"Hallo Großvater.", sagte ich mit einer viel zu leisen Stimme. "Arya! Schön dich zu sehen!", er sah mich an, stand auf, ging um seinen Schreibtisch herum und umarmte mich. "Wie geht es dir? Wie war die Fahrt?"
Großvater hatte sich seit der Beerdigung garnicht verändert. Der Bart war immernoch der gleiche, seine Haare waren genauso kurz und auch seine Art sich zu kleiden (kariertes Hemd, darüber eine dunkle Anzugjacke und dunke Hose) hatte sich auch nicht verändert.
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Ich sah auf die Uhr, es war fast eine Stunde vergangen, seitdem ich den Raum betreten hatte. "Du möchtest jetzt bestimmt auch wissen, wo dein Zimmer ist, oder?" fragte mein Großvater und rief seine Sekretärin zu sich. "Das ist Mrs. Irwine, sie hat dir den Brief geschrieben, dass du angenommen wurdest. Die Frau, die dich vorhin begleitet hat ist Mrs. Carter, sie ist deine Englisch Lehrerin. Sie wird sich nochmal mit dir in Kontakt setzen, um zu besprechen, wann deine Nachhilfe stattfinden kann." Puh, auf Nachhilfe habe ich ja sowas von garkeinen Bock, oh man Alter.
"Sie", er zeigte auf Mrs. Irwine ,"zeigt dir die Wohnräume, gibt dir deinen Stundenplan und alles, was sonst so ansteht. Wir sehen uns bald Arya." Mit diesen Worten verschwand er in ein Hinterzimmer.
"So, folgen sie mir bitte. Hier sehen sie die Klassenräume der Naturwissenschaften. Ein Stockwerk darunter finden sie die der Sprachen. Auf dem Gesamten Schulgebäude herrscht Uniformpflicht. Ihre Uniform besteht aus einem weißen T-Shirt/ Bluse/ Pullover und dazu ein bordeaux farbener Rock. Wahlweise auch eine dunkle Hose, dann wird aber noch eine bordeaux farbene Krawatte verlangt. Vom Schulgebäude gibt es einen Gang, der führt in das Wohnhaus. Die Zimmer sind nach Geschlecht und Stufe eingeteilt. Dein Zimmer hat die Nummer W02-11 und liegt damit im zweiten Stock. Nicht jeder Schüler hat sein eigenes Zimmer und einige Schüler wohnen auch bei Ihren Familien zu Hause. Jede Wohngruppe hat ihre eigene kleine Küche und einen Aufenthaltsraum mit Fehrnseher, Sofa's und Ausblick in den Garten. Von 6:45 bis 8:00 Uhr gibt es Frühstück, Mittagessen gibt es von 13 bis 14:30 und Abendessen ab 19 Uhr. Die Sperrstunde ist für die unter 18 Jährigen ab 22 Uhr und für die über 18 Jährigen spätestens um 23:30 Uhr, da dann die Türen gesperrt werden".
Oh man, das konnte ja was werden. Ich sollte eine Schuluniform tragen und es gab eine Sperrstunde. Bis vor einer Wochen war ich dann nach Hause gekommen, wann ich wollte. Das war meistens nie früher als 2. Und dann noch diese Kleidung, oh oh. Das letzte mal als ich etwas weißes getragen habe liegt bestimmt schon Jahre zurück.
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Erschöpft ließ ich mich auf mein Bett fallen und hätte am liebsten direkt die Augen geschlossen. Doch das ging nicht. In wenigen Minuten war Zeit für das Mittagessen, wenn ich mich recht entsinnte und da ich heute morgen nichts gefrühstückt hatte musste ich wohl oder übel erscheinen. Frau Irwine meinte auch, ich soll am frühen Nachmittag die Schulbücher abholen, da die Bücherei Montags schon früher schließt. Der Anreisetag für die restlichen Schüler ist erst morgen, weshalb es heute sogar noch ein relativ guter Abend werden könnte. Also für ein Internat jedenfalls. Im Vergleich zur Gruft ist das hier ja garnichts. Was Jack wohl gerade macht? Bestimmt muss er heute arbeiten. Am besten denk ich garnicht an ihn, sonst bekomme ich nur wieder schlechte Laune.
