06 - Geht dich nichts an!

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Ich hatte den ganzen Tag nur darauf gewartet, dass der Zeiger der Uhr auf 15:30 sprang. Endlich war es soweit, ich packte meine Sachen zusammen und freute mich endlich in mein Bett fallen zu können.

'Mrs. Robinson, warten sie doch kurz.', hinter mir erklang die Stimme meines Physik Lehrers Mr. Woolf. Hatte ja nicht gereicht, dass er in der Stunde gefühlt jede zweite Frage an mich gerichtet hatte, da ich seine vorherige nicht beantworten konnte. 

Ich blieb vor dem Pult stehen und wartete auf eine meiner Mitschülerinnen, die eine Frage mit ihm besprach. 'So, und jetzt noch sie.', er sah mich mit einem mitleidigen Blick an.

'Ich weiß, dass sie erst seit dieser Woche hier sind, aber in dieser Schule fordern wir eine exzellente durchgängige Mitarbeit aller unserer Schüler. Entweder kümmern sie sich um einen Nachhilfelehrer und arbeiten mit ihm den gesamten Stoff der letzten Jahre durch oder ich sorge dafür. ' 

Ich sah in schockiert an und nickte nur. Woher soll ich denn jetzt noch die Kraft für einen Nachhilfelehrer bekommen? Ich hatte heute schon so viele Hausaufgaben aufbekommen und das, obwohl ich bis in den Nachmittag herein Unterricht hatte.

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Die Sonne schien in mein Zimmer, als ich aufwachte. Ich sah auf mein Handy, ich hatte nur 20 Minuten geschlafen. Trotzdem fühle ich mich, als ob ich Dornröschen bei ihrem 100 Jahres Schlaf geholfen hätte. Plötzlich hatte ich das Bedürfnis mit jemandem zu reden. Nicht über die Schule, einfach nur so. Das letze mal als ich das gemacht hatte war mit Jack. 

Dann hatte er mir gesagt, dass er mich liebte und wenige Sekunden später nachdem er mich geschlagen hatte war ich weinend aus der Bar gerannt. Ich hatte für ihn auch immer etwas empfunden, aber nur auf der freundschaftlicher Ebene. Als bester Freund war er immer der, der mit zugehört hatte, wenn ich was auf dem Herzen hatte. Diesen jemand gab es jetzt nicht mehr.

Ich nahm mir eine dicke Jacke, denn obwohl die Sonne schien, wusste ich, dass es nicht sehr warm sein konnte. Ich nahm meine Kamera mit und hoffte, dass ich dieses mal in Ruhe fotografieren konnte. 

«»

Dieses Mal ging ich nach der Auffahrt der Schule nach rechts, wo sich ein Wald befand. Ich musste mich beeilen, wenn ich noch etwas fotografieren wollte. Denn in dieser Jahreszeit ging die Sonne schon sehr früh unter. Der Boden wurde immer matschiger, sodass ich aufpassen musste, dass meine Schuhe und Hose nicht vollkommen schmutzig wurden. Manchmal blieb ich kurz stehen und fotografierte. Die Bäume, Landschaft, einmal auch ein Eichhörnchen. Ich ging noch einige Minuten den Weg weiter, als ich plötzlich hinter mir ein Fluchen hörte. Ich drehte mich erschrocken um und sah einen jungen Mann, welcher gerade vergeblich versuchte seinen Schuh aus dem Schlamm zu ziehen. Er kam mir unheimlich bekannt vor.

Ich ging einige Schritte in seine Richtung und als er bemerkte, dass ich ihn entdeckt hatte sah er ein bisschen beschämt aus. "Wieso verfolgst du mich?", fragte ich in einem viel zu eingeschüchterten Ton. "Ich wollte doch nur mehr über dich erfahren. Als ich dir zum ersten Mal begegnet bin hast du total verzweifelt geklungen und als ich dich fragen wollte, ob ich dir helfen kann bist du davon gerannt.", er blickte auf den Boden und es schien ihm sehr unangenehm zu sein, dass er mich verfolgt hatte. " Ich sah ihm zum ersten mal genau an. Er trug eine Brille und hatte mittelblonde blonde, leicht lockige, aber eher verstrubbelte Haare. Außerdem trug er einen Sweater mit dem Schulwappen und helle, weite Jeans. 

"Aber wieso hast du mich verfolgt?", ich verstand immer noch nicht, wieso jemand ausgerechnet mich verfolgte. "Ich wollte wissen, was du in der Dämmerung im Wald treibst.", er sah mich interessiert an. "Fotografieren", ich hatte wenig Lust eine Unterhaltung mit zu führen. Es gelang ihm nun seinen Sneaker, der mal schneeweiß gewesen sein musste aus dem Schlamm zu ziehen.

"Willst du mit mir zurück zum Internat gehen?, er sah aus, als ob er das wirklich ernst meinte. Ich sah gen Himmel, aber dieser war mittlerweile fast nicht mehr zu sehen. Sah so aus, als ob ich die Zeit komplett ausgeblendet hatte. Da ich absolut keinen Bock hatte alleine zum Internat zu gehen antwortete ich mit einem:"Mhh, okay". 

Wir liefen schweigend nebeneinander her und als ich einmal zu ihm herüberschaute, sah ich, dass er mich anscheinend schon länger beobachtete. Ich schaute schnell wieder geradeaus. Was wollte er von mir? 

"Wie heißt du eigentlich? Und wieso bist du erst jetzt hier? Das Schuljahr hat doch schon längst begonnen?", es schien, als ob er das wirklich wissen wollte. Aber er ging auf meine Schule, was wäre, wenn er das nur spielte und ich ihm jetzt etwas über mich erzählte und er es seinen Freunden erzählte?

"Mein Name ist Arya Robinson. Ich komme aus London und mein Großvater ist der Schulleiter. Deswegen bin ich hier. Mehr musst du nicht über mich wissen", erwiederte ich. "Das ist ja schon einmal ein Anfang. Schön dich kennenlernen zu dürfen Arya. Mein Name ist  Austin Vipond. Ich lebe seit ich 11 bin im Internat. Mein Vater ist der Geschäftsführer von RavenTec. Er will, dass ich die Firma in einigen Jahren übernehme, aber ich weiß nicht, ob ich das wirklich will."

Mir entfuhr ein leises:"Wow". RavenTec war eine der führenden Firmen in der Fotografie, schon als kleines Mädchen hatte ich vor den Schaufenstern des örtlichen Fotostudios, die Kameras von RavenTec bewundert. "Und was ist mit deinen Eltern? Wieso schicken sie dich in ein Internat, was so weit weg von London ist?", er sah mich interessiert an. "Geht dich nichts an", erwiederte ich stumpf. 

Mittlerweile hatten wir die Auffahrt des Internats erreicht und meine Schritte wurden immer größer. Er rief mit lauter Stimme:"Wir sehen uns morgen, okay?". Er dachte wirklich diese paar Worte, die wir gewechselt hatten, hatten dazu geführt, dass ich ihm vertraute. Ich antwortete ihm nicht. Er sollte sehen, dass ich keinerlei Interesse hatte mit ihm in Kontakt zu bleiben.


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⏰ Letzte Aktualisierung: Jan 04, 2021 ⏰

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