Lily marschierte durch die Gänge und fragte sich zum ersten Mal, ob das was sie tat richtig war. Sie nutze die Gefühle von James aus, um seinem besten Freund zu zeigen, dass sie einerseits nicht prüde war, wie des öfteren behauptet wurde, und andererseits, um sich an ihm zu rächen. Sirius hatte schließlich angefangen, oder nicht? Er hatte Marlene um ein Date gebeten und damit den Stein ins Rollen gebracht. Aber jetzt war er zu weit gegangen. Er konnte nicht erwarten, dass Lily ohne weiteres dabei zusah, wie er ihrer besten Freundin das Herz brach! Sauer schleuderte sie dem Portrait, das vor dem Eingang zu den Schulsprecherräumen hing, das Passwort entgegen und trat ein. Frustriert stellte sie fest, dass sämtliche Rumtreiber auf der Couch und dem Sessel gammelten. Genervt atmete sie aus, ging aber trott auf die vier zu. James und Peter spielten Zaubererschach, Remus las ein Buch und Sirius beobachtete Lily mit einer Mischung aus Überheblichkeit und Skepsis. Lily schenkte ihm ein zuckersüßes aber falsches Lächeln und setzte sich neben James. Er sah sie sanft und liebend an, bevor er ihr einen Kuss auf die Schläfe gab und sie näher an sich heranzog. Sirius knirschte mit den Zähnen und James sah ihn fragend an. "Alles klar bei dir, Tatze?" fragte er. Der abfällig Blick von Sirius galt Lily und James runzelte die Stirn. Was hatte sein bester Freund den für ein Problem? Er hatte zwar noch nie viel davon gehalten, dass James Lily mochte, aber er konnte doch wenigstens etwas netter und beherrschter sein. Sirius wusste am allerbesten, wie es James jahrelang immer wieder nach jedem 'Nein' gegangen war und das ausgerechnet er nun unzufrieden war, enttäuschte James.
Wochen zog es sich so hin. Lily und Sirius provozieren sich immer häufiger gegenseitig mit Marlene und James, bis dem Black schließlich der Kragen platze. "Wie läuft's denn so mit Lily?" fragte er eines Morgens seinen besten Freund in dessen Schlafsaal. "Könnte nicht besser sein." strahlte James. Er hatte sehr wohl bemerkt, dass Sirius mit Lily nicht einverstanden war und er fragte sich, wieso. Nach einer etwas längeren Pause brach Sirius das Schweigen wieder. "Ich glaub nicht, dass sie dir guttut." meinte er leise. James hielt in seiner Bewegung inne. Wie bitte? "Warum nicht?" fragte er mit leicht bissigem Unterton. "Sie... sie hat... Ist dir nicht aufgefallen, dass es ein bisschen schnell ging bei euch? Sie hat dich jahrelang gehasst und dann kommt sie plötzlich zu dir und will..." "Sie hat mich nicht gehasst, das hat sie selbst gesagt!" erwiderte James nun deutlich gereizt. "Oh bitte, das kannst du mir nicht erzählen!" "Ich würde doch mal behaupten, dass ich mehr Zeit mit ihr verbringe, als du und deshalb kann ich darüber auch besser urteilen, oder nicht?" Die Provokation in seiner Stimme war nicht zu überhören. "Egal was sie dir erzählt hat, sie will doch garnicht mit dir zusammen sein!" James öffnete den Mund. Und schloss ihn wieder. Das war nicht nur fies, sondern machte in seinen Augen auch absolut keinen Sinn. "Nur weil du bei Mädchen immer nur an Sex denkst musst du anderen ihr Liebesleben nicht kaputt machen!" Nun war es an Sirius, sprachlos den Mund aufzumachen. "Sie hat dich gehasst, da kannst du jeden verdammten Schüler dieser Schule fragen und sie mag dich doch immer noch nicht!" James sprang von seinem Bett auf. "Bist du eigentlich einfach nur eifersüchtig oder haben deine Eltern dir gesagt, du sollst so fies sein?" fragte er provokant. Er hatte einen Nerv getroffen. Die Faust, die auf ihn zukam sah er zu spät und keine drei Sekunden später lagen die beiden Jungen am Boden und traten und schlugen sich gegenseitig. Bei seinen Eltern hatte Sirius schon immer empfindlich reagiert. Er hasste sie, sie hassten ihn und James war einer der wenigen, die das wussten. Dass er gerade das ausnutze, verletzte Sirius. Nach ein paar Minuten Rangelei trennten sich die beiden. Blut war auf dem Boden. "Werd doch glücklich mit deinem verlogenen Biest, ich bin nicht da um dich später zu trösten." fauchte Sirius, wischte sich über die blutende Lippe und verließ den Raum. James schloss die Augen und spürte die warme Flüssigkeit, die aus seiner Nase über seinen Mund lief. Er spürte aber genauso die Tränen, die sich ihren Weg bahnten. Er hatte noch nie mit Sirius gestritten, aber dieser hatte kein Recht über Lily herzuziehen.