Nachdem ich mich hochgerafft habe und meine Büchereikarte, mein Handy, Kopfhörer und meine Jacke gegriffen hatte trat ich nach draußen in den Flur. Ich ging in Richtung Gemeinschaftsraum, wo sich auch die kleine Küche befand. Verträumt schaute ich aus den großen Fenstern und ging Richtung Treppenhaus, bis ich gegen etwas lief. Das etwas schrie. Das etwas war ein jemand, fuck. "Biiiitch, pass doch auf!", das Mädchen, ungefähr so alt wie ich, saß auf dem Boden. Sie hielt sich ihren Knöchel und sah so aus, als ob sie gleich anfängt zu heulen. Sie trug eine schneeweiße Hose, ein pinkes Crop Top und passende pinke Hausschuhe mit Plüsch. Kann ich dir helfen?", fragte ich vorsichtig. Früher hätte ich das nie gefragt, aber neues Leben neues Ich oder so. "Nein, hau ab!", schrie sie mich wütend an. Aus dem Gemeinschaftsraum hörte ich wie Schuhe näherkamen. Schnell machte ich mich auf den Weg zum Treppenhaus und hörte nur noch:"Davina, was ist passiert? Was machst du denn?"
Rasch ging ich weiter: Treppenhaus, langer Gang, anderer Gang & Eingangshalle. Dabei entwirrte ich meine Kopfhörer und machte meine Lieblingsplaylist an. Machine Gun Kelly erklang und direkt entspannte ich mich ein wenig. Von der Eingangshalle dann links in den ersten Gang, wo die eigentliche Schule beginnt. Die Mensa befindet sich etwas abseits in einer noch größeren Halle, als der Eingangshalle. Es gibt lange Tische, für an die 30 Leute, aber auch kleine Tische für ein bis vier Personen. An der linken Seite wird durch eine Art Zaun der Bereich abgegrenzt, wo man sich für das Essen anstellt.
Wie schon gesagt: Heute könnte sogar noch ein relativ guter Tag/Abend werden. Ich nahm mir ein Tablett und stellte mich hinter einen Typen, der etwas älter (& vorallem größer als ich) war. Mit meinen 1,62m gehörte ich aufjedenfall nicht zu den größten Mädchen, aber eigendlich machte mir das nichts aus. Die Schlange bewegte sich und ich schob mein Tablett weiter nach vorne. Laut einer Tafel gab es heute die Auswahl zwischen Nudeln mit Pesto und Brokkoli oder Kichererbsencurry mit Hähnchen und Reis. Zum Nachtisch gab es Schokopudding.
Als ich mein Besteck neben meinen Teller dampfender Nudeln lag, sah ich das Mädchen, welches ich vorhin ausversehen umgeschubst hatte. Sie humpelte zu einem Tisch und setzte sich hin. Wenn ich schlau wäre, würde ich mich einfach hinter sie setzen, sodass sie mich nicht sehen konnte. Ich hatte keine Lust, dass sie mich nochmal anschreien würde. Leider waren aber alle kleinen Tische schon besetzt, sodass ich an einem der langen Tische Platz nehmen musste, wo schon einige Plätze besetzt waren.
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still breathing in secrets
Fiksi RemajaArya ist 17 Jahre alt. Seit dem Tod ihrer Mutter leidet sie unter Angststörungen, die auch mit Gewalt an sich und Menschen aus ihrem Umfeld verbunden sind. Deshalb hat sie den Besuch ihrer Schule auf ein Minimum reduziert. Und das obwohl sie vorher...