bevor ich mein Handy in seine ausgestreckte Hand drückte.

Gähnend setzte ich mich auf den Stuhl gegenüber von Jin und lauschte noch eine Weile dem angeregten Gespräch der drei, bis mir vor Müdigkeit die Augen zufielen.

„Namjoon.”

„HEY. NAMJOOOOOOOOOOOON!” hörte ich jemanden meinen Namen schreien und schreckte perplex aus meiner Traumwelt auf.

„Ah auch mal wach.” neckte er mich mit einem hellen Lachen, das einem quietschenden Scheibenwischer ähnelte und setzte hinten dran: „Falls du fragen möchtest, wie lange du geschlafen hast, lass mich dich beruhigen. Es waren glaube ich nur circa vier Stunden oder so. Du sahst so fertig aus, da wollte ich dich ungern wecken.” entgegnete er mir und entgeistert sah ich ihn an. Dabei schoss mir ein Fakt durch den Kopf: Mein Genick schmerzte.

„Was?” hauchte ich Jin entgegen und stand hastig auf, doch setzte ich mich sogleich wieder und legte mein Gesicht in meine Hände.

„Wenn es dir nichts ausmacht, bleibe ich die restlichen Stunden, bevor meine Frühschicht beginnt, noch hier. Es rentiert sich für mich nicht, zu gehen.” nuschelte ich ihm meine Worte entgegen und blickte auf.

Er lächelte mich liebevoll an und nickte, als Zeichen, dass er einverstanden war.

„Aber Namjoon, in Arztserien habt ihr doch immer extra Räume in denen man schlafen kann. Habt ihr so etwas nicht?” fragte er mich dennoch etwas verwirrt.

„Oh stimmt.” entgegnete ich ihm peinlich berührt, das hatte ich vollkommen vergessen. Es war ja auch schon spät und ich vollkommen gerädert.

„Dann begebe ich mich mal in eine dieser ‘Arztserien Räume’. Gute Nacht.” sagte ich witzelnd, als wäre nichts gewesen und verließ das Zimmer.

„Ah Dr. Kim! Hier sind sie abgeblieben.” vernahm ich die vertraute Stimme von Hoseok, einem der Krankenpfleger meiner Station und rieb mir verschlafen über die Augen.

„Wie viel Uhr haben wir?” fragte ich ihn gähnend und setzte mich in dem Bett auf.

„Kurz nach sechs. Ihre Schicht hat bereits vor 15 Minuten begonnen.” sagte er etwas verloren zu mir.

Ich blickte ihn einige Sekunden lang an, bis mein Gehirn seine Worte verarbeitet hatte und ich stürmisch von der Matratze aufstehen wollte.

Doch verfolgte mich an dem Morgen mein Pech.

Völlig unerwartet verhedderte ich mich in der Bettdecke und fiel rücklinks mit dem Gesicht voran, aus dem Bett.

„Ah, Scheibenkleister.” fluchte ich und rappelte mich mühsam vom Boden auf.

Hoseok half mir dabei tatkräftig und fragte: „Geht es Ihnen gut?”

„Ja, danke der Nachfrage, aber ich muss mich fertig machen.” wimmelte ich ihn freundlich ab und verschwand angeschlagen in den Umkleideraum.

Just a wallet   {Namjin}Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt