<~2~> Cara

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Ich sah hinauf, zum gewaltigen Anwesen, zu den weißen, marmorartigen Außenwänden und schwarz getönten Fensterscheiben.

"Hier wären wir, Miss Edison." Sagte der Butler deutlich.
Er hatte mich abgeholt.
Abgeholt aus dem Heim, in dem ich vorübergehend gelebt habe.
Dies sollte mein neues Zuhause sein.
Dieses Anwesen.
Das Anwesen der Familie Le-Clair.

Ein Himmel auf Erden.
So schien es mir zuerst. Doch je mehr Stunden ich hier verbringe, beginne ich den Horror zu verstehen und akzeptieren, der mir entgegen schlägt.
Ich konnte nicht erahnen, was hier geschehen würde.

Der Butler öffnete mir die Tür zum Anwesen und schob mich sachte herein.
Der Flur war verziert von schwarzem Gestein, so glatt poliert, dass ich mir hätte einbilden können, mit meinen Rädern auf ihm rutschen zu können.

Das Erste was mir sofort in das Auge stach, war die Decke, die in einem minzgrün, was dem Minzeis der lokalen Eisdiele konkurrenz machen konnte, gestrichen war.
An dieser aufälligen Decke hing ein filigraner Kronleuchter mit edlen und teuer erscheinenden Verzierungen. Insgesamt wirkte der Kronleuchter beinahe kristallin.
Die anderen Wände waren im Gegensatz zur auffälligen Decke trist und öde, in rabenschwarz und alpinaweiß gehalten. Gelegentlich kamen auch eisenähnliche Farbtöne zum Vorschein.

Alles war mit prächtigen Gemälden verziert und bestückt. Bunte Blumen waren überall in dem Raum verteilt. Und nicht nur im Raum. Das ganze Anwesen duftete nach ihnen.

Mein Blick schweifte zur Tafel ab, die mit Kerzen ausgestattet war, die einen leichten Hauch von Lavendel verströmen, was perfekt zu den anderen Gerüchen passte und untermalte.
Jeder Stuhl an dieser Tafel war passend und einzigartig gestaltet. Insgesamt hatte die Tafel für zwölf Stühle platz, wobei die fünf an jeder langen Seite standen und jeweils einer an den kurzen Enden. Doch standen nur Elf an seinem Platz.
Der leere Platz war also für mich gedacht.

Insgesamt würde ich den Raum zwanzig Meter breit und vier Meter hoch schätzen. Doch ich könnte wetten, dass er noch breiter ist.

Der Butler schob mich nun in den Flur und ich blickte zu der massiven schwarzen Tür, die einer normalen Eingangstür glich. Anscheinend hatte mich der Butler über eine heheime Tür in das Anwesen gebracht.

Doch es blieb keine Zeit weiter zu spekulieren, als ich klackende, hallende Schritte vernahm.
Sie kamen von der Treppe aus Marmor, die hinaufführte.
Als ich hinauf sah, erblickte ich eine schwarzhaarige Schönheit in einem seidenartigen schwarzem Kleid.
Was mich allerdings an diesem Anblick verstörte, waren die grau-grünen Augen die mich voller Missgunst anstarrten.

SchuldWo Geschichten leben. Entdecke jetzt