4. Gute Laune und das ignorieren von Warnlichtern

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Wieder mit zwei Kaffeebechern und Donuts betrete ich am nächsten Tag pünktlich zur dritten Stunde die Bibliothek meiner Schule. "Hi, Patch.", lächle ich zu ihm herüber, als ich ihn schon an einen der Tische mitten im Raum stehen sehe. Nein, ich freue mich nicht hier zu sein. Ganz und gar nicht. Doch mittlerweile ist es wenigstens ganz erträglich, zumindest graust es mir nicht mehr ganz so davor, wie gestern. "Hey.", kommt es vom anderen Ende. Ich laufe zu ihm herüber und stelle die Sachen vor ihm ab. "Daran kann man sich gewöhnen." Lächelnd zucke ich mit den Schulter, bin aber ganz zufrieden darüber. Danach lasse ich mich auf den Platz neben ihm fallen. "Was machen wir heute?" Es ist ziemlich offensichtlich dass das Ganze eher auf ihn baut oder zumindest ich auf ihn baue. Ansonsten wäre wohl alles für die Tonne. "Ich denke, ich gebe dir lieber mal so Nachhilfe, immerhin solltest du verstehen und erklären können, was du da sagst." "Dir ist schon klar, dass ich dieses Jahr kein einziges mal besser als 4 war?", stelle ich gleich mal klar , um seine Erwartungen herunterzuschrauben. Er ist gut und versteht das alles offensichtlich, nicht dass er denkt, ich tue das auch. "Ja, daran sollten wir unbedingt arbeiten. Welche Note brauchen wir?" Ich seufze einmal dramatisch. "Eine verdammte eins.", nuschle ich bedrückt und lege meinen Kopf dabei auf die Tasche vor mir auf den Tisch. "Vielleicht sollte ich einfach das Jahr wiederholen." Patchs Hand berührt mein Schulterblatt, ehe er mit leichtem Druck darüber streicht. Ich sollte meinen Kopf angesichts dieses Gefühls wirklich draußen in den Schnee stecken. "Hey, wird schon schiefgehen." Ich verdrehe dramatisch meine Augen, was er ja wenigstens nicht sehen kann. Klar, dass er sowas so leicht sagen kann, doch ich bin kein verdammtes Genie. Oh Gott, ich werde meinen Abschluss nicht schaffen. "Komm schon, Angelique, ich weiß dass du nicht dumm bist also wird das ein Kinderspiel. Nur lass uns erst die Sachen nachholen, die dir fehlen.", sagt er so ruhig wie sonst auch und schafft es damit gleichzeitig auch mich einwenig zu beruhigen.

Patch hat es innerhalb von drei Tagen geschafft, mir wirklich etwas zu erklären, sodass ich es auch verstehe und ist nicht so wie die Nachhilfelehrer in den letzten Jahren gescheitert. Es ist die letzte Stunde eines Freitags und ich bin so gutgelaunt wie schon lange nicht mehr. Einerseits weil es natürlich Freitag ist, bestimmt irgendeine aufregende Party stattfindet und ich endlich wieder das Gefühl habe, etwas wirklich zu schaffen. Ich sitze Patch gegenüber, welcher gerade dabei ist, ein paar meiner Aufgaben zu kontrollieren und ich sollte eigentlich an meinem Vortrag arbeiten. Nur sitze ich anders als ich sollte, einfach nur da, kaue auf dem Ende meines Bleistiftes herum und beobachte Patch, wie er konzentriert jede meiner Rechnungen nachrechnet, wie ihm seine dunkelblonden Haare in einzelnen Strähnen ins Gesicht fallen, wie er nachdenklich seine Stirn in Falten legt, die vielen kleinen Sommersprossen in seinem Gesicht und wie sein leicht geöffneter Mund zu wünschen übrig lässt. Es ist so, als würde ich fast gar nicht mehr von diesem Anblick loskommen oder es zumindest gar nicht wollen. Genauso, wie gestern schon. "Angelique, alles okay bei dir?" Seine blauen Augen richten sich gegen meine und ich fühle mich automatisch einwenig ertappt. "Hmm? Ja, ich bin nur am überlegen, was ich schreiben soll.", lächle ich zuckersüße meine Lüge. Ich werde hier ja sowas auf die Schnauze fallen, wenn das so weiter geht. Sagen wir es so, ich muss ziemlich verzweifelt sein, wenn ich schon dabei bin Patch anzuschmachten. Da Blinken die Warnlichter in meinem Kopf ja nur so. Doch ich wäre nicht ich, wenn ich sie nicht ignorieren und mich Hals über Kopf in Patch vergucken würde. Schon wieder.

She's no AngelWo Geschichten leben. Entdecke jetzt