10 p.m.

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Zwei leere Teller und vier leere Gläser später hielt Harry sich den Bauch vor Lachen, nachdem Louis ihm gerade die Geschichte erzählt hatte, wie er einer seiner Schwestern mal die Haare flechten musste und sie dabei so verknotet, dass nur noch die Schere half, um sie auseinander zu bekommen.
Sie hatten sich Zeit gelassen beim Essen und als beide feststellten, dass der Wein schmeckte, wurde das Glas ziemlich schnell nach gefüllt. Louis fing irgendwann an von seiner Familie zu erzählen und wie es war mit fünf jüngeren Schwestern auf zuwachsen und Harry hörte gespannt zu, weil es so anders war, als in seiner Kindheit. Die Erlebnisse klangen alle so voller Freude und Abenteuer, da konnte er auf keinen Fall mit halten und so hörte er einfach nur gespannt zu. Seine Lieblingsgeschichte war die, als Louis Daisy und Phoebe erzählte, dass es den Weihnachtsmann gar nicht geben würde. Die Zwillinge waren gerade Mal fünf Jahre alt und weiten so heftig, dass Louis ein schlechtes Gewissen bekam und sich dann an Weihnachten als Weihnachtsmann verkleidete und den beiden wohl das schönste Fest ihrer Kindheit bescherte.
„Mittlerweile kann ich aber flechten! Trotzdem hat Lottie erst vorgestern die Bürste nach mir geworfen, als ich es anbot. Das Trauma wird sie wahrscheinlich nie wieder los." Louis grinste ihn breit an.
„Ah, du wohnst noch Zuhause?" Harry bereute seine Frage direkt, denn das Grinsen von seinem Gegenüber schwand leicht, als er mit einem Nicken antwortete. „Würde ich wahrscheinlich auch noch tun, wenn meine Mum hier in der Stadt wohnen würde." Obwohl er versuchte es so locker wie möglich klingen zu lassen, schien die Stimmung plötzlich gekippt. Er verurteilte wirklich niemanden dafür wo und wie eine Person lebte, besonders nicht Louis, weil er noch mit seiner Familie zusammen wohnte. Es war auch sein ernst, als er sagte, dass er es selber wohl noch tun würde, aber anscheinend hatte er damit irgendeinen wunden Punkt getroffen.
Harry konnte dabei zusehen, wie das Grinsen auf den Lippen des Braunhaarigen immer kleiner wurde. 

„Kein Wunder, dass du dann lieber in der dunklen und kalten Bibliothek lernen willst, anstatt Zuhause bei dem ganzen Trubel, der da herrscht." Versuchte es Harry mit einem heiteren Ton und einem breiten Lächeln, doch Louis ging nicht wirklich drauf ein.

„Ja, so in der Art." Er zuckte nur mit seinen Schultern. „Deswegen sollten wir jetzt auch besser weiter machen."
Perplex sah Harry ihn an, ging in seinem Kopf noch mal die genauen Worte durch, die er eben ausgesprochenen hatte, doch keins wirkte auf ihn so schwer, dass es die ganze Stimmung runterziehen könnte. Etwas unbeholfen wegen der plötzlichen Situation stimme er ihm also einfach zu und stand dann auf, um das Geschirr in die Küche zu bringen. Louis folgte ihm, obwohl Harry ihm sagte, dass er ihm dabei nicht helfen bräuchte.
Der Alkohol entfaltete auf jeden Fall seine Wirkung als der Lockenkopf aufrecht stand und sich bewegte und somit der Körper das Blut schneller durch seinen Kreislauf schickte. Machten zwei Gläser Wein wirklich was aus oder lag es eher daran, dass Harry so selten trank? Auf dem kurzen Weg in die Küche, musste er sich auf jeden Fall konzentrieren, um nicht gegen den Türrahmen zulaufen.
Stumm ließ er Wasser in das Spülbecken laufen, während Louis neben ihm das Geschirrhandtuch in die Hand nahm. Konzentriert nahm Harry den ersten Teller und den Schwamm und fing an ihn zu schrubben. Jedes Mal, wenn einer von beiden seinen Arm bewegte, berührten sie sich und obwohl eine dicke Schicht Stoff von beiden Seiten zwischen ihrer Haut lag, fiel es Harry plötzlich unheimlich schwer sich auf das Abspülen zu fokussieren. Als sie zum Kochen zusammen in der Küche standen, hatten sie sich nicht berührt, aber jetzt, wo sie zum Abwaschen hier waren... Was war plötzlich so aufregend daran, dass er den Arm eines anderen Mannes berührte?
Frustriert über seine plötzlichen Gedanken atmete Harry laut aus und wollte irgendwie versuchen, etwas Abstand zwischen ihm und Louis zu bringen. Doch der Alkohol in seinem Körper machte es ihm nicht einfach koordinierte, kleine Bewegungen zu machen. Zu mindestens scheiterte er daran, einen Schritt zur Seite zu tun, denn irgendwie berührten sie sich immer noch. Hatte Harry überhaupt seine Beine bewegt?
Leicht sah er zur Seite, doch Louis sah direkt auf den Teller, welchen er gerade abtrocknete und schien überhaupt kein Problem damit zu haben und dann begriff es auch der Lockenkopf. Es war nämlich auch kein Problem, dass sich ihre Pullover trafen, weil das nun mal so ist, wenn man zusammen in einer kleinen Küche das Geschirr abspült.
Gekonnt schob er diesen komischen Gedankenmoment auf den Alkohol.
***

A.M. • Larry StylinsonWo Geschichten leben. Entdecke jetzt